Etwa 50 km nördlich der Zentren der >Mennonitenkolonien im >Chaco beginnt das Gebiet der Ayoreos – eines Indianerstammes – die von der Landbevölkerung Moros (die Schwarzen) genannt werden. Ihr Gebiet reicht bis weit nach Bolivien hinein und ist etwa so groß wie die Bundesrepublik Deutschland, obwohl ihre Anzahl zweieinhalbtausend nicht überschreitet. Die Ayoreos waren ein kriegerisches Volk und führten gegen alle benachbarten Stämme einen Dauerkrieg. Auch sind sie unter sich selbst zerstritten. Sie zerfallen in 8 Unterstämme, wobei die einzelne Gruppe zwischen 70 und mehr als 500 Mitglieder zählen kann und von einem Oberhäuptling geführt wird. Der stärkste Unterstamm ist der der Dorfleute (Guidaigosode) mit ungefähr 800 Menschen, deren Häuptling Uejai(lies Vehay) war. Das Gebiet im paraguayischen Chaco bevölkern drei Gruppen: Die Guidaigosode (mehr nördlich vom Cerro León), die Totobiegosode (südlicher) und die Garaigosode (östlich). Die kriegerische Auseinandersetzung erstreckte sich auch auf die Cojnone, die Zivilisierten und Weißen. Bei einer Begegnung zwischen einem Ayoreo und einem Weißen blieb oft einer von ihnen auf der Strecke. In den ersten zwei Jahrzehnten nach der Gründung der Mennonitenkolonien bekam man kaum einen Ayoreo zu sehen.
Danach gab es einige Überfälle: Am 28. November 1947 – Familie Paul Stahl, mit 5 Toten und einer Verwundeten; am 25. Januar 1950 – Familie Bernhard Plett auf der Viehstation Calé, beide Eheleute verwundet; am 17. März 1952 – Das Indianerlager bei Dorf Nr. 18, mit 3 Toten und etlichen Verwundeten; am 12. Februar 1955 – zwei Überfälle: Gerhard Bergen mit dem Wagen nach Filadelfia; er wurde am Bein mit einem Pfeil getroffen, und in Dorf Kleefeld Nr. 2, Wilhelm Sawatzky wurde schwer verwundet; am 17. Dezember 1955 – ein Lengua-Indianer wurde in Neuland verwundet; am 21. August 1958 – Überfall auf das Arbeiterlager Cerro León, mit zwei Verwundeten, ein Paraguayer und ein Ayoreo; am 10. September 1958 – Missionar Kornelius >Isaak wurde mit einem Speer schwer verwundet. Er starb am 11. September.
Was bewog die Ayoreos zu diesem Dauerkrieg? Das Territorium, das sie bewohnen, gibt ihnen, was sie zum Leben brauchen. Es wird aufs heftigste verteidigt und nach Möglichkeit erweitert. Jeder Eindringling wurde als Angreifer angesehen. Jede Gruppe musste darauf achten, nicht überfallen zu werden – deshalb griffen sie an. Ein wesentlicher Punkt in der Auseinandersetzung war auch die Blutrache. Der Häuptling führte seine Kämpfer an und verteidigte seine Sippe bis aufs Blut. Er wurde nach dem Grad seiner Tapferkeit beurteilt. Sein Ansehen steigt mit jedem getöteten Gegner. Vor den Zivilisierten hatten die Ayoreos jedoch angesichts der Feuerwaffen eine große Furcht. Der >Chacokrieg dürfte diese Furcht noch gesteigert haben.
Kontakte zu den Ayoreos: Als erster Kontakt gilt der Missionierungsversuch der Jesuiten im frühen 18. Jahrhundert, wobei man sich über den genauen Ort im nördlichen Chaco nicht klar ist. Die Arbeit auf der Missionsstation San Ignacio de Zamucos scheiterte am Widerstand der Ayoreos. – Bei dem Versuch eines Kontaktes in Bolivien kostete es die New-Tribes-Mission 1943 das Leben von fünf ihrer Missionare (s.: Er säte fünf Körner). Erst seit 1949 konnte man Missionsstationen errichten. – Der Kontaktversuch 1958 von mennonitischer Seite kostete Kornelius Isaak das Leben. Es blieb damals beim Versuch. (Bücher: The Moros Spear und Die Ayoreos, unsere Nachbarn). – Ein weiterer Versuch erfolgte 1960, als die South American Indian Mission von Bolivien aus in den paraguayischen Chaco vordrang. Es kam zu einem friedlichen Kontakt mit Uejai dem König des Südens, der aber an den Stammesfehden und anderen Umständen scheiterte. – 1963 gelang es dann den katholischen padres der Salesianer, vom Süden her eine Untergruppe der Guidaigosode zu erreichen. Diese Gruppe von etwa 200 Personen befindet sich heute noch in Puerto Maria Auxiliadora. – Fast alle übrigen Guidaigosode wurden ab 1965 von der New-Tribes-Mission erreicht.
Nun entstanden die Missionsstationen: – Am Cerro León, im Stammesgebiet der Gruppe, die aber 1968 wegen Wassermangels aufgegeben wurde. – El Faro Moro befand sich im Stammesgebiet der Totobiegosode. Diese Station musste abgegeben werden; wahrscheinlich, weil sie nicht den Landtitel besaßen. – Campo Loro, heute als Moro Mission bekannt. Danach bemühte man sich um weitere Siedlungen für die Ayoreos. Immer mehr wurde auch >Licht den Indianern und die >ASCIM in die Arbeit hineingezogen.
David Hein
Bernd Fischermann: Zur Weltsicht der Ayoréos Ostboliviens. Dissertation der Univ. Bonn, 1988; Ulf Lind: Die Medizin der Ayoré-Indianer. Dissertation der Univ. Bonn, 1974; David Hein: Die Ayoreos – unsere Nachbarn. Filadelfia, 1989; A. E. Janzen: The Moros Spear. Hillsboro, Kansas, 1962; Christian L. Graber: The Coming of the Moros. Herald Press, Scottdale, 1964.