Vorträge | Jahrbuch 2001
Zur Geschichtsschreibung über die Mennoniten in Paraguay
Dr. Jakob Warkentin
(1)
1. Einleitung
Es gibt keinen besseren Schlüssel zum Charakter einer Gesellschaft als die Art Geschichte, die sie schreibt oder eben
nicht schreibt", behauptet der englische Historiker Edward Hallet Carr in seinem Buch Was ist Geschichte", das 1963 erstmalig
in deutscher Sprache erschienen ist.
(2) Wenn wir diese Behauptung ernst nehmen - ich meine, es gibt genügend Gründe dafür
-, dann tun wir gut daran, uns eingehender mit der Geschichtsschreibung der Mennoniten in Paraguay zu befassen. Mit
meinen Ausführungen will ich dazu einen kleinen Beitrag leisten, der dann in den Gruppengesprächen und hoffentlich auch
darüber hinaus ergänzt werden wird
Schon der Prediger Salomo stellte mit Besorgnis fest, dass des vielen Bücherschreibens kein Ende
sei.
(3) Wenn man sich die vielen Festschriften, Auftrags- und Forschungsarbeiten über die Mennoniten in Paraguay ansieht, kann man sein Urteil
immer noch bestätigen. In diesem Zusammenhang interessieren uns vor allem die Publikationen, die einen Beitrag zur Geschichte
der Mennoniten in Paraguay liefern. Offensichtlich sind die verantwortlichen Personen in Kolonie und Gemeinde daran
interessiert, die Aufbau- und Entwicklungsarbeit in ihrem Verantwortungsbereich zu dokumentieren. Gerne werden dabei Erfolge
hervorgehoben und Misserfolge verniedlicht oder gar verschwiegen. Als ich 1974 im Chaco Material für meine Dissertation über
das deutschsprachige Siedlerschulwesen in Paraguay sammelte, fragte ich einen Oberschulzen, ob sie denn an einer
solchen Forschungsarbeit interessiert seien. Er antwortete darauf unmissverständlich: Wann wi doabi goat aufschniede, dann jo."
Sprach dieser Oberschulze nur für sich selbst oder drückte er dabei eine Grundhaltung aus, die bei den Mennoniten in
Paraguay weit verbreitet ist? Denn sobald ein kritisches Referat oder ein Artikel mit unkonventionellen Gedanken erscheint, hört man
die besorgte Frage: Was werden denn die anderen" über uns denken, wenn sie das lesen oder hören? Haben wir denn so viel
zu verbergen, oder darf das von uns durch Fremd- und Selbstdefinition entstandene Bild keine Kratzer bekommen? Ich glaube,
es ist an der Zeit, bei der Beschäftigung mit unserer Vergangenheit die Akzente nicht mehr so sehr auf die Dokumentation
guter Werke zu konzentrieren, als vielmehr zu erhellen, wo in der Gesellschaft Brüche entstanden sind oder Wege
eingeschlagen wurden, die Menschen in die Resignation trieben oder zur Auswanderung zwangen.
Meine Ausführung habe ich in zwei Teile geteilt. Der erste Teil soll über grundlegende Begriffe der
Geschichtsschreibung Klarheit verschaffen, und der zweite Teil soll verschiedene Beiträge der Geschichtsschreibung analysieren und dabei
prüfen, welchen Beitrag sie zur Schaffung oder zur Veränderung des
Images der Mennoniten in Paraguay geleistet haben. In
meinem Referat beschränke ich mich auf die Geschichtsschreibung der deutschsprachigen Mennoniten in Paraguay. Der Beitrag
der lateinparaguayischen und der indianischen Mennoniten zum Gesamtbild der Mennoniten in Paraguay müsste in einem
eigenständigen Referat dargestellt und reflektiert werden. Es wäre gut, wenn die zukünftige mennonitische
Geschichtsschreibung nicht nur den Wertehorizont der russlanddeutschen Mennoniten, sondern auch den der anderen mennonitischen Ethnien
sowie auch der nichtmennonitischen Ethnien in diesem Land berücksichtigen würde.
2. Grundbegriffe der Geschichtsschreibung
2.1 Was ist Geschichte?
Ernst Opgenoorth antwortet auf diese Frage in seiner Einführung in das Studium der Neueren Geschichte so: 1. Geschichte
ist Geschehenes. Dabei denken wir vornehmlich an Begebenheiten, die aus dem Handeln des Menschen hervorgehen oder
wenigstens darauf einwirken." 2. Ebenso bezeichnet auch ´Geschichte´als Name einer Wissenschaft zugleich die Sache und
die Kenntnis von ihr; Kenntnis sowohl im alltäglichen als auch im wissenschaftlichen
Sinne."
(4) Vereinfacht können wir mit
Opgenoorth die drei Aspekte des Wortes Geschichte so unterscheiden: Die wissenschaftliche Kenntnis von Geschichte
bezeichnen wir als Geschichtswissenschaft", ihre Kenntnis und Darstellung als Geschichtsschreibung" oder Historiographie" und
die Ereignisse selbst als Geschichte"
Das ist zunächst einmal eine formale Antwort auf die gestellte Frage. E. H. Carr, der der Beziehung zwischen dem Historiker
und seinen Fakten große Bedeutung beimisst, sagt: Geschichte ist ein fortwährender Prozeß der Wechselwirkung zwischen
dem Historiker und seinen Fakten, ein unendlicher Dialog zwischen Gegenwart und
Vergangenheit."
(5)
Das Verständnis der Vergangenheit, so Carrs Meinung, leistet Hilfe zur Bewältigung der Gegenwart: Die Vergangenheit ist
uns nur im Licht der Gegenwart verständlich; und umgekehrt können wir die Gegenwart nur im Licht der Vergangenheit
ganz erfassen. Die zweifache Aufgabe der Geschichte besteht darin, den Menschen in die Lage zu versetzen, die Gesellschaft
der Vergangenheit zu verstehen und die Gesellschaft der Gegenwart besser zu
meistern."
(6)
Damit dürfte klar sein, dass die Beschäftigung mit Geschichte nicht nur ein Hobby oder ein Zeitvertreib für wissbegierige
Leser ist, sondern eine notwendige Tätigkeit für alle diejenigen Personen in der Gesellschaft sein sollte, die verantwortlich
danach fragen, woher wir kommen, um aus den Antworten mögliche Hinweise für die Beantwortung der Frage, wohin wir gehen,
zu finden. Der Historiker, der in der Gegenwart lebt, steht zwischen Vergangenheit und Zukunft. Er ist daher nicht nur um
Klärung der Ereignisse in der Vergangenheit bemüht, sondern lenkt seine Gedanken auch über die Gegenwart hinaus in die Zukunft.
Carr sagt: Gute Historiker haben m. E., ob sie nun darüber nachdenken oder nicht, die Zukunft in den Knochen. Neben der
Frage nach dem Warum stellt der Historiker auch die Frage nach dem
Wohin."
(7)
2.2 Die Bedeutung der Fakten
Wer Geschichte schreiben will, muss sich erst einmal mit den verfügbaren Fakten vertraut machen. Dabei benutzt der
Historiker die verschiedenen Quellen, die ihm in Form von Dokumenten, Protokollen, Briefen, Zeitschriften, Büchern,
Quellensammlungen usw. zugänglich sind. Die Bedeutung der Fakten für die Geschichtsschreibung begann vor allem mit Leopold von Ranke, der
um 1830 aus Protest gegen die moralisierende Geschichtsschreibung forderte, dass die vornehmliche Aufgabe des Historikers
darin bestünde, zu dokumentieren, wie es eigentlich gewesen" sei. Diese Parole machten sich die deutschen, englischen und
französischen Historiker der folgenden drei Generationen zu eigen. Unter ihnen vor allem die Positivisten, die darauf bedacht
waren, die Geschichte als Wissenschaft zu etablieren. Nach dieser Auffassung habe der Historiker in erster Linie Fakten, d. h. Daten
zu erheben, die in Form von Dokumenten, Inschriften u.a.m. zugänglich sind. Geschichte wäre, so gesehen, eine Summe
von Fakten.
