Berichte und Informationen | Jahrbuch 2000
Statistik der Mennonitenkolonien in Paraguay
Name |
Gegründet |
Einwohnerzahl |
Familie |
Primarschüler |
Sekundarschüler |
Menno |
1927 |
9.242 |
2.328 |
1.374 |
526 |
Fernheim |
1930 |
4.016 |
- |
440 |
336 |
Neuland |
1947 |
1.654 |
508 |
231 |
151 |
Friesland |
1937 |
691 |
227 |
94 |
39 |
Volendam |
1947 |
725 |
210 |
111 |
64 |
Tres Palmas |
1970 |
180 |
36 |
60 |
8 |
Rio Verde/Nueva México |
1969 |
3.045 |
500 |
532 |
|
Bergthal |
1948 |
2.098 |
460 |
356 |
|
Sommerfeld |
1948 |
2.612 |
444 |
|
|
Luz y Esperanza |
1967 |
151 |
24 |
37 |
|
La Montaņa |
1982 |
275 |
30 |
84 |
|
Agua Azul |
1969 |
70 |
15 |
10 |
|
Nueva Durango |
1978 |
1.850 |
281 |
450 |
|
Florida |
1976 |
82 |
13 |
26 |
|
Reinfeld |
1966 |
176 |
28 |
42 |
|
Manitoba |
1983 |
588 |
125 |
126 |
|
Santa Clara |
1972 |
290 |
57 |
48 |
|
Asunción |
- |
1.300 |
|
|
|
Total |
|
29.045 |
|
|
|
Zur Entstehung des Vereins für Geschichte und Kultur der Mennoniten in Paraguay
von Gundolf Niebuhr
Die Gründung des Vereins für Geschichte und Kultur der Mennoniten in Paraguay" am 3. Dezember 1999 war das
Resultat der Bemühungen einer Interessengruppe, die sich im Laufe der vorhergehenden drei Jahre periodisch getroffen hatte.
Sie bestand anfänglich aus den Personen Jakob Warkentin, Jacob Harder, Peter P. Klassen, Gerhard Ratzlaff und Gundolf
Niebuhr und befasste sich zunächst mit drei Fragen: Einrichtung eines Dokumentations- und Forschungszentrums Chaco,
Teilnahme an dem von Prof. Harvey Dyck geplanten Symposium in der Ukraine und Herausgabe eines Nachschlagewerkes
über die Mennoniten in Paraguay.
In der Folgezeit legten Gundolf Niebuhr und Gerhard Ratzlaff schriftliche Vorschläge zur Einrichtung eines
Dokumentationszentrums und zur Herausgabe eines Nachschlagewerkes vor. In einer erweiterten Sitzung traf sich die Interessengruppe
mit den Archivaren der drei Mennonitenkolonien im Chaco, um zu beraten, wie eine Zusammenarbeit der mennonitischen
Archive und Bibliotheken in Paraguay effektiver zu gestalten sei.
Da in den informellen Gesprächen der Mitglieder der Interessengruppe der Gedanke zur Gründung eines
mennonitischen Geschichtsvereins immer mehr in den Vordergrund rückte, bildete man eine erweiterte Arbeitsgruppe die das Statut für den
zu gründenden Verein für Geschichte und Kultur der Mennoniten in Paraguay" ausarbeiten sollte.
Auf Grund dieses Statuts wurde am 3. Dezember 1999 in Filadelfia der Verein gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern
gehören: Gundolf Niebuhr, Jakob Warkentin, Peter P. Klassen, Jacob Harder, Gerhard Ratzlaff, Hans Theodor Regier,
Heinrich Dyck, Abram J. W. Wiebe, David P. Reimer und Heinrich H. Dyck.
