Migritsch

Migritsch heißt ein mennonitischer Brauch, von dem man nicht so genau weiß, wann und wo er entstanden ist. Dieser Brauch bezieht sich ausschließlich auf eine Liebesbeziehung zwischen einem Jungen und einem Mädchen.
Wenn beispielsweise ein Junge in ein Mädchen verliebt ist und es regelmäßig besucht, wird er von den Jungen des Dorfes irgendwann zu einer Zahlung aufgefordert, er “bezahlt” sozusagen dafür, dass er das Mädchen besuchen darf. Es gibt viele Varianten, wie Migritsch gezahlt werden kann.
Die einfachste und wohl meist gebrauchte Form ist das Zahlen einer bestimmten Summe von Geld. Andere Möglichkeiten sind das Ausgeben einer Runde Bier, eines kräftigen Essens usw. Ganz selten wird auch eine bestimmte Gegenleistung vom Zahlenden verlangt. Bei Nichtzahlung von Seiten des betroffenen Jungen sind Reibereien nicht ausgeschlossen.
Es gibt gewisse Regeln, die sich jedoch in den verschiedenen >Kolonien auch unterscheiden. Einige Regeln sind zum Beispiel: Zahlungen werden in der Regel nur von Jungen gefordert, die aus einem anderen Dorf kommen. Sind beide Verliebten Bewohner desselben Dorfes, entfällt die Migritsch. Wenn der Junge aber aus einer anderen Kolonie kommt, muss er oft das Doppelte zahlen, da das betroffene Mädchen die Kolonie ja dann ganz verlässt. Und eine wichtige Regel, die wohl überall gleich ist, ist, dass der Junge für das Mädchen nur einmal Migritsch zahlt.
Heutigen Tages ist Migritsch zwar noch nicht ausgestorben, wird aber eher nur selten kassiert. Ein Grund dafür ist wohl, dass die Jugend heute nicht mehr so in Dorfcliquen zusammen lebt wie früher.
Beate Penner