Plan Nacional de Trigo

Nationaler Weizenplan mit den Zielen: – Mehl für den Eigenbedarf des Landes – Einsparung von Devisen für den Import von Weizen.
Um 1955 begann in Friesland der Maisanbau für den Export. “Fruchtfolge” war damals: Mais im Sommer und Unkraut im Winter (oft über 1 m hoch). 1957 wurde im Winter zur Probe 1 ha mit Weizen besät. 1959 waren es dann 30 ha und 1965 bereits 650 ha. Damit war Weizen die Hauptkultur geworden.
In dieser Zeit wurden auch die ersten Versuche mit der Sommerkultur Sojabohnen gemacht. Sie waren viel versprechend und es gab einen neuen Fruchtwechselplan: Weizen im Winter und Soja im Sommer und damit zwei Ernten im Jahr!
Der Weizen war anfangs nur zur Eigenversorgung der Kolonie mit Mehl gedacht. Die installierte kleine, moderne Weizenmühle konnte aber auch gleich >Volendam mit eigenem Mehl versorgen und alles übrige Mehl fand einen guten Markt in der ganzen Zone.
Alles staunte über Frieslands Weizen. Zuerst kamen Inspektoren der Nationalen Entwicklungsbank und des Landwirtschaftsministeriums, dann Direktoren und schließlich Minister. Landwirtschaftsminister Gonzales Alsina in der arbeitenden Weizenmühle: Hiervon träumt unser Präsident, und hier ist sein Traum bereits Wirklichkeit.
Auf Grund unserer Erfolge wurde der Plan Nacional de Trigo aufgestellt. Benötigte Anbaufläche von Weizen, damals gut 100.000 ha pro Jahr.
Friesland wurde Träger dieses Regierungsplanes in der Provinz San Pedro. Mit einem Pilotprojekt importierte die Kolonie fünf Butler-Silo-Zellen von je 300 t und etwas später noch vier York-Trocken-Silos von je 300 t, insgesamt 2.700 t Lagerkapazität für Getreide. Dies war die erste Metall-Silo-Anlage Paraguays! Lagerkapazität heute im Land: Gut 5.100.000 Tonnen.
Das Departamento San Pedro mit den Mennonitenkolonien Friesland und Volendam stand mit über 6.000 ha Weizen damals an der Spitze aller Departamente. Die >EZE, Deutschland, begleitete die beiden Kolonien mit umliegenden Paraguayer-Siedlungen in entscheidender Weise mit einem langjährigen integralen Mehrphasen-Projekt: “Beschaffung von Produktionsmitteln zur Förderung des Weizenanbaus in Paraguay.”
Das ganze Land war vom Weizen begeistert, und viele Würdenträger versuchten damals ihr Glück – oder Unglück – im Anbau von Weizen. Itacurubí del Rosario, das Distriktstädtchen Frieslands, nannte sich sogar “Ciudad del Trigo”. Mit großen Paraden fanden hier 1968 und 1969 die ersten zwei Nationalen Weizenfeste statt.
Zum ersten Fest war auch der Staatspräsident Alfredo Stroessner erschienen. Anschließend besuchte er Friesland und besichtigte die Weizenmühle, die Silo-Anlage und die Weizenfelder der Kolonie.
Beim zweiten Nationalen Weizenfest sagte der Landwirtschaftsminister Bertoni: Nadie tiene tantos meritos para el PNT como la colonia Friesland. Esta colonia es el dínamo del Dpto. San Pedro y un orgullo para todo el país!
So war es zu Beginn und in der ersten Zeit des Nationalen Weizenplanes. In der Folgezeit erweiterte sich der Anbau von Weizen schneller in den südlichen und südöstlichen Provinzen des Landes, wo es im Winter etwas kühler ist als in San Pedro.
Es gab auch Rückschläge, Weizenkrankheiten traten auf, und so manch ein Weizenbauer verlor nicht nur den Mut, sondern auch viel Geld.
Einige sagten sogar: Das eigentliche Verdienst des Plan Nacional de Trigo besteht darin, dass er die bisherige “Hackkultur” im Lande verwandelt hat in eine moderne mechanisierte Landwirtschaft.
Die Fruchtfolge Weizen (Hauptkultur) – Soja (Nebenkultur) änderte sich bald in Soja (Hauptkultur) – Weizen (Nebenkultur). Ja, der Anbau der Soja wurde so erfolgreich, dass Paraguay heute nach den USA, Brasilien, Argentinien, China und Indien in der Welt an 6. Stelle steht als Sojaproduzent mit einer Anbaufläche von 2,6 Millionen ha und einer Ernte von 7.000 Millionen Tonnen (2007/2008).
Und unser Weizen? Trotz des in Paraguay für Weizen auf die Dauer nicht so günstigen Klimas wird Weizen weiter angebaut, denn in der seit 1990 aufkommenden Direktsaat ist der Weizen als eine der wenigen Winterkulturen im nötigen Fruchtwechselplan mit der Sommerkultur Soja eine wichtige Alternative. Außerdem: Für den Anbau von Soja und Weizen werden die gleichen Maschinen benutzt.
So hat eigentlich die Soja den Weizen gerettet, der nun hauptsächlich in den Provinzen Alto Paraná, Itapúa und Caaguazú angebaut wird (80%). In San Pedro gibt es nur noch wenig Weizen!
Paraguay benötigt jetzt jährlich etwas über 400.000 t Weizen für Mehl, erntete 2006/2007 aber gut 800.000 t! Vor rund 50 Jahren begannen die Mennoniten in der Provinz San Pedro mit dem Anbau von Weizen. Heute zählen die Mennoniten in >Sommerfeld, >Bergthal und >Tres Palmas im Departamento Caaguazú nicht nur zu den erfolgreichsten Weizenanbauern im Lande, in Kombination mit Soja, sie haben auch eine blühende Mühlenindustrie aufgebaut. In den neun Mühlen von Sommerfeld und den zwei Mühlen in Bergthal werden im Jahr rund 200.000 t Weizen gemahlen. Sie liefern die Hälfte von allem Mehl, das Paraguay in einem Jahr braucht.
Und der Plan Nacional de Trigo? Er wird heute nicht mehr erwähnt. Aber das Ziel ist mehr als erreicht; denn man hat nicht nur Mehl genug und spart nicht nur Devisen, der Export von Weizen bringt zusätzlich noch Devisen ins Land.
So ist ein Traumziel, wenn auch anders als geplant, schließlich doch Wirklichkeit geworden: Paraguay erntet genug Weizen für sein tägliches Brot!
Alfred Fast sen.