Klassen, Cornelius F.

Cornelius F. Klassen (1894 – 1954) wurde in Russland in der Nähe von Neu-Samara geboren und wanderte 1928 mit seiner Frau und zwei Kindern nach Winnipeg, Kanada, aus. In Russland besuchte er die Volks- und >Zentralschule und ließ sich 1911 auf seinen Glauben taufen. In Moskau arbeitete er zunächst als Bürogehilfe und wollte nebenher das Abitur machen, um dann Medizin zu studieren. Das aber ging aus Zeitgründen nicht. Daher ging er nach Petersburg, wo er seinen späteren Mitarbeiter Peter Froese kennen lernte, der bereits an der Universität studierte. Der Erste Weltkrieg vereitelte jedoch seinen Studienplan.
Wiederholt wurde er von den Mennoniten beauftragt, ihre Interessen zu vertreten. Als Delegierter des >Forsteidienstes nahm er an der Mennonitischen Bundeskonferenz in Halbstadt und am Allmennonitischen Kongress in Orloff teil. Zusammen mit Peter Froese setzt er sich bei der Kerensky-Regierung in Petrograd für die Freilassung der als Spione verdächtigten mennonitischen Sanitäter ein.
Wiederholt vertrat er die Siedlungen Neu-Samara und Orenburg vor Regierungsbehörden und half bei der Organisation des Allrussischen Mennonitischen Landwirtschaftsvereins und bei der großen materiellen Hilfe aus Nordamerika während der Hungersnot in Russland. Auf der einen Seite leistete er Wiederaufbauarbeit für die Mennoniten in der Sowjetunion, auf der anderen Seite half er den Mennoniten bei der Auswanderung nach Kanada.
1928 kam er als Einwanderer mit seiner Frau und zwei Kindern selber in Winnipeg an. 1929 nahm er bereits an einer Sitzung des MCC teil und bereiste vier Monate lang die Vereinigten Staaten, um in den Gemeinden Bericht zu erstatten. Ab 1930 nahm er an den Mennonitischen Weltkonferenzen teil.
Seine größte Aufgabe aber übernahm C. F. Klassen, als er 1945 als Sonderbeauftragter des >MCC nach England, Frankreich, Holland und schließlich auch nach Deutschland geschickt wurde, um den mennonitischen Flüchtlingen aus dem Osten zu helfen, indem er sie sammelte und ihnen Möglichkeiten zur Sesshaftwerdung oder Auswanderung verschaffte. Er hatte großes diplomatisches Geschick beim Verhandeln mit Regierungsstellen und mit den internationalen Organisationen wie UNO, IRO (International Refugee Organization) u. a. Er konnte aber auch vertrauensvoll im mennonitischen Plattdeutsch mit den ganz einfachen Männern und Frauen, die als Flüchtlinge aus dem Osten kamen, sprechen. Seinem eigenen Auftrag gemäß: Ich suche meine Brüder, war er rastlos unterwegs, um verängstigte und bedrängte mennonitische Flüchtlinge aufzuspüren und sie in Sammellagern zusammenzuführen. Kein Problem schien ihm unüberwindlich zu sein, denn allen Schwierigkeiten zum Trotz sagte er sich und den anderen: Gott kann!
Als Vertreter des MCC, zuletzt als MCC-Direktor für Europa, hat er aber auch für die Zusammenarbeit zwischen nordamerikanischen und europäischen Mennoniten viel geleistet. Er war Mit-Schriftleiter der Zeitschrift >“Der Mennonit”, half bei den Siedlungsgründungen für die westpreußischen Mennoniten in der Bundesrepublik (z. B. Espelkamp, Backnang und Enkenbach) und bei der Gründung der Altenheime in Leutesdorf, Enkenbach und Pinneberg. Auch für die Wiederbelebung des kirchlichen Lebens der Mennoniten setzte er sich tatkräftig ein, so z. B. bei der Gründung der internationalen mennonitischen Bibelschule Bienenberg in Liestal, Schweiz.
Mitten im Dienst, auf einer Fahrt nach Holland, starb er 1954 ganz unerwartet an einem Herzanfall in Gronau und wurde auf dem mennonitischen Friedhof in Neuwied beerdigt. Die zahlreichen Nachrufe zeigen, dass er nicht nur von seinen mennonitischen Brüdern und Schwestern in vielen Ländern, sondern auch von anderen Mitchristen in seinem Dienst für Christus geschätzt und geachtet worden war.
Jakob Warkentin
Der Mennonit 7 (1954) 6, S. 83-87; Dietrich Thiessen: Cornelius F. Klassen, http:www.neu-samara.de; Klassen, Cornelius Franz (1894-1954), http://www.gameo.org/encyclopedia.