Im Volksmund werden sie Chulupíes genannt. Es handelt sich um einen Indianerstamm aus dem südwestlichen >Chaco. Woher der Name Chulupí kommt, kann man nicht mit Bestimmtheit sagen. Der Name Nivaclé dagegen bedeutet Mensch, von dem es heißt: Gott schuf den Nivaclé (Menschen, Adam) und danach seine Frau Nivacche (Eva).
Weil dieser Stamm fast ausschließlich von der Jagd, dem Fischfang und den verschiedenen Früchten des Chacobuschs lebte, zählte man sie zu den so genannten Jägern und Sammlern. Es wurden aber auch kleine Gärten angelegt, in denen sie Wassermelonen, Kürbisse, Bohnen und anderes mehr anpflanzten. Da es im Chaco oft längere Trockenperioden gibt, waren die Gruppen, die aus einer oder mehreren Sippen bestanden, gezwungen, ihren Wohnplatz zu verlassen, um andere Wasserstellen und Jagdgebiete aufzusuchen. Dies war auch der Grund, weshalb die einzelnen Gruppen oft nur klein waren.
Die wichtigste Person im Stamm war der Häuptling, der sich durch Tapferkeit und besondere Eigenschaften auszeichnete. Die Beliebtheit unter den Stammesgenossen war von Bedeutung. Eine weitere wichtige Person war der Medizinmann, auch Schamane genannt.
Er stand mit den Krankheitsgeistern, deren es sehr viele gab, in Verbindung. Dieser Geist hatte die Fähigkeit, die Seele einer Person zu stehlen, wodurch der Betroffene schwer erkrankte. Gelang es einem anderen Schamanen, die gestohlene Seele aufzuspüren und sie wieder zurückzubringen, dann setzte der Genesungsprozess ein.
Der größte Teil des Nivaclé-Stammes hat einen Kulturwandel durchgemacht, und manche sind heute noch im Prozess des Wandels. Verursacht wurde das dadurch, dass sie ihre abgelegenen Wohngebiete verlassen und andere Lebensweisen angenommen haben. Viele leben heute in geschlossenen Siedlungen mit eigenen sozialen Einrichtungen (Schulen, Kooperativen, Siedlungsberatung, Krankenpflege u. a. m.). Erwähnenswert ist auch die intensive geistliche Betreuung.
Durch die Verkündigung des Evangeliums und biblische Unterweisung konnten viele für Christus gewonnen werden und so entstanden eine Reihe von einheimischen Gemeinden. Hier wird die Bibel, die bereits in ihre Sprache übersetzt wurde, gelehrt und in der Indianer-Bibelschule systematisch unterrichtet. Von Bedeutung ist auch die Bibellese. Das Neue Testament ist von 27 Personen auf Kassetten gesprochen worden und wird zum Bibelstudium in den verschiedenen Gemeinden und Gruppen gebraucht. Außerdem ist noch weiteres Material in die Sprache der Nivaclé übersetzt worden. (>Bibelübersetzung, >Enlhet, >Indianerkulturen, >Interethnisches Zusammenleben)
Gerhard Hein