(8)
Wo bleibt dann aber die Interpretation? Nun, darüber hat es unter den Historikern ebenfalls eine Diskussion gegeben. Sir
George Clark unterschied zwischen dem festen Kern der Fakten" und dem Fruchtfleisch der anzweifelbaren Interpretation" und
der liberale Journalist C. P. Scott drückte es so aus: Die Fakten sind heilig, die Meinung ist
frei."
(9)
Nun müssen wir einschränkend sagen: Nicht alle Fakten der Vergangenheit sind historische Fakten. Manche sind der
Auffassung, dass es grundlegende Fakten gebe, die für alle Historiker verbindlich seien und sozusagen das Rückgrat der
Geschicht bilden würden. Dem gegenüber betont Carr, dass die Entscheidung, welches nun grundlegende Fakten seien, nicht in
der Qualität der Fakten zu suchen sei, sondern eher auf eine A-priori-Entscheidung der Historiker zurückzuführen sei. Es
stimme also nicht, dass die Fakten für sich selbst sprächen. Die Tatsachen sprechen nur", so Carr, wenn der Historiker sich an
sie wendet: er nämlich entscheidet, welchen Fakten Raum gegeben werden soll und in welcher Abfolge und in welchem
Zusammenhang".
(10) Er fährt dann an anderer Stelle fort: Der Glaube an einen festen Kern historischer Fakten, die objektiv und
unabhängig von der Interpretation des Historikers bestehen, ist ein lächerlicher, aber nur schwer zu beseitigender
Trugschluß".
(11) Und Barraclough, Professor für mittelalterliche Geschichte, stellt fest: Es wird immer noch viel zu wenig wahrgenommen, dass
die Geschichte, die wir lesen, genaugenommen nicht so sehr Tatsachen bringt, obwohl sie sich auf Tatsachen gründet, als
eine Reihe angenommener Meinungen."
(12)
Bei der Mitteilung von historischen Fakten fließen oft bewusst oder unbewusst Meinungen und Interpretationen mit ein.
Das soll an den folgenden drei Aussagen gezeigt werden. Als der Matrose auf dem Ausguck des Segelschiffes, mit dem
Columbus seine Seereise nach Westen angetreten hatte, eines Tages ausrief: Land in Sicht", da konnten die mitfahrenden Seeleute
mit ihren eigenen Augen seine Aussage überprüfen. Bei dieser Aussage handelt es sich um eine reine Tatsachenfeststellung,
die unabhängig von der Meinung des Hörers gültig ist. Anders verhält es sich mit der Aussage, die wir in vielen
Geschichtsbüchern lesen können: 1492 wurde Amerika entdeckt. Es stimmt zwar, dass Columbus in dem besagten Jahr den neuen Erdteil
erstmalig gesehen und betreten hat. Das Wort entdeckt" enthält aber weit mehr als eine Tatsachenfeststellung, denn es impliziert
den ausgesprochenen Standpunkt des Westeuropäers und dessen Weltverständnis. Aus der Sicht der Indianer könnte
dieselbe Tatsache so lauten: 1492 begann unsere Unterdrückung. Und hier das dritte Beispiel. 1920 telegraphierte der Landsucher
Fred Engen im Gran Chaco an seinen Auftraggeber Mc Roberts in Buenos Aires: I´ve found the promised land". Auf der einen
Seite ein lapidare Tatsachenfeststellung, auf der anderen Seite die Mitteilung einer erfüllten Prophezeihung, verbunden mit
einer optimistischen Zukunftserwartung.
An diesen Beispielen wird deutlich, dass die Faktenmitteilung noch keine Geschichtsschreibung im eigentlichen Sinn
ist, sondern erst die kritische Interpretation entscheidet über die Aussagekraft und den Stellenwert der Fakten.
2.3 Erklären und Verstehen
Wir halten fest: Die enzyklopädische Kompilation von Fakten ist noch keine Geschichtsschreibung im eigentlichen Sinn,
sie bietet aber eine gute Grundlage dafür. Auch eine Zusammenstellung von Fakten, die unkommentiert veröffentlicht werden,
ist keine objektive Widerspiegelung der jeweiligen Wirklichkeit. Denn die jeweils vorhandenen Dokumente lassen nur
Aussagen über ganz bestimmte Teilbereiche der Realität zu, während andere Teilbereiche auf Grund fehlenden Quellenmaterials im
Dunkeln bleiben. Hinzu kommt, dass die Auswahl und Anordnung der Dokumente bereits eine Tendenz der zu erwartenden
Interpretation verrät.
Bei der Interpretation von Texten, die sich auf ein geschichtliches Ereignis beziehen, geht es darum, die jeweiligen Ursachen
und Wirkungen zu erklären und die Handlungsweise der jeweiligen Akteure in ihrem Kontext zu verstehen. Ob sich der
Historiker nun mehr um die Erklärung der Ereignisse oder um das Verstehen der Vergangenheit bemüht, hängt davon ab, ob er zu
den Positivisten oder zu den Hermeneutikern gehört. Nach Auffassung der Positivisten gibt es nur eine Art von
Erklärungen, nämlich die der kausalen, d. h. der gesetzmäßigen Erklärungen. Sie lehnen sich dabei an das naturwissenschaftliche
Erklärungsmodell an und sehen in der Geschichtswissenschaft nur eine Variante dieses
Modells.
(13)
Dieser positivistische Ansatz wird jedoch von einer anderen Gruppe, die sich Hermeneutiker nennen, abgelehnt. Sie lehnen
es ab, den Begriff der Erklärung" aus der Naturwissenschaft abzuleiten. Sie bevorzugen das intentionale und narrative
Erklärungsmodell und verweisen darauf, dass man die historische Erklärung nur dem Werk des Historikers selbst entnehmen könne.
Die Diskussion zwischen Positivisten und Hermeneutikern ist bereits mehr als hundert Jahre alt. Sie entstand, weil die
jeweilige theoretische Erkenntnis auch praktische Konsequenzen hat. An dem Verhältnis zwischen Geschichtswissenschaft und
den Sozialwissenschaften wie Soziologie, Psychologie und Wirtschaftswissenschaften kann man das verdeutlichen.
Positivistisch ausgerichtete Historiker betonen die Bedeutung der Sozialwissenschaften für das Geschichtsstudium und streben
manchmal sogar deren Integration an. Diese Integration von Geschichte und Sozialwissenschaften wird von den hermeneutisch
orientierten Historikern jedoch abgelehnt. Sie sehen vielmehr eine enge Verwandtschaft zwischen Geschichte, Literatur und
Rhetorik sowie der bildenden Kunst.
Johann Gustav Droysen, ein deutscher Historiker des 19. Jahrhunderts, schrieb in seiner Historik": Wir erklären nicht.
Interpretation ist nicht Erklärung des Späteren aus dem Früheren, des Gewordenen als ein notwendiges Resultat der
historischen Bedingungen, sondern ist Deutung dessen, was vorliegt, gleichsam ein Lockermachen und Auseinanderlegen dieses
unscheinbaren Materials nach der Fülle seiner Momente, der zahllosen Fäden, die sich zu einem Knoten verschürzt haben, das durch
die Kunst der Interpretation gleichsam wieder rege wird und Sprache
gewinnt."
(14)
Droysen hat auch näher erläutert, wie ein Historiker vorgeht, wenn er die Vergangenheit verständlich machen will.
Dabei unterscheidet er vier Phasen. In der ersten Phase, die er pragmatische Interpretation" nennt, verschafft sich der
Historiker mittels der Quellensammlung und Quellenkritik ein möglichst zutreffendes Bild von der Vergangenheit. In der zweiten
Phase erfolgt nach Droysen die Interpretation der Bedingungen", wozu die geographischen, materiellen und technischen, aber
auch die mentalen Umstände gehören, die das Handeln der jeweiligen Individuen beeinflusst haben. In der dritten Phase folgt
die psychologische Interpretation", wobei der Historiker versucht, sich in die Motive und den Geist der handelnden
Personen hineinzuversetzen. Im vierten Schritt erschließt der Historiker die Beziehungen zwischen den handelnden Personen und
dem Zeitgeist.
