Alkoholismus ist die Abhängigkeit eines Menschen von Alkohol, wobei sich die Beschaffung und der Konsum von Alkohol zum Lebensinhalt entwickeln können. Typische Symptome sind der Zwang zum Konsum, fortschreitender Kontrollverlust (wann, wieviel und wo trinken), Vernachlässigung früherer Interessen zugunsten des Trinkens, Leugnen des Suchtverhaltens, Entzugserscheinungen bei Konsumverringerung, Nachweis einer Trinkfestigkeit gegenüber Alkohol, Ängste und Flucht vor Verantwortung, Gedächtnislücken sowie eine Persönlichkeitsveränderung. Der übermäßige Konsum wird auch als Alkoholmissbrauch (Alkoholkonsum mit nachweislich schädlicher Wirkung) bezeichnet. Er kann schwere bleibende körperliche und psychische Folgen verursachen und verläuft nicht selten tödlich. Folgekrankheiten und Schäden sind: Leberzirrhose, Gicht, Fehl-ernährung, Krebserkrankungen, Bluthochdruck oder auch Herzmuskelerkrankungen.
Die Alkoholkrankheit kann bereits durch den regelmäßigen Konsum kleinerer Mengen beginnen und ist nicht immer nach außen hin bemerkbar. Ist der Betroffene weiterhin leistungsfähig, spricht man von einem funktionierenden Alkoholiker.
Männer sind auch bei Mennoniten häufiger vom Alkoholismus betroffen als Frauen. Wegen der hohen Abhängigkeit wird der totale Verzicht Alkoholkranker auf alkoholische Getränke, Speisen, Medikamente etc. empfohlen, um von der Sucht frei zu werden. Dazu braucht es die Unterstützung durch Selbsthilfegruppen und Psychotherapie, und eine Therapie als Langzeitentwöhnung, Persönlichkeitsentwicklung und soziales Training. “Trocken sein” bedeutet, sich seiner “alkoholischen” Denk- und Gefühlsstrukturen bewusst zu werden, sie zu erkennen, zu durchschauen und zu überwinden. Vor allem ist es wichtig, Konflikte auszuhalten und zu lösen, ohne die Droge zu konsumieren.
Als die kanadischen Mennoniten das Siedlungsprojekt Paraguay Anfang der 1920er Jahre starteten, erhielten sie von der Regierung auch die Zusage durch >Gesetz Nr. 514, dass im Umfeld von 5 km um die Siedlung keine alkoholischen Getränke verkauft werden dürften. In den Siedlungen wurde Alkohol jedoch in kleinen Mengen immer gebraucht, vor allem für medizinische Zwecke. Seitdem sich private Geschäfte in den >Kolonien stark entwickelt haben, ist auch der Handel mit alkoholischen Getränken sehr stark angewachsen. Der Alkoholmissbrauch wird in den Gemeinden und in den Kolonien als ein ernstzunehmendes Problem betrachtet, denn alle oben genannten Folgeerscheinungen des Alkoholmissbrauchs sind auch in den Mennonitenkolonien Paraguays vorzufinden.
Die Sozialdienste in den Kolonien bieten auch Hilfe für Alkoholiker an. Vor allem durch das >Sanatorio Eirene bekommen alkoholkranke Menschen aus den Mennonitenkolonien und auch aus anderen Kreisen fachmännische Beratung und die Möglichkeit einer Entziehungskur.
Uwe S. Friesen
Heinz Ratzlaff: Mennoblatt 52 (1981) 10, S. 3-4; W. P.: Mennoblatt 37 (1966) 21, Jugendblatt; Heinz Ratzlaff: Im Dienste der Gemeinschaft (1981) 8, S. 1-3; Heinz Ratzlaff: Im Dienste der Gemeinschaft (1981) 10, S. 1-3; Internet: de. wikipedia.org/ wiki/ Alkoholkrankheit.