Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit

Die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) ist ein bundeseigenes Unternehmen mit Sitz in Eschborn bei Frankfurt. Es ist für projektbezogene deutsche Entwicklungshilfe in fast 100 verschiedenen Entwicklungsländern zuständig. Im >Chaco hat der Begriff GTZ jedoch eine andere Bedeutung. Er ist identisch mit der Versuchsstation Zentralchaco (Estación Experimental Chaco Central). Diese Versuchsstation ist das Produkt des einzigen GTZ-Projektes im paraguayischen Chaco, das mit einem Gesamtvolumen von etwa 10 Millionen US$ gleichzeitig auch das größte Projekt der deutschen technischen Zusammenarbeit in Südamerika darstellte.
Auf Initiative von Kornelius >Walde (ehemaliger Geschäftsführer des >CSEM), der enge Beziehungen zum damaligen Staatssekretär im deutschen Ministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit, Siegfried Lengl, pflegte, wurde die Projektidee Mitte der achtziger Jahre geboren. Nach drei projektvorbereitenden Studien wurde das Projekt mit der Reise von Dr. Hans Winkler nach Paraguay im Jahre 1989 ins Leben gerufen. 1990 war die Grundsteinlegung der Station am Cruce de los Pioneros, im Juli 1992 die offizielle Einweihung. Nationaler Träger des Projekts war die Dirección de Investigación Agrícola am Ministerio de Agricultura y Ganadería in Asunción. Nachdem Dr. Hans Winkler in den Ruhestand getreten war, wurde die Station von deutscher Seite von Albrecht Glatzle und in den letzten beiden Jahren (mit dem Auftrag der Projektübergabe an den nationalen Partner) von Gerd Jansen geleitet. Die Infrastruktur der Versuchsstation besteht aus einem Futter- und einem Bodenlabor, zwei Maschinenhallen, zahlreichen Abstellräumen, 16 Arbeitsbüros, einem großen Versammlungsraum, einer Bibliothek, einer Großküche und elf Wohnhäusern. Von den 600 ha Landfläche wurden zunächst nur etwa 30 ha für Ackerbau und 80 ha für Weideland entwickelt.
Der Auftrag der GTZ-Versuchsstation war es, standortangepasste, nachhaltige Landnutzungstechnologien zu entwickeln und zu verbreiten. Zu den Zielgruppen gehörten die Bauern der Mennonitenkooperativen ebenso wie die paraguayischen Kleinbauern, Indianer und Großestancieros. Den Höhepunkt ihres Forschungswirkens erlebte die Versuchsstation zwischen den Jahren 1995 und 1997, als zeitgleich zwölf paraguayische Agraringenieure, zwei deutsche Experten, sechs deutsche Studenten (Diplomanden und Doktoranden) und etwa 20 Personen Hilfspersonal dort tätig waren.
In ihren insgesamt etwa sieben Jahren dynamischer Forschungsarbeit hat die GTZ-Versuchsstation wesentliche Entwicklungsbeiträge für den Chaco geleistet, und zwar auf den Gebieten der Diversifizierung von Weidegräsern, Einführung und Prüfung von Weideleguminosen (inklusive Leucaena), Techniken zur Weideentwicklung und -verbesserung, Direktsaat und Nutzung von Gründüngern in Fruchtfolgen. In diesen Bereichen ergänzte die Versuchsstation bestens die landwirtschaftlichen Beratungsdienste der Mennonitenkooperativen, deren Schwerpunkte auf den Gebieten konventioneller >Ackerbau, Pflanzenschutz, Tierernährung und genetische Verbesserung von Milch- und Fleischrassen lagen.
Leider war das paraguayische Landwirtschaftsministerium nicht imstande, nach Ende des GTZ-Projekts Anfang 2000 die Forschungsdynamik an der Station zu erhalten. Ein mehrfacher Wechsel des Leiters der Station von Seiten des Ministeriums änderte nichts an dieser Situation. Trotz zahlreicher Vorschläge hat die Station heute (2005) noch keine neue Identität oder Nutzungsform gefunden. Die im Jahre 2001 auf Betreiben von Heinrich Dyck, Albrecht Glatzle und Peter Klassen mit Mitteln der Schweizer Privatstiftung AVINA ins Leben gerufene Initiative INTTAS (Iniciativa para la Investigación y Transferencia Agraria Sostenible) mit Sitz in >Loma Plata hat de facto die Rolle der GTZ-Versuchsstation der Entwicklung und Verbreitung neuer Technologien zu nachhaltiger Landnutzung übernommen. INTTAS betreibt diesen Auftrag in enger Zusammenarbeit mit Produzenten und einschlägigen lokalen Institutionen, wobei zu diesem Zweck auch ein Teil der an der GTZ-Versuchsstation vorhandenen Infrastruktur genutzt wird.
Albrecht Glatzle