(15)
In der Naturwissenschaft eignet sich die Erklärung, da Ursache und Wirkung in einem deterministischen
Zusammenhang stehen. D. h. bestimmte Bedingungen ziehen gesetzmäßige Folgen nach sich. Das ist in der Geschichte anders. Naürlich
kann man auch bei Geschichtsabläufen Ursache und Wirkung aufeinander beziehen, deren Abfolge ist jedoch nicht
zwangsläufig determiniert, da das menschliche Handeln nur teilweise determiniert, teilweise aber durch seine Entscheidungsfähigkeit
offen und damit nicht eindeutig vorhersehbar ist.
2.4 Objektivität und Subjektivität
Schon die klassischen römischen Schriftsteller, wie z. B. Cicero, strebten in ihrer Geschichtsschreibung Objektivität an.
Sie wollten die Tatsachen unverfälscht und vorurteilslos darstellen. Inzwischen weiß man längst, dass man
Geschichtsschreibung weder von God´s eye point of view" (Hillary Putman) noch von einem view from nowhere" (Thomas Nagel) schreiben
kann und ist daher bemüht, wie Chris Lorenz es ausdrückt die Ideen der Objektivität und der Perspektivität miteinander zu
versöhnen."
(16)
Da sich die sozio-historische Wirklichkeit dauernd ändert, bleibt auch der Standpunkt des Historikers nicht immer derselbe.
Es ist daher angebracht, dass der Historiker seinen Standort zu Beginn seiner Ausführungen reflektierend darstellt. Jeder
Historiker arbeitet innerhalb eines bestimmten Werthorizontes, d. h. seine Darstellung erfolgt aus einer bestimmten normativen
Perspektive heraus. Deutlich erkennbar wird sie aber erst durch die Absetzung von anderen Werthorizonten. Chris Lorenz schreibt:
Erst mit der Formulierung eines anderen Werthorizonts kann man den ersten als solchen erkennen und
identifizieren, denn niemand kann den Boden sehen, auf dem er steht. Für die Identifizierung eines Werthorizonts in der
Geschichtsschreibung scheint daher die Anwesenheit
anderer, kontrastierender Werthorizonte - und damit ein normativer
Pluralismus - eine notwendige Bedingung zu sein."(17)
Hier, so meine ich, tut sich für die mennonitische Geschichtsschreibung ein weites Feld auf. Zu oft sind die Mennoniten
nach Maßgabe des eigenen Werthorizontes beschrieben worden, von wo aus dann mit demselben Maßstab die sie
umgebenden anderen Bevölkerungsgruppen definiert und kritisiert wurden. Die Betrachtung der Mennoniten aus dem Blickwinkel
eines anderen Werthorizontes könnte für uns jedoch eine Spiegelung ermöglichen, die zu einem realistischeren und
wahrhaftigeren Selbstbild und zu einer objektiveren Beurteilung der anderen Ethnien in ihrem Lebensraum führen würden.
2.5 Geschichte und Identität
Wer sind wir? Diese Frage beschäftigt immer wieder die Menschen. Eine Möglichkeit besteht darin, sie über ihre Geschichte
zu bestimmen. Hermann Lübbe sagt: Identät ist das, was als - zutreffende - Antwort auf die Frage erteilt wird, wer wir
sind."
(18) Jörn Rüsen meint, dass die wesentliche Funktion von Geschichte darin besteht, Identitäten zu präsentieren" oder zu
konstruieren".
(19) Zu beachten ist dabei, dass der Historiker immer einer bestimmten Gesellschaftsgruppe angehört und auch
deren Sichtweise repräsentiert. Bei der Definition der kollektiven Identität ist zwischen Selbstdefinition und Fremddefinition zu
unterscheiden, die in einem Spannungsverhältnis zueinander stehen. In multikulturellen Gesellschaften", so Chris Lorenz, hat
sich diese Spannung bei der Definition ethnisch-kultureller Identitäten immer weiter
verstärkt."
(20)
Bei den Identitätsvorstellungen spielen nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart und die Zukunft eine
wichtige Rolle. Werthorizont und Historiographie sind eng miteinander verknüpft,
weil in einer Identitätsvorstellung die
Rekonstruktion der (Gruppen-) Vergangenheit, die
Diagnose der Gegenwart und die
Zukunftserwartungen unlöslich miteinander verbunden sind. Menschen und Gruppen
finden ihre Identität nämlich nicht in vorliegender Form in den Tatsachen, sondern
bilden ihre Identität in einer Rekonstruktion der
Vergangenheit aus ihrer Sicht der Gegenwart mit Blick auf die Zukunft. Identität ist also ein
kombiniertes Produkt von Rekonstruktion und Projektion
oder, in Rüsens Formulierung `Norm und Tatsache
zugleich'".(21)
Identitätsvorstellungen sind für Individuen und Gruppen wichtig, weil sie ihr Handeln daran orientieren. Bei der
Konstruktion dieser Identität sind sie maßgeblich mitbeteiligt, indem sie ihre eigene Vergangenheit aufarbeiten, sich in bestimmte
Traditionen einordnen und daraus ihre Identität
ableiten.
(22)
2.6 Ziel und Aufgabe der Geschichtsschreibung
Wozu schreibt man denn Geschichte? Gerhard Ratzlaff antwortet auf diese Frage in seinem Buch Ein Leib - viele Glieder"
so: Das
Ziel der Geschichtsschreibung ist die Verherrlichung Gottes, die Ausbreitung seines Reiches und der Dienst am
Nächsten."
(23) Und an anderer Stelle: Die Geschichte soll Werte unserer Gemeinden übermitteln und Wegweiser für die
Zukunft sein."
(24) Er fügt dann noch hinzu, dass die Geschichtsdeutung ein entscheidendes Merkmal der Geschichtsschreibung sei
und stellt fest: Die Auslegung historischer Ereignisse ist richtunggebend für die Gemeinden und ihre
Tätigkeit."
(25) Solche Formulierungen lassen den Schluss zu, dass nach seiner Auffassung der Geschichtsschreiber - zumindest wenn es um die Geschichte
der Gemeinden geht - wohl eher einem verkündigenden Prediger als einem reflektierenden und kritisierenden Analytiker
gleichen solle. Ratzlaff will mit seiner Geschichtsschreibung den Leser zu guten Werken animieren, das zeigt auf eindrückliche Weise
sein Buch über die Ruta Transchaco", deren Bau er als ein Werk der Bruderschaftshilfe deutet, um dadurch den Leser und
die heutige Generation zu motivieren, in gleichem Sinne praktische Hilfe im christlichen Geiste zu
üben."
(26)
Nüchterner und weitgefasster ist Carrs Aufgabenstellung für den Historiker, wenn er schreibt: Die Funktion des
Historikers besteht weder darin, die Vergangenheit zu lieben, noch sich von ihr zu emanzipieren, sondern darin, sie als Schlüssel
zum Verständnis der Gegenwart zu bewältigen und zu
verstehen."
(27) Weder Verherrlichung noch Verleugnung der eigenen
Vergangenheit, sondern Erhellung und kritische Bewertung unserer Vergangenheit, mit dem Ziel, daraus hilfreiche Hinweise zur
Bewältigung der in der Gegenwart sich uns stellenden Fragen und Probleme zu erhalten, scheint mir eine angemessene und
sinnvolle Aufgabe der Geschichtsschreibung zu sein.
3. Beiträge der Geschichtsschreibung
3.1. Das Bild der Mennoniten in Paraguay wird gemalt.
Unser Bild ist schon vor uns für uns ausgewählt und bestimmt worden, nicht so sehr durch den Zufall als durch Leute,
die bewusst oder unbewusst von einer ganz bestimmten Sicht durchdrungen waren und die Tatsachen, die diese Sicht stützten,
des Aufschreibens wert fanden." Diese Aussage des Historikers Carr in Bezug auf die Geschichtsschreibung des Mittelalters
lässt auch uns aufhorchen, wenn wir uns mit mennonitischer Geschichtsschreibung befassen. Carr fährt dann fort: Aber das Bild
des tiefreligiösen mittelalterlichen Menschen ist, ob es nun wahr ist oder nicht, unzerstörbar, da fast alle bekannten Fakten
durch Menschen ausgewählt wurden, die es glaubten und denen daran lag, dass auch andere es glaubten, und da eine Menge
anderer Tatsachen, die uns möglicherweise das Gegenteil bezeugt hätten, unwiderruflich
verlorenging."
