Polnische Mennoniten

In Polen gab es zwei Zentren, um die sich die verstreut in den verschiedenen Dörfern der Umgebung lebenden Mennoniten zu Gemeinden vereinigt hatten. Beide lagen im Weichselgebiet. Nahe der Hauptstadt Warschau gab es die Gemeinde Kazun. (Das “n” wird wie ein weiches “ng” ausgesprochen und das “z” wie ein stimmhaftes “s”: Kasunj.) In dieser Gemeinde waren die eher traditionellen Mennoniten, die die Besprengungstaufe praktizierten, vereinigt. Etwa 100 km westlich von Warschau gab es die Gemeinde Deutsch Wymyschle. Hier befand sich die Hochburg der Brüdergemeinde. Außerdem lebten auch noch an verschiedenen anderen Stellen Polens Mennoniten beider Gemeinderichtungen.
Wegen des allgemein herrschenden Mangels an Siedlungsraum musste der Geburtenüberschuss schon seit langem entweder nach Übersee auswandern oder im Lande andere Berufsmöglichkeiten suchen.
Man hat damals auch dort sehr schnell erfahren, dass in Südamerika, hauptsächlich in Paraguay, neue mennonitische Siedlungen entstanden, und so sahen manche dort eine neue Möglichkeit, sich räumlich zu erweitern und sich einer mennonitischen Siedlung in Südamerika anzuschließen. Anfragen wurden ohne Erfolg in >Menno gemacht.
Die erste Gruppe hat sich dann im Jahre 1930 in der >Kolonie Fernheim am östlichen Ende des Dorfes Nr. 1, Lichtfelde, niedergelassen und ihr kleines Dorf Rosenfeld genannt. Einige dieser Siedler haben später das Dorf Neu-Moelln, damals südlich der Kolonie Menno, gegründet, wo sie sich noch bessere Lebensmöglichkeiten versprachen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam eine viel größere Gruppe, die aus den verschiedensten Richtungen Polens zusammengekommen war, nach Paraguay und gründete in der Kolonie Neuland das Dorf Waldrode. Die meisten Siedler dieses Dorfes sind später entweder nach Kanada ausgewandert oder nach Deutschland zurückgekehrt.
Hier in Paraguay bezeichnete man diese Mennoniten meist nur als “Polacken”. Ihr Plattdeutsch unterscheidet sich stark von dem der aus Russland stammenden Mennoniten. Andererseits sind sie ganz in der gleichen mennonitischen Tradition verwurzelt.
Heinrich Ratzlaff, Loma Plata
Paulhans Klassen: Polnisch-deutsche Mennoniten suchen eine neue Heimat in Paraguay, Rosenfeld – Neu-Mölln 1930 – 2005. Filadelfia: Off y Graph, 2005; Heinrich Ratzlaff: Siedlungserlebnisse im paraguayischen Chaco. Deutsch und Englisch. 3. Auflage. Asunción: Imprenta Grafitec, 2006.