Bonsch

Wortherkunft: bunch of keys = Schlüsselbund. Bonsch nannte man die in früheren Jahren an den Wochenenden und zu Hochzeiten veranstalteten Jugendtreffs, die in den Dörfern meistens auf den Schulhöfen durchgeführt wurden. Ältere Menno-Bürger haben mir gesagt, dass das Wort “Bonsch” nicht aus Kanada kam, sondern dass die Russländer, die 1930 kamen, diese Bezeichnung mitbrachten. An den Bonsch-abenden, und so war es wohl auch schon in Russland gewesen, versammelten sich die Jugendlichen ab etwa 15 Jahren, um gemeinsam zu singen und Spiele durchzuführen. Manche Spiele waren auch mit Gesang verbunden wie z. B. der beliebte “Schlüsselbund”, das “Pärchen-raten”, die “Völkerwanderung” und “Ziehen-durch”. Andere Spiele produzierten zuweilen viel Schweiß und Staub wie “Winke-Winke”, “Über alle Städte” oder “Der Platz zu meiner Rechten ist leer”. Es kamen auch neuere Spiele dazu wie “Schlapp hat den Hut verloren”, “Ring heraus” oder aus dem Spanischen das “Viejo Molinero”.
Von den Immigranten nach dem Zweiten Weltkrieg kamen auch einige Reigen, die mit Akkordeon-Begleitung getanzt wurden, dazu, wie der “Mitchiliza” oder der “Krujewskij”. Aber zwischen den Spielen wurde immer wieder gesungen und zwar auswendig, und oft bei klarem Mondschein.
Die Lieder waren wohl alle auf dem langen Wanderwege der Mennoniten “aufgesammelt” worden. An manchen Liedern ist klar der Einfluss der deutschen Besatzung in Südrussland im Ersten sowie im Zweiten Weltkrieg festzustellen.
Es gab Lieder aus der Ritterzeit von Wilhelm Tell und Robert Blum, aus der Zeit des Römischen Reiches deutscher Nation, “Drei Lilien”, oder aus der Zeit des Deutsch-Französischen Krieges 1870, z. B. “Fern bei Sedan”, und “Leise tönt die Abendglocke”. Alte Heimat-, Liebes- und Matrosenlieder gehörten ebenso dazu wie “Wo die Nordseewellen rauschen” oder “Am Golf von Biscaya”. Irgendwann in den 1970er Jahren kam der “Bonsch” in Verruf und wurde leider “tot-geschimpft”. Seitdem gibt es den Bonsch in dieser Form nicht mehr, nur noch bei besonderen Anlässen wird probiert, ihn nachzumachen und manche denken mit Sehnsucht zurück an die früheren Abende. Bonsch ist nur noch eine exotische Erinnerung.
Heinrich P. Ratzlaff, Filadelfia