(28) Mir scheint, dass das Bild
der Mennoniten in Paraguay in der schwierigen Anfangszeit einen wichtigen Beitrag zur Überlebensstrategie geleistet hat und
in der Folgezeit eine systemstabilisierende Funktion hatte. Im Laufe der Zeit hat sich das Bild der Mennoniten wiederholt auch
als Störfaktor erwiesen, da dadurch oft Erwartungen an sie gestellt wurden, die nicht einlösbar waren, oder Abgrenzungen
vollzogen wurden, die weder plausibel noch notwendig waren. Aus welchen Grundelementen sich dieses Bild zusammensetzt,
lässt sich an Hand einiger Publikationen deutlich zeigen. Die Grenzen zwischen Fremddefinition und Selbstdefinition sind
dabei durchaus fließend.
Paraguay als Zufluchtsort für verfolgte Mennoniten tauchte bereits auf, als hier noch keine Mennoniten eingewandert
waren. Otto Xenos, alias Heinrich Braun, der für seine mennonitischen Glaubensgeschwister in Russland eine neue Heimat
suchte, nachdem diese infolge des Ersten Weltkrieges und der nachfolgenden Revolution ausnahmslos arm, bettelarm und
fremd" geworden waren, schrieb 1927 im Christlichen Gemeinde-Kalender der Süddeutschen Mennoniten über seine
Studienreise durch Uruguay und Paraguay, die er 1924 durchgeführt hatte: Paraguay ist heute ein kulturell armes Land, hat aber
viele Bodenschätze, die zu heben sind, und die Vegetation verfügt über viele Heilkräuter. Der Chaco bietet ein nicht zu
unterschätzendes Siedlungsgebiet. Es müßten aber die Wasserfrage mehr geklärt werden und die Verkehrsschwierigkeiten beseitigt
werden."
(29)
Bereits hier werden Grundelemente für das zukünftige Mennonitenbild zusammengetragen, die ich in folgendem Satz
zusammenfassen kann: Verfolgte Mennoniten aus Russland sind potentielle Kulturbringer in einem unbesiedelten Land.
Von weit aus größerer Bedeutung für die Gestaltung des Mennonitenbildes im Chaco war jedoch der Beitrag von H.S.Bender,
der sich im Auftrag des MCC für die Siedler der Kolonie Fernheim in besonderer Weise verantwortlich fühlte. Er und seine
Mitarbeiter in der Studienkommission, zu der neben ihm M.H. Kratz und P.C. Hiebert gehörten, sahen im paraguayischen Chaco ein
viel versprechendes Siedlungsgebiet:
Nun, - in dem paraguayischen Chaco könnten wir leicht sämtliche Mennoniten der Welt unterbringen.
Anderthalb Millionen Hektar in einem Block und gänzlich unbevölkert standen uns zur Verfügung ... Uns schwebte ein
zukünftiger Mennonitenstaat vor, wo, wenn möglich, sämtliche russische Mennoniten in unbeschränkter Feiheit ihr Leben und
ihre Kultur neu gründen und weiterentwicklen könnten. Ein weiterer, besonderer Vorteil des paraguayischen Chaco
in kultureller Beziehung ist die Tatsache, dass heute dort gar keine Kultur existiert. Es besteht also keine Gefahr, dass
die Mennoniten mit ihrer deutschen Kultur in einer fremden Kultur untergehen
werden."(30)
Hier werden einzelne bereits genannte Elemente des Mennonitenbildes verstärkt, andere hinzugefügt: Chaco als
menschenleere und kulturlose Wildnis, Abgeschiedenheit als Vorteil für den eigenen Kulturerhalt, Möglichkeit der Errichtung eines
Mennonitenstaates", was auch immer das heißen mochte.
Bender legte in seinem Vortrag großen Wert darauf, zu betonen, dass die Auswanderung nach Paraguay von Anfang an
eine freiwillige gewesen" sei. Er sagte: Ich habe niemand für Paraguay angenommen, der nicht völlig überzeugt war, dass
dieses Land seine zukünftige Heimat sein sollte." Und noch eines stellte er klar: Die ganze Sache ist für uns alle, für die
Mennonitengemeinden in Nordamerika, für das M.C.C., für mich und für die ausfahrenden Flüchtlinge eine Glaubenssache
gewesen."
(31)
Das Bild der Mennoniten in Paraguay erhielt durch Bender noch eine andere entscheidende Färbung durch die
folgende Aussage: Ich bin Amerikaner bis zu den Zähnen, ich bin kein Deutscher. Ich bin aber dafür, dass die neuen
Mennoniten-Siedlungen deutsch sind und bleiben. Wir amerikanische Mennoniten werden darauf hinarbeiten, dass diese neuen
Ansiedlungen ganz und gar deutsch bleiben und sich weiter in dieser Richtung
entwickeln."
(32) Gewiss hat er sich damals nicht
vorstellen können, in welche Zerreißprobe gerade das Bekenntnis zu Deutschland die Fernheimer Siedler stürzen würde.
Eine Fremddefinition der Mennoniten im Chaco ergänzte und verstärkte das Selbstbild der Siedler in Bezug auf ihren Fleiß
und ihre Arbeitsbereitschaft. So ist im Vorwort der 1934 vom Ministerio de Economía herausgegebenen Broschüre über die
Mennoniten im paraguayischen Chaco von den Siedlern Folgendes zu lesen:
Die MENNONITENKOLONIEN im Chaco Paraguays: sie sind das Sinnbild höchster Schaffenskraft, eisernen
Willens und eines unerschütterlichen Glaubens an den Segen der Arbeit. Jedermann weiß, wer sie sind, diese
bescheidenen Siedler, die sich selbst verleugnend ihre Hütten im Herzen des Chaco errichteten; doch nicht jeder kennt die
Großartigkeit ihres Werkes. Dort sieht man sie, Hand am Pfluge Furchen ziehend als Sendboten des Fortschritts fruchtbare
Erde für die Wirtschaft des Landes erschließen. Edle Früchte sprießen aus ihren
Aeckern!"(33)
1937, noch ehe etwa ein Drittel der Fernheimer Bürger die Kolonie verließ, um in Ostparaguay die neue Siedlung Friesland
zu gründen, besuchte P.C.Hiebert aus den USA die von russlanddeutschen Mennoniten gegründete Siedlung im
paraguayischen Chaco. Er reiste im Auftrag der Bundeskonferenz der Mennoniten-Brüdergemeinden in Nordamerika, um den Brüdern im
Süden Trost und Liebe zu spenden und ihnen das Evangelium zu predigen.
Hiebert sah in der Kolonie Fernheim ein Asyl unseres Volkes, wohin Gott sie in seiner Gnade und Weisheit gebracht hat."
Er fügte dann hinzu: Es ist aber deshalb kein irdisches
Paradies".
(34) Er war davon überzeugt, dass Gott die Mennoniten in
diese Gegend gebracht hatte, um den Indianern das Evangelium zu verkünden. Hier taucht ein weiteres Element des
Mennonitenbildes auf: Mennoniten als Missionare der Indianer im wilden Chaco.
Hiebert musste aber feststellen, dass sich in diesem Mennonitenbild bereits die ersten Risse erkennen ließen. Infolge
von anhaltender Dürre und Heuschreckenplagen und angesichts drückender Schulden begann eine Reihe von Siedlern an
ihrem Sendungsbewusstsein zu zweifeln. Die eine Gruppe sah es nach wie vor als ihre Verantwortung, der Führung Gottes zu
vertrauen und den Indianern die frohe Botschaft zu verkündigen. Die andere Gruppe aber meinte, sie müsse im Interesse ihrer
Familien ein Siedlungsgebiet finden, wo es mehr regne, mehr Obst und Gemüse wachse, ein Gebiet, das näher zur Eisenbahn und zur
Stadt sei.
