Gottesdienstformen

Zu Recht muss man in den mennonitischen Gemeinden Paraguays von Gottesdienstformen im Plural reden. Nicht nur die verschiedenen Einwanderergruppen, sondern auch die indianischen sowie spanisch-paraguayischen mennonitischen Gottesdienste weisen ein vielfältiges Erscheinungsbild auf. Das wird sicherlich auch dadurch gefördert, dass es kein einheitliches Liturgiebuch gibt, dass die Lokalgemeinde recht autonom ist und dass insgesamt eine beachtliche Aufgeschlossenheit besteht, liturgische Anregungen aus verschiedensten kirchlichen Traditionen und Kulturen zu übernehmen.
Die Gottesdienstform der so genannten >Altkolonier ist allerdings nach wie vor von einem starken Traditionalismus geprägt, der sich besonders in Amtskleidung, Art des Gesanges und Form der Predigtlesung äußert.
Die mennonitischen Einwanderer mit russlanddeutschem Hintergrund waren insgesamt durch die Erweckungsbewegung sowie durch pietistische und freikirchliche Einflüsse stark geprägt. Gemeindechöre, Blasorchester, Gitarrengruppen, Gedichte, freie Gebets- und Zeugnisstunden gehörten mit zum Gottesdienst. Die Predigtthemen waren meist frei gewählt mit Ausnahme die zu den Festtagen des Kirchenjahres. Gesangleiter, Chordirigenten und >Prediger hatten andererseits meist eine elementare Zurüstung und suchten sich eifrig durch Kurse weiterzubilden.
Die Gottesdienstformen in den indianischen Gemeinden waren ursprünglich sehr stark von der deutsch-mennonitischen Tradition geprägt, sowohl in Predigtstil als auch, was Texte und Melodien des Kirchengesanges betrafen. Hier macht sich eine zunehmende Annäherung an die jeweils eigene Kultur bzw. an lateinamerikanische Kirchenkulturen bemerkbar.
Die >spanisch-paraguayischen mennonitischen Gemeinden sind in ihrer Gottesdienstform recht flexibel. Ursprünglich standen sie den traditionellen Gottesdiensten der >Baptisten oder Freien Brüder (>Hermanos Libres) nahe mit Einleitung, Gesangbuchliedern, Kollekte, Predigt, Kinder- und Sonntagsschule für Erwachsene u. a. m. Später wurden verschiedene mehr spontane Elemente aufgenommen, die stärker der lateinamerikanischen bzw. charismatischen Tradition entstammen: längere Sing- und Anbetungszeiten, ein rhetorisch freierer Predigtstil, und vielfach wird öffentlich für Gesundheit, Wohlstand sowie für die Regierenden u. a. gebetet.
Zusammenfassend muss gesagt werden, dass die >Mennoniten Paraguays keine wirklich eigene Gottesdienstform entwickelt haben und dass über Liturgie und effektive Gottesdienstgestaltung erst neuerdings stärker nachgedacht wird.
Alfred Neufeld