Taubenjagd

Wenn im zentralen >Chaco erst die Erdnuss- und Kafirfelder reifen (März – Mai), kommen jährlich große Taubenschwärme, um Nahrung zu sammeln. Deshalb spricht man von dieser Zeit auch als von der Taubenzeit. Für den Bauern ist sie eine Plage, für Jäger jedoch ein “Schmaus”, da sie Beute in Fülle finden.
Als die Mennoniten im Chaco ansiedelten, gab es da nur wenige Tauben. Durch die Umgestaltung der Natur und die angepflanzten Felder verbesserten sich die Lebensbedingungen für die Tauben. So wurden sie immer mehr zur Plage auf den Feldern. In großen Mengen richteten sie immer wieder bemerkenswerte Schäden für die Bauern an. Deshalb fragte man sich, wie man dieser Plage entgegentreten könnte. Möglichkeiten, die erwogen wurden: Vergiftung, wodurch jedoch das Gleichgewicht in der Natur gestört werden könnte. Prämien aussetzen für erlegte Tauben, die auch gleichzeitig zur Ernährung der Bevölkerung dienen könnten. Schaffung eines Gleichgewichts in der Natur, indem die natürlichen Feinde der Tauben (Habichte) am Leben gelassen werden.
Jäger schießen die Tauben als Nahrungsmittel oder aus purer Jagdlust. Seit einigen Jahren kommen zur Taubenzeit Jäger aus anderen Teilen Paraguays und aus dem Ausland in den Chaco, um ihrem Jagdeifer freien Lauf zu lassen. Sie schießen in wenigen Tagen Tausende Tauben, die sie jedoch nicht für sich verwenden, sondern den Chacobewohnern, oftmals den Indianern, überlassen, die sie wiederum als Nahrung verwenden. Als Gegenleistung sammeln sie die Unmengen von Patronenhülsen auf, die die Jäger auf den Feldern hinterlassen. Mancher fragt sich bei dieser Form der Jagd auch, was mit dem vielen Blei geschieht, das auf manchen Feldern liegen bleibt und zur Umweltverschmutzung beiträgt.
Um der unkontrollierten Taubenjagd entgegen zu wirken, hat das nationale Umweltsekretariat (SEAM) in den letzten Jahren Regelungen für die Taubenjagd getroffen, die die Zeit der Taubenjagd begrenzen (März bis Juli) und die festlegen, dass man diese nur im Flug schießen darf.
Uwe S. Friesen
Peter P. Klassen: Mennoblatt 58 (1987) 9, S. 10; Eduard Unger: Mennoblatt 42 (1971) 10, S. 8-9.