Hiebert stellte in seiner feinsinnigen Beobachtung noch einen anderen Tatbestand fest, nämlich die Unzufriedenheit
mehrerer Bürger, die sich gegen die beschränkenden Ordnungsmaßnahmen der zentralistisch organisierten Kolonieverwaltung
richtete. Seine Deutung fiel allerdings recht einseitig aus, denn in den Reden der Nonkonformisten erkannte er keine
demokratischen Bestrebungen, sondern verglich sie mit den in der ganzen Welt verbreiteten Unruhen, so wie sie besonders im
russischen Kommunismus zum Ausdruck
kämen.
(35)
Fritz Kliewer, der sich zu Studienzwecken in Deutschland aufhielt, konnte 1936 an der Mennonitischen Weltkonferenz in
Holland teilnehmen. In seinem Vortrag bestätigte er die bisher genannten Bildelemente. So berichtete er, dass die Mennoniten in
Fernheim vor 6 Jahren der Sowjethölle" entronnen und nun im Begriff seien, sich unter den denkbar schwierigsten
Verhältnissen mitten im Urwald von Paraguay eine neue Heimat zu schaffen, wo sie ihres Glaubens und Volkstums leben
können."
(36)
Er führte dann weiter aus:
Wie so oft in ihrer 400-jährigen Geschichte haben die Mennoniten auch in Paraguay eine gewaltige
Kulturaufgabe übernommen... Unter den allerschwierigsten Bedingungen haben Mennoniten im Chaco ein Kolonisationswerk
begonnen, dessen Gelingen vielleicht noch einmal Tausenden, ja Hunderttausenden von Menschen
Existenzmöglichkeiten bieten wird."
Trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten bekannte er stellvertretend für die Siedler: Wir sind der Überzeugung, dass uns Gott
in dieses neue Land geführt und uns in Paraguay auch Aufgaben gestellt hat, die wir erfüllen
müssen."
(37)
Ein offizielles Schreiben der Verantwortlichen in Kolonie und Gemeinde an die Mennonitische Weltkonferenz in Holland
bestätigte die von Kliewer gemachten Ausführungen auf mehrfache Weise. Auf überzeugende Weise drückten sie ihren Dank aus
für die Errettung aus Russland, die durch die Hilfe Gottes, der mennonitischen Brüder und des Deutschen Reiches
ermöglicht worden war, und fügten hinzu: In Deutschland konnten wir nicht bleiben; wir wollten und mußten weiter, denn wir sehnten
uns nach einer neuen Heimat, wo wir unseres Glaubens und unserer mennonitischen Eigenart leben
könnten."
(38)
Auch der Missionsauftrag der Mennoniten im paraguayischen Chaco wurde betont: Im letzten Jahr durften wir auch
eine Missionsstation unter den in unserer nächsten Nähe wohnenden Indianern gründen. Wir erkennen es als unsere
allerheiligste Pflicht, diesen Ureinwohnern des Landes das Wort vom Kreuze zu
verkündigen."
(39)
Voller Bedauern erwähnten sie auch die potientiellen Abwanderer nach Ostparaguay: Sie werden sich einfach nicht
halten lassen, und unsere verantwortlichen Stellen werden sie nicht halten können. Das wäre sehr zu bedauern, denn die Gefahr
der völligen Assimilierung ist hier unter den Einheimischen gar zu
groß."
(40)
Bereits diese knappe Auswahl von Dokumenten zeigt deutlich, dass das Bild der Mennoniten in Paraguay von
mehreren Künstlern" angefertigt wurde, das dann in der Folgezeit durch viele Broschüren und Schriften bestätigt worden ist. Dieses
Bild wurde immer wieder dann verteidigt, wenn jemand daran ging, an diesem Bild Kritik zu üben, denn Kritik am Bild wurde immer
als Kritik an den Mennoniten und deren sicher nicht zu unterschätzenden Leistungen betrachtet.
Wenn wir jedoch in Zukunft den Herausforderungen, die an uns als Mennoniten in der Gegenwart und der Zukunft in
Paraguay gestellt werden, gerecht werden wollen, werden wir an diesem Mennonitenbild weiter malen und es mit neuen Farben
verändern müssen oder aber es gänzlich zur Seite stellen. Wenn nicht, dann werden wir das alte Bild, dessen Farben längst
brüchig geworden sind, von der Wand nehmen müssen, um uns mit ihm auf eine weitere Wanderschaft zu begeben, von der wir
nicht einmal ahnen, wohin die uns führen könnte.
3.2 Das Bild wird farbiger gestaltet.
Die Zahl der Jubiläumsschriften der verschiedenen mennonitischen Kolonien in Paraguay ist ein beredtes Zeugnis für
das eigene Selbstverständnis der Mennoniten und sie weisen in Bild und Wort die großen Erfolge auf, die im Laufe von 25 bzw.
50 Jahren erzielt worden sind. Und an diesen Erfolgen soll auch nicht gezweifelt werden. Die Frage ist nur, in welchen Bereichen
die Mennoniten besonders erfolgreich waren, und in welchen Bereichen kaum Fortschritte erzielt wurden. Aus Zeitgründen will
ich mich hier auf die Festschriften der Kolonien Fernheim und Menno beschränken.
Die erste Jubiläumsschrift der Mennoniten in Paraguay war die nach Form und Inhalt dünne Schrift der Fernheimer
Siedler anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Kolonie. Herausgegeben wurde sie 1955 vom Echo-Verlag in Winnipeg, Kanada.
Die Flucht aus Russland, die schwere Ansiedlungszeit, verbunden mit dem großen Massensterben, die bescheidenen Anfänge
im Bereich des Kolonieamtes und der Kooperative, des Industriewerkes, des Schulwesens und des Krankenhauses sowie
die Anfänge mit der Mission unter den Indianern waren die beherrschenden Themen dieser Publikation. Diese Schrift soll" - so
die Meinung der Jubiläumskommission - unseren Nachkommen von der Schwere und den Leiden der Anfangszeit, aber auch
von der Durchhilfe Gottes in der Not Kunde
geben."
(41)
Weit umfangreicher als die erste Jubiläumsschrift ist die Festschrift der Fernheimer zum 50-jährigen Bestehen der
Kolonie. Aufmachung und Inhalt verraten ein deutlich gewachsenes Selbstbewusstsein der Siedler. Fachlich qualifizierte
Personen hatten auf der Grundlage von Quellenmaterial und unter Verwendung der vorhandenen Literatur die einzelnen
Koloniezweige sachkundig dargestellt, was durch einen informativen statistischen Anhang ergänzt wurde. Im geschichtlichen Teil des
Buches zeigte Peter Wiens auf, was die Siedler im Chaco bewogen hatte, trotz der vielen Schwierigkeiten weiterzumachen:
Auffallend ist es, mit welch einem Mut und mit welch einer Vision fuer die Zukunft die ersten Siedler, unsere
Pioniere, ans Werk gingen. Trotz vieler Widerwärtigkeiten und Rueckschlaege ging man an die Arbeit. Die Dankbarkeit fuer
die Errettung aus Russland war mit eine Triebfeder im Streben nach vorwaerts. Man lebte in einem Lande des Friedens,
wo ´man seines Glaubens leben
konnte´."(42)
Man hatte sich inzwischen damit abgefunden, dass Deutschland das Mutterland" geblieben, Paraguay aber inzwischen
zum Vaterland" aufgerückt war. So endete der Befund über die 50 zurückgelegten Jahre mit den Worten:
Nachdem die Haerten der Ansiedlung ueberwunden sind, fuehlen sich die alten und besonders die jungen
Fernheimer im Chaco wohl, zumal man recht viele Vorteile in Gestaltung des Lebens hier erblickt. Vor allem ist man dankbar,
dass man in einem Lande lebt, wo die Freiheit des christlichen Lebens erlaubt ist. Zudem glauben wir ganz fest, dass Gott
uns in dieses Land gefuehrt hat und wir als Christen hier eine Aufgabe haben. Das macht das Leben sinnvoll."
