Der Kuss war im Orient in verschiedener Form eine ehrerbietige Begrüßung und wurde gelegentlich auch beim Abschied angewandt. Man küsste die rechte und auch die linke Wange. Eine andere Form der Ehrerbietung konnte auch das Berühren des Obergewandes eines höher Gestellten mit den Lippen sein. Die tiefste Verehrung erwies man, wenn man die Füße küsste (Siehe; Lukas 7,38 und 45). Kusshände werden in der Bibel in Verbindung mit Verehrung von Sonne und Mond genannt (Hiob 31,27).
Bei den ersten Christen finden wir den Kuss als Ausdruck christlicher Liebe innerhalb der >Gemeinde. Paulus fordert die Gemeindeglieder in seinen Briefen immer wieder dazu auf und nennt ihn einen heiligen Kuss (Röm. 16,16; 1. Kor. 16,20; 2. Kor. 13,12; 1. Thess. 5,26).
In mennonitischen Kreisen wurde er zur Zeit der großen Erweckungsbewegungen in Russ-land gepflegt und kam nach der letzten Jahrhundertwende des vorigen Jahrtausends wieder zur Anwendung. Das geschah nach dem Abendmahl oder auch bei besonderen Treffen und Gelegenheiten.
Nachdem man im Gottesdienst nicht mehr nach Geschlechtern getrennt saß, wurde die Handhabung problematisch und man nahm Abstand davon.
Auf den Missionsfeldern im paraguayischen Chaco ist der Bruderkuss nicht eingeführt worden.
David Hein