Evangelisch-Mennonitische Bruderschaft

Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts entstanden in den >Mennonitenkolonien Südrusslands die so genannten “Allianzgemeinden”. Sie hatten ihre geistlichen Wurzeln in der evangelischen Allianzbewegung, die sich seit dem Jahre 1846 in Europa stark ausbreiten konnte und die bis heute besteht. Auch die fünf mennonitischen Allianzgemeinden erlebten in den wenigen Jahren, die ihnen vor der Vernichtung durch das kommunistische Regime gegeben waren, ein starkes Wachstum.
Von den Fernheimern gehörten 49 Glieder zu einer dieser fünf Gemeinden. Bei der Gründung waren folgende Vertreter da: Von der Molotschna EMB waren es Prediger Nikolai >Wiebe und Abram Harder, von der Altenauer EMB war es der spätere Prediger Jakob Wiens, von der Rosentaler EMB kam später Lehrer und Prediger Peter G. >Klassen, von der Grünfelder EMB Lehrer Wilhelm >Klassen, von der Krimer EMB kamen die späteren Prediger Bernhard >Wall und Kornelius Dück und die späteren Diakone Dietrich Warkentin und Heinrich Vogt. Die paraguayische Evangelische Mennonitische Bruderschaft wurde am 5. Oktober 1930 gegründet. Zu der Versammlung waren 23 Glieder erschienen. Zum Leiter der Gemeinde wählte man Prediger Nikolai Wiebe und als Schreiber Bernhard Wall. Mit kleinen Veränderungen wurde das Statut der Krimer EMB angenommen. Das Gründungsprotokoll wurde von elf Brüdern unterschrieben.
Die EMB Gemeinden Russlands schufen einen Ausweg für diejenigen Gemeindeglieder, die sich beim Übertritt in eine andere Gemeinde nicht zur nochmaligen Taufe bereit fanden, wie es die MBG verlangte. Sie nahmen diese Glieder auf, wenn ihnen ihre anders vollzogene Taufe genügte. Aber sie betonten eine echte Bekehrung, Gemeinschaft mit allein wahrhaft Gläubigen beim Abendmahl und schriftgemäße Gemeindedisziplin. Als einzige Richtschnur für den Bau der Gemeinde galt ihnen die Heilige Schrift, Gottes Wort. Zu diesem Bekenntnis stand und steht auch die paraguayische EMB. Neben der Pflege und Festigung der Gemeinde sieht sie ihren Auftrag in der Zusammenarbeit mit den andern Gemeinden und in einem aktiven Einsatz in der Mission.
Die ersten zwei Jahrzehnte unter der Leitung von Prediger Nikolai >Wiebe hatten die Gründung und Organisation der Gemeinde zum Ziel. Die aus so vielen Siedlungen und Gemeinden zusammen gewürfelten Glieder mussten erst Gemeinde werden.
In den ersten zwölf Jahren ihres Bestehens hatte die Gemeinde kein Zuhause. Sie versammelte sich in den Schulen der Dörfer, wo die Gemeindeglieder wohnten. Am 31. Januar 1943 konnte das in Waldesruh erbaute Bethaus eingeweiht werden. Es diente der Gemeinde in den folgenden 20 Jahren als Versammlungsort.
Am 31. März 1963 konnte die in >Filadelfia erbaute Kirche ihrer Bestimmung übergeben werden. Die monatlichen Gemeindestunden waren für den Vor- und Nachmittag geplant. Zusätzliche Gemeindestunden gab es an den Abenden des vierten Sonntags in jedem Monat.
Die Mitgliederzahl der EMB Fernheims ist in den 75 Jahren ihres Bestehens trotz der vielen Abwanderungen von 23 auf 495 Mitglieder gestiegen.
Der an die Gemeinde gerichtete Auftrag gilt weiter. Zusammenarbeit mit den anderen Gemeinden und aktive missionarische Mitarbeit werden von ihr auch in Zukunft gefördert werden.
Klaus Löwen
Klaus Löwen: Vom Werden und Wachsen der Evangelisch-Mennonitischen Bruderschaft. Filadelfia, 2005.