(43)
Die Kolonie Menno brachte ihre erste Jubiläumsschrift erst 1977 zum fünfzigjährigen Bestehen der Siedlung heraus. Diese
von Martin W. Friesen und seinen Mitarbeitern verfasste Schrift mit dem bezeichnenden Titel Kanadische Mennoniten
bezwingen eine Wildnis" bringt in den folgenden Aussagen ein klares Selbstverständnis zum Ausdruck:
Die Mennoniten, die Begruender der Kolonie Menno, als sie das ungeheure Risiko auf sich nahmen und mit Axt
und Spaten und Ochsenwagen in diese Dornwildnis vorstiessen, nahmen grosse Entbehrungen auf sich und
brachten schwere Opfer. Viele ihrer wildnisbekaempfenden Mitpilger fielen dem strapazioesen Unternehmen der
Wildnisbezwingung zum Opfer. Reihen von Graebern saeumten den Weg ins Innere des Chaco Central, 10 v. H. starben.
Viele dieser Mennoniten und ihre Nachkommen und diejenigen die spaeter kamen und ebenfalls grosse Opfer
brachten, sind heute mit dem Chaco verwachsen. Sie sind Paraguayer geworden, mennonitische Paraguayer, nicht als solche,
die ein Staat im Staate sein wollen sondern als solche, die einen Beitrag gegeben haben und geben wollen, fuer
die ungeheuer schwierige Erschliessung eines Gebietes, das eigentlich allem Kulturstreben abhold war infolge
seiner unsicheren klimatischen Bedingung.
Die Mennoniten aber in ihrer strebsamen Eigenart und in ihrem Gemeinschaftswesen stiessen immer wieder zu
und liessen nicht locker und fuehrten den zentralen Chaco langsam aber sicher dem wirtschaftlichen Aufschwung zu -
nicht aber nur mit ihrer Kraft und ihrem Willen, sondern auch dadurch, dass die Regierung und die paraguayische Nation
sich immer mit ihrer moralischen Unterstuetzung dahinterstellte, und nicht zuletzt auch dadurch, dass sie ein
geruettelt Mass von Gottvertrauen besassen, das ihnen Mut gab, wo sie anders vielleicht doch schon aufgegeben haetten.
So sind diese Mennoniten mennonitische Paraguayer geworden, wenn auch sich bewegend in ihrer Eigenart, in
ihren Glaubensgrundsaetzen - so doch im Rahmen der nationalen Wohlfahrt. Es war den Mennoniten ein heiliges
Versprechen, das sie machten, als Paraguay ihnen so grosszuegig gewisse Freiheiten als Glaubensgruppe gewaehrte, und
das war: Die grosse Wildnis des zentralen Chaco der wirtschaftlichen Erschliessung zuzufuehren. Das haben sie
gehalten - aber nicht von ungefaehr. Und die Einloesung dieses Versprechens hat nicht zu dem befuerchteten gaenzlich
abgesonderten Mennonitenstaat gefuehrt, sondern vielmehr zur Gegenseitigkeit, zu einer Gemeinschaft der Bezeugung
des Friedens, der Freiheit und des
Fortschritts."(44)
Es ist auffallend, wie hier rückblickend die bescheidenen Auswanderer aus Kanada, die um des Erhaltes ihrer Schulen und
der damit verbundenen Eigenart von Glauben und Leben das entwickelte Land Kanada verlassen hatten, als heldenhafte Pioniere
in der Chacowildnis dargestellt werden. Zweifel, ob das hohe Menschenopfer in der Anfangszeit diese doch stark
wirtschaftlich ausgerichtete Zielsetzung gerechtfertigt habe, werden nicht geäußert. Von einem Sendungsauftrag im Missionsbereich, so
wie ihn die Fernheimer von Anfang an artikulierten, war anfänglich nicht die Rede. Erst 25 Jahre nach der
Siedlungsgründung begann die Kolonie Menno, sich direkt an der Missionsarbeit unter den Indianern zu beteiligen.
3.3. Versuche, das Bild umzufärben.
In der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre gab es Bestrebungen, das Mennonitenbild in Paraguay umzufärben. Die
deutschen Farben, vor allem die braunen, traten mit einmal deutlicher zum Vorschein. Nicht alle waren damit einverstanden, aber
führende Männer in der Kolonie Fernheim meinten, es wäre an der Zeit, die deutschen Farben heller leuchten zu lassen. In der
Kolonie Menno kümmerte man sich in dieser Zeit nicht um diese Malkünste, sondern begnügte sich mit dem althergebrachten
mennonitischen Bild, dessen Farben zwar schon etwas verblichen waren und bereits kleine Risse zeigten, aber man brachte das Bild
ja auch nicht zur Ausstellung.
Die Schule schien das Bildelement zu sein, das am schnellsten und eindrücklichsten umgefärbt werden konnte. Die
ersten Versuche dieser Art wurden dann auch anerkennend zur Kenntnis genommen. Herbert Wilhelmy war 1938 nach seiner
Forschungsreise im Chaco, wobei er Fernheim und Menno besucht hatte, zu folgender Situationsanalyse gekommen:
Zwei in ihrer völkischen Haltung unterschiedliche Gruppen erheben in den Chacokolonien den Anspruch darauf,
die Repräsentanten des echten Mennonitentums zu sein. Die Grenze zwischen beiden Lagern ist nahezu identisch mit
der zwischen Menno und Fernheim. In den kanadadeutschen Dörfern erzieht man die Jugend zu
gesamtmennonitischem Denken, in den russlanddeutschen Siedlungen dagegen bemüht man sich, das Mennonitentum als einen
auslanddeutschen Volkssplitter zu begreifen und sein Schicksal in gesamtdeutscher Schau zu
sehen."(45)
Bezüglich des Fernheimer Schulwesens kam er zu folgendem Schluss:
Alle russlanddeutschen Mennoniten wieder in die deutsche Volksgemeinschaft zurückzuführen, ist die Aufgabe,
die sich einige tatkräftige junge Lehrer der Kolonie gestellt und bereits in Angriff genommen haben.... 1934
verwandelte man die Zentralschule in Philadelphia in ein Landerziehungsheim mit Internat, wodurch eine straffe
Gemeinschaftserziehung des Nachwuchses möglich
wurde."(46)
Walter Quiring unterstützte mit seinem Buch Deutsche erschließen den Chaco" diese Sichtweise, indem er ebenfalls
die Wichtigkeit der Fernheimer Zentralschule für die neue Weichenstellung betonte. Er schrieb: 1934 entschlossen sich die
Zentralschullehrer zu einer pädagogischen Neugestaltung ihrer Schule von wahrhaft geschichtlichem Ausmaße: sie gründeten
die auslanddeutsche Schule der Zukunft, das erste auslanddeutsche
Landerziehungsheim."
(47) Folgende Zielvorstellung wurde
mit diesem Landerziehungsheim, das faktisch nach wie vor eine normale Zentralschule war, verbunden:
Das alles soll in Fernheim anders werden. Leiter des Internats im Landerziehungsheim wird der beste ihrer Erzieher,
der mit einigen anderen Lehrern unter den Kindern wohnt, mit ihnen tagsüber arbeitet und auch an einem Tische ißt.
Zum erstenmal in der Geschichte ihrer Schulen soll hier allergrößtes Gewicht gelegt werden auf die Entwicklung des
Charakters, auf Ausmerzung der Lüge, der feigen Flucht vor der Verantwortung, auf Erziehung zur Ritterlichkeit
Schwächeren gegenüber, auf Überwindung der Ichsucht usw. Auch der körperlichen Ertüchtigung soll zum erstenmal größte
Aufmerksamkeit zugewandt werden und der Erziehung auch zu größter körperlicher Sauberkeit, die im Chaco noch
viel nötiger ist als in einem gemäßigten
Klima."(48)
Fritz Kliewer, der durchaus mit den deutschen Farben vertraut war, sie auch in seiner späteren Schularbeit anwandte,
zeichnete in seiner Dissertation über die Die Deutsche Volksgruppe in Paraguay" jedoch ein Bild von der Fernheimer Zentralschule,
das sich durch moderate und vielfältige Farben auszeichnete. Er schrieb:
Um dem Lehrermangel in den Mennonitenkolonien abzuhelfen, wird die Einrichtung von pädagogischen
Klassen geplant. Eine Reihe von früheren Zöglingen der Zentralschule arbeitet aber bereits mit Erfolg in Fernheim,
Friesland und in Neuhoffnung als Lehrer an einklassigen Volksschulen. Vielleicht gelingt es in Zukunft durch
Zusammenarbeit aller Mennonitenkolonien in Paraguay, die Zentralschule zu einer leistungsfähigen Anstalt auszubauen, in der
nicht nur die zukünftigen Lehrer, sondern auch die Führer für das ganze öffentliche Leben der rund 4300 deutschen
Mennoniten ausgebildet werden
können."(49)
Dieser Umfärbungsversuch war nicht von langer Dauer, hat aber doch viel Kummer und Streit mit sich gebracht, vor allem
auch dadurch, dass in Ermangelung von Konfliktlösungsstrategien Übertünchungsbemühungen und Verdrängungsprozesse
Hand in Hand gingen.
