Die Mennoniten setzten in Paraguay ihre Tradition des Kirchbaus und der entsprechenden Gottesdienstgestaltung so fort, wie sie sie aus Russland kannten. Das heißt, in den Dörfern diente die Schule als Versammlungsraum für Gottesdienste, in den Zentren wurden besondere Kirchbauten aufgeführt.
Da bis Ende der siebziger Jahre nur ein kleiner Teil der Bevölkerung über Autos verfügte, wurden Gottesdienste in der Regel in allen Dörfern abgehalten. Hierzu wurden die Schulen genutzt. Hier fand der Sonntagsgottesdienst statt, aber auch die Bibelstunden, die Gebetsstunden und Beerdigungsgottesdienste. Daher gab es auch neben allen Schulen einen Friedhof. Diese Friedhöfe sind heute nur noch zum Teil erhalten.
Schon in der Anfangszeit wurden in den Zentren Kirchen gebaut. Die Bauweise wurde ebenfalls von den Kirchbauten in Russland übernommen. In ähnlicher Bauweise wurden auch die erste Kirche der Mennonitengemeinde und die der Mennoniten Brüdergemeinde in Filadelfia errichtet, wobei letztere im Inneren eine Empore erhielt.
In Menno wurde am Wohnort des Ältesten in Osterwick (>Kirche in Osterwick) ein eigenes Kirchengebäude errichtet, das aber doch nur eine relativ kleine Anzahl von Besuchern aufnehmen konnte.
Die erste größere Kirche wurde in Menno erst im Jahr 1962 in Loma Plata nach dem Modell der Fernheimer Kirchen errichtet. Mit der Teilung der Gemeinde erhielten die verschiedenen Bezirke jeweils eigene Kirchengebäude. Dadurch und durch die Zunahme der Mobilität der Bewohner verloren die Schulen und ihre Friedhöfe nach und nach ihre Bedeutung.
Seit Anfang der achtziger Jahre setzt sich auch ein modernes Gebäudemodell durch. So wurde in den Jahren 1978-1980 die neue Kirche der Mennonitengemeinde Filadelfia so gebaut, dass die Gemeinde in einem ansteigenden Halbrund um die Empore im Vorderteil mit der Kanzel angelegt wurde, so dass die Akustik und auch die Sichtmöglichkeiten für die große Besucherzahl von 1200 Personen erheblich verbessert wurde. Nach diesem Modell wurde auch die Concordia-Kirche der Mennoniten (Mennonitengemeinde und Mennoniten Brüdergemeinde) in Asunción erbaut.
Die neueren Kirchen in Menno wie etwa die Elim-, die Emmanuel- und die Bethel-Kirche in Loma Plata sowie die Kirchen in Lolita und Paratodo wurden in ähnlicher Form, wenn auch für eine geringere Besucherzahl errichtet.
Die >mexikanischen Mennoniten, ähnlich auch die in >Sommerfeld und >Bergthal, haben einen Kirchbau nach dem Modell der bei den Mennoniten in Preußen bis ins 18. Jahrhundert üblich war.
Es ist ein rechteckiger einfacher Bau der eher einer Schule oder einem Wohnhaus ähnelt, ein Stil, der ihnen von den Staatskirchen und der Regierung aufgezwungen war. Auf dem einem Ende befand sich immer eine Ohmchenstube – anschließend der Versammlungsraum. Auf einer Seite war eine erhöhte Sitzreihe für die Prediger und Vorsänger und in der Mitte das Predigerpult. Dieses Modell ist dann mit kleinen Veränderungen über Russland, Kanada und Mexiko bis nach Paraguay gekommen.
Alle Gemeinden haben neben ihren Kirchen weitere Einrichtungen für die Organisation des Gemeindelebens errichtet wie einen Fest- und Speisesaal, Räume für den Sonntagsschulunterricht, oft auch einen Sportplatz und andere Einrichtungen. Der Friedhof liegt nur in den Kirchen außerhalb der Zentren unmittelbar neben der Kirche. In den Zentren gibt es jeweils zentral angelegte Friedhöfe.
Michael Rudolph