Über die Zielsetzungen des neugegründeten Vereins sowie über die Beitrittsmöglichkeiten geben die Paragraphen 3 und
4 des Statuts Auskunft:
§ 3 Zielsetzung:
Der Verein für Geschichte und Kultur der Mennoniten in Paraguay ist eine landesweite, gemeinnützige Vereinigung von
Personen, die ohne Gewinnstreben mit folgender Zielsetzung arbeitet:
-
Das historische Erbe, das Glaubensgut und das kulturelle Leben der deutschsprachigen Mennoniten in Paraguay
beschreiben, analysieren, pflegen und fördern;
-
Durch Forschung und Förderung von wissenschaftlichen und künstlerischen Arbeiten dies Erbe darstellen und
interpretieren;
-
Die wechselseitige Beziehung der verschiedenen Gruppen mennonitischer Einwanderer und ihrer Nachkommen zu
ihrer natürlichen, sozialen und kulturellen Umwelt in Paraguay erforschen und im interethnischen Dialog interpretieren;
-
Forschungsarbeiten, die in den Interessenbereich der Vereinigung fallen, anregen und beratend begleiten;
-
Durch Kooperation mit Archiven und Bibliotheken der Kolonien, Gemeinden und ihren Bildungsinstitutionen eine
Datenzentrale einrichten und Material sammeln;
-
Kontakte mit ähnlichen Vereinen und Institutionen der Mennoniten in anderen Ländern unterhalten, um Materialien
und Forschungsergebnisse auszutauschen.
§ 4 Mitgliedschaft:
Mitglied werden kann, wer den Zielen des Vereins zustimmt, diese aktiv unterstützt, und den Jahresbeitrag zahlt.
Auch Institutionen können als juristische Person Mitglied werden.
Über die Aufnahme neuer Mitglieder entscheidet die Vollversammlung.
Die Vollversammlung kann auch Personen zu Ehrenmitgliedern ernennen, die durch hervorragenden Einsatz die Ziele
des Vereins in besonderer Weise gefördert haben oder gegenwärtig fördern.
Wir erwarten, dass der Verein einen wesentlichen Beitrag zum besseren Verständnis und zur Erhaltung der Geschichte
der Mennoniten in Paraguay liefern wird. Historische Arbeit wird besonders bei den sehr verschiedenen mennonitischen
Gruppen in unserem Land von Bedeutung sein, da solche Arbeit informiert und Selbstbewußtsein schafft, oft auch
Missverständnisse aus dem Weg räumen kann. Mennoniten in Paraguay haben wirtschaftlich und kulturell zur Veränderung ihrer Umwelt
beigetragen und durch ihre Missionsbemühungen eine breite Bevölkerungsschicht mit ihrem freikirchlichen Glaubensgut konfrontiert.
Die Struktur des Mennonitentums in Paraguay legt von vornherein eine gewisse Richtung für den Verein fest, bzw. umreißt
in groben Zügen seinen Charakter. Geschichtsvereine sind nicht überall aus den gleichen Gründen und mit denselben
Zielen entstanden. In Deutschland war es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts das Verlangen, der Täufergeschichte und
-Theologie endlich einen gebührenden Platz in der Kirchengeschichte zu verschaffen. Da diese Geschichte an sämtlichen Fakultäten
als Stiefkind behandelt worden war, bedurfte es eines zielgerichteten Aufwandes, eine neue Perspektive zu schaffen und
kompetente wissenschaftliche Forschung hierüber zu fördern und zu publizieren. Das Mennonitische Lexikon sowie die
periodisch erscheinenden Geschichtsblätter, aber auch das tatsächlich gewandelte Image des Täufertums in der Forschung sind
Beleg dafür, dass dies ein lohnendes Projekt war.
In Deutschland, wie auch in Nordamerika, sind Lokalgemeinden und Konferenzen die hauptsächlichen Trägerinstitutionen
des Mennonitentums. Das erklärt auch, wieso die Geschichtsvereine in den USA, Kanada und Deutschland eine starke
Gemeindebezogenheit haben und dazu neigen, theologisch orientiert zu sein. In Kanada kommt allerdings, auch ein starker kultureller
Zug hinzu, der z.B. im Steinbach Museum und in zahlreichen Folkloristischen Aktivitäten, die durch den Geschichtsverein
gefördert werden, zum Ausdruck kommt. In Brasilien hat der entsprechende Verein von vornherein eine stärker kulturelle Prägung.
In Paraguay, ähnlich wie in Brasilien auch, wird das Mennonitentum durch eine Reihe kolonialer, interkolonialer und
übergemeindlicher Institutionen getragen und repräsentiert. Somit kommt einem Verein wie diesem vor allem die Aufgabe zu,
Aktivitäten im wissenschaftlichen und auch folkloristischen Bereich zu fördern, die zur Erhellung der besonderen Rolle dienen, die
dem Mennonitentum in unserem Lande zukommt.
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