3.4 Das Bild wird retuschiert.
Die Maler aus Menno, die sich lange zurückgehalten hatten, traten nun immer mehr in den Vordergrund und begannen
mit kräftigen Farbstrichen das Mennonitenbild zu retuschieren. M. W. Friesen hatte sich lange auf diese Arbeit vorbereitet
und brachte zuerst die Jubiläumsschrift zum fünfzigjährigen Bestehen der Kolonie Menno heraus und dann sein groß
angelegtes Werk Neue Heimat in der
Chacowildnis".
(50) Friesen schrieb in seinem Vorwort zur Jubiläumsschrift: ´Kanadische
Mennoniten bezwingen eine Wildnis´ klingt etwas romantisch und abenteuerlich. Beides lag nicht im Charakter und der Absicht
dieser schlichten, obwohl beherzten Wildnispioniere. Und doch haben sie einen interessanten Stoff fuer beides
gegeben."
(51) Und der langjährige Oberschulze Jacob B. Reimer schrieb: Ich habe immer wieder, wenn ich auf meinen Reisen von Leuten
gefragt wurde, wie es moeglich war, dass die Mennoniten so eine Siedlung in der Wildnis schaffen konnten, geantwortet: Es ist
ein Wunder Gottes; aber auch das starke Gottvertrauen und der beharrliche Mut der
Siedler."
(52) Die Richtlinien für das
Schulwesen bestimmte nach wie vor die Allgemeine Schulverordnung, die jegliche Beeinflussung durch das nationalsozialistische
Gedankengut von vornherein ausgeschlossen hatte. Friesen schrieb:
Der Inhalt dieser Schulverordnung ist einerseits gepraegt von der wirklichen Besorgnis des christlichen
Charakters eines Lehrers als Erzieher und der christlichen Grundlage der Erziehung ueberhaupt, eine Besorgnis, die auch wir
heute nicht weniger haben sollten; andererseits aber auch ist sie gepraegt von dem aengstlichen Festhalten,
Bewahren traditioneller Eigenarten, dem vermeintlich weltvorbeugenden, weltverhuetenden ungemein flach gestellten
Unterrichtsstoff."(53)
Hier wird bereits deutlich gemacht, dass nicht nur das gesamte Mennonitenbild zu retuschieren war, sondern auch die
typischen Farben der Kolonie Menno aufzuhellen waren. Das gelang dann auch, indem die leitenden Männer in der Kolonie, in
der Gemeinde und im Schulwesen auf Grund ihrer Erkenntnis und Weitsicht für sich beanspruchten, zu wissen, was für die
Mennoniten in Menno gut sei und eine Revolution von oben durchführten. Friesen schrieb:
Die leitende Gruppe in Menno, die sich fuer Reformen einsetzte, ging in der Hauptsache nicht vom
Gruppeninteresse aus, sondern von den Notwendigkeiten der Gemeinschaft. Wenn man nur Gruppeninteresse hätte fördern wollen,
dann waere es wohl zu einer Gemeindespaltung gekommen. Man sah aber darin nicht den
Segen."(54)
3.5 Einzelne Bildelemente werden genauer unter die Lupe genommen.
Bereits die Erfahrungen der Fernheimer zur Zeit der Beeinflussung durch den Nationalsozialismus und die revolutionäre
Umgestaltung von Kolonie, Gemeinde und Schule in der Kolonie Menno zeigen, dass die Geschichte der Mennonitensiedlungen
in Paraguay keine ungebrochene Linie der Aufwärtsentwicklung zeigt. Irrwege, Sackgassen, aber auch Auswege und
Höhepunkte verzögerten oder beschleunigten den Entwicklungsprozess. Das führte auch zu Irritationen bei der Bildgestaltung.
Immer deutlicher wurde sichtbar, dass es nicht genügte, dilettantisch, mehr oder weniger planlos am Mennonitenbild
herumzumanipulieren. Eine genaue Analyse von Einzelaspekten, von grundlegenden Widersprüchen, von wiederholt auftretenden, aber
sachlich begründeten Konfliktsituationen machten es erforderlich, einzelne Bildelemente einmal genauer unter die Lupe zu
nehmen. Diese Aufgabe übernahm Peter P. Klassen mit seinem Buch Die Mennoniten in Paraguay: Reich Gottes und Reich dieser
Welt". Darin untersucht er ausführlich den bereits im Buchtitel angesprochenen Grundkonflikt des Siedlungsmennonitentums
in Paraguay. In seiner Einleitung gibt er die Zielrichtung seiner Arbeit an:
Bestimmt von den besonderen Gegebenheiten in Paraguay hat das Kolonisationsmennonitentum noch einmal
eine Blüte getrieben, deren Nährboden zwar die Tradition des Glaubens und des Wanderweges war, deren Form hier
aber eine einmalige Entfaltung fand. Dass dies mehr noch als in Russland ein kirchen- und siedlungsgeschichtliches
Phänomen und darüber hinaus wohl auch eine Grundsatzfrage für die Position der christlichen Gemeinde in der Welt
geworden ist, wird in dem vorliegenden Buch neben der Darstellung auch eine Frage der Untersuchung. Stärker noch als
bei Francis wird auf den Konflikt hingewiesen, der daraus erwächst, dass die täuferische Glaubensgemeinde nach
apostolischem Leitbild mit der Kolonisation eine ihren Grundprinzipien widersprechende Aufgabe übernehmen mußte,
nämlich die der weltlichen
Regierung."(55)
3.6 Das Bild wird auf Normalmaß gebracht.
Ein weiteres Konfliktfeld innerhalb des mennonitischen Siedlungswesens habe ich zum Gegenstand der Untersuchung
in meiner Dissertation über Die deutschsprachigen Siedlerschulen in
Paraguay"
(56) gemacht. Die ganze Anlage und auch
die Ausführung der Arbeit selbst zeigen, dass es mir vor allem darum ging, nicht die Mennoniten als solches, sondern als Teil
eines größeren sozialen, kulturellen und politischen Ganzen zu begreifen. Ich meine, dass es längst an der Zeit ist, nicht mehr
die mennonitische Sonderrolle zu betonen, sondern die Mennoniten als integrativen Bestandteil der paraguayischen
Gesellschaft zu verstehen. Wir sollten aufhören, uns als Verfolgte und Privilegierte zu charakterisieren, sondern damit beginnen, uns mit
der Rolle von Normalbürgern vertraut zu machen. Damit rede ich keiner Gleichmacherei das Wort. Unsere religiösen, kulturellen
und wirtschaftlichen Leistungen brauchen wir keineswegs unter den Scheffel zu stellen, müssen sie aber auch nicht auf den
Leuchter heben, sondern da stehen lassen, wo sie sind. Es wäre wünschenwert, wenn wir immer mehr begreifen würden, dass
wir tatsächlich so sein dürfen, wie wir sind, um dann von einer bewusst realistischen Basis aus zielgerichtet zu neuen
Ufern aufzubrechen.
4. Ausblick.
Ich komme zum Schluss meiner Überlegungen und frage: Wozu brauchen wir ein Bild? Hat es sich nicht längst erübrigt?
Wenn andere ein Bild von uns malen, können wir das schwerlich verhindern, aber wir selbst sollten uns an diesen Malversuchen
nicht mehr beteiligen. Stattdessen sollten wir bemüht sein, uns anderen gegenüber so zu zeigen, wie wir tatsächlich sind und nicht
wie wir sein möchten. Wir sollten zeigen, dass wir eine Gemeinschaft sind, die Stärken und Schwächen hat, wie andere
Gemeinschaften auch. Das würde uns dazu befähigen, nicht nur bereit zu sein zu geben, sondern auch bereit zu sein zu nehmen. Und
auf diesen Austausch, auf dieses gegenseitige Geben und Nehmen werden wir angewiesen sein, wenn wir unsere Heimat auf
Dauer in Paraguay behalten wollen.
Literaturverzeichnis
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Geschichte? W. Kohlhammer Verlag: Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1969.
-
Christlicher Gemeinde-Kalender für das Jahr
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Kaiserslautern 1927.
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Luthers. Württembergische Bibelanstalt Stuttgart. o. J.
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- Friesen, M. W.: Neue Heimat in der Chaco
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volkspolitische Untersuchung. Hans Christians-Verlag: Hamburg 1941.
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Geschichtstheorie.
Böhlau-Verlag:Köln-Weimar-Wien 1997.
- Ministerio de Economía: Las Colonias Mennonitas en el Chaco Paraguayo.
Asunción 1934.
- Neff, Christian (Hrsg.): Bericht über die Mennonitische Welt-Hilfs-Konferenz vom 31. August bis 3. September 1930 in
Danzig. Karlsruhe o. J.
- Neff, Christian (Hrsg.): Der Allgemeine Kongreß der Mennoniten, gehalten in Amsterdam, Elspeet, Witmarsum (Holland),
29. Juni bis 3. Juli 1936. Karlsruhe o. J.
- Opgenoorth, Ernst: Einführung in das Studium der Neueren
Geschichte. Westermann-Verlag: Braunschweig 1969.
- Quiring, Walter: Deutsche erschliessen den
Chaco. Karlsruhe [1936].
- Ratzlaff, Gerhard: Die Ruta Transchaco - wie sie
entstand. Asunción 1998.
- Ratzlaff, Gerhard: Ein Leib - viele
Glieder. Asunción 2001.
- Schmieder, O. und Wilhelmy, H.: Deutsche Ackerbausiedlungen im südmerikanischen Grasland, Pampa und Gran
Chaco. (Wissenschaftliche Veröffentlichungen des Deutschen Museums für Länderkunde, Neue Folge 6). Leipzig 1938.
- Warkentin, Jakob: Die deutschsprachigen Siedlerschulen in Paraguay im Spannungsfeld staatlicher Kultur- und
Entwicklungspolitik. Waxmann-Verlag: Münster/New York/München /Berlin 1998.
- Wiens, Peter/Klassen, Peter (Bearbeiter): Jubiläumsschrift zum 25jährigen Bestehen der Kolonie Fernheim, Chaco
Paraguay (Historische Schriftenreihe des Echo-Verlags 12/1956) Winnipeg, Kanada, o. J.
Fussnoten:
|
Langjähriger Dozent und Direktor am interkolonialen Lehrerseminar in Filadelfia. Dr. phil., der Universität Marburg.
|
|
Carr, Edward Hallett: Was ist Geschichte? W. Kohlhammer Verlag: Stuttgart - Berlin - Köln - Mainz 1969, S. 43.
|
|
Prediger 12,12
|
|
Opgenoorth, Ernst: Einführung in das Studium der Neueren Geschichte. Georg Westermann Verlag: Braunschweig 1969, S. 3.
|
|
Carr, S. 30.
|
|
Ebd., S. 54.
|
|
Ebd., S. 106.
|
|
Vgl. hierzu Carr, S. 8 f.
|
|
Zitate nach Carr, S. 10.
|
|
Carr, S. 11.
|
|
Ebd., S. 12.
|
|
Zitat nach Carr, S. 14.
|
|
Vgl. hierzu und zum Folgenden: Lorenz, Chris: Konstruktion der Vergangenheit. Eine Einführung in die Geschichtstheorie.
Böhlau-Verlag: Köln-Weimar-Wien 1997, S. 7 ff.
|
|
Zitat nach Lorenz, S. 95.
|
|
Vgl. hierzu Lorenz, S. 92 f.
|
|
Lorenz, Seite 370.
|
|
Ebd., S. 384 f.
|
|
Ebd., S. 401.
|
|
Siehe Lorenz, S. 403.
|
|
Ebd., S. 405.
|
|
Ebd., S. 407.
|
|
Ebd., S. 410.
|
|
Ratzlaff, Gerhard: Ein Leib - viele Glieder. Asunción 2001, S. 17.
|
|
Ebd., S. 11.
|
|
Ebd., S. 16.
|
|
Ratzlaff, Gerhard: Die Ruta Transchaco - wie sie entstand. Asunción 1998, S. 14.
|
|
Carr, S. 25 f.
|
|
Carr, S. 14.
|
|
Christlicher Gemeinde-Kalender für das Jahr 1927, hrsg. von der Konferenz der Süddeutschen Mennoniten, Kaiserslautern 1927, S. 126.
|
|
Zit. nach Neff, Christian (Hrsg.): Bericht über die Mennonitische Welt-Hilfs-Konferenz vom 31. August bis 3. September 1930 in
Danzig. Karlsruhe o. J., S. 121 f.
|
|
Ebd., S. 125.
|
|
Ebd., S. 137.
|
|
Ministerio de Economía: Las Colonias Mennonitas en el Chaco Paraguayo. Asunción 1934.
|
|
Hiebert, P.C.: Mitteilungen von der Reise nach Süd-Amerika. Mennonite Brethren Publishing House: Hillsboro, Kansas, o. J., S. 55 f.
|
|
Ebd., S. 64.
|
|
Neff, Christian (Hrsg.): Der Allgemeine Kongreß der Mennoniten, gehalten in Amsterdam, Elspeet, Witmarsum (Holland), 29. Juni bis
3. Juli 1936. Karlsruhe, o. J., S. 75.
|
|
Ebd., S. 75 ff.
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|
Ebd., S. 79.
|
|
Ebd., S. 81.
|
|
Ebd., S. 83.
|
|
Wiens, Peter/ Klassen, Peter (Bearbeiter): Jubiläumsschrift zum 25jährigen Bestehen der Kolonie Fernheim, Chaco-Paraguay
(Historische Schriftenreihe des Echo-Verlags 12/1956) Winnipeg, Kanada, o. J., S. 7.
|
|
Kolonie Fernheim (Hrsg.): 50 Jahre Kolonie Fernheim. Ein Beitrag in der Entwicklung Paraguays. Filadelfia 1980, S. 13.
|
|
Ebd., S. 37.
|
|
Friesen, Martin W. (Bearbeiter): Kanadische Mennoniten bezwingen eine Wildnis. 50 Jahre Kolonie Menno - erste
mennonitische Ansiedlung in Suedamerika. Eine Gedenkschrift zum fuenfzigjaehrigen Jubiläum. o.O, o.J., S. 102 ff.
|
|
Schmieder, O. und Wilhelmy, H.: Deutsche Ackerbausiedlungen im südamerikanischen Grasland, Pampa und Gran Chaco.
(Wissenschaftliche Veröffentlichungen des Deutschen Museums für Länderkunde, Neue Folge 6), Leipzig 1938, S. 127.
|
|
Ebd., S. 128 f.
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|
Quiring, Walter: Deutsche erschliessen den Chaco. Karlsruhe [1936] , S. 180.
|
|
Ebd., S. 180
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Kliewer, Friedrich: Die deutsche Volksgruppe in Paraguay. Eine siedlungsgeschichtliche, volkskundliche und volkspolitische
Untersuchung. Hans Christians-Verlag: Hamburg 1941, S. 166.
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|
Friesen, M. W.: Neue Heimat in der Chaco Wildnis. D. W. Friesen & Sons Ltd.: Altona, Manitoba 1987.
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Friesen, Jubiläumsschrift, S. 3.
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Ebd., S. 170.
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Ebd., S. 116 f.
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Ebd. S. 122.
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Klassen, Peter P.: Die Mennoniten in Paraguay: Reich Gottes und Reich dieser Welt. Mennonitischer Geschichtsverein e.V. Bolanden
- Weierhof 1988, S. 6.
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|
Warkentin, Jakob: Die deutschsprachigen Siedlerschulen in Paraguay im Spannungsfeld staatlicher Kultur- und
Entwicklungspolitik. Waxmann-Verlag: Münster/New York/München/Berlin 1998.
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