Der Begriff stammt, soweit es feststellbar ist, von dem Arzt Dr. Victor Böttner, der während des >Chacokriegs in >Filadelfia als Militärarzt tätig war. In einem Gespräch mit der Krankenschwester Suse >Isaak sagte er: Wissen Sie, Schwester, hier wird man nach einigen Jahren nur noch weiße Indianer vorfinden. Man hätte euch nicht in den >Chaco bringen dürfen. Dies ist kein Land für Europäer.
In den Jahren der Ansiedlung fiel dieser Ausspruch auf fruchtbaren Boden und beherrschte wie ein drohendes Schreckgespenst die Vorstellung der Siedler. Man befürchtete ein kulturelles Absinken in dieser geographischen Isolierung. Als Suse Isaak mit den anderen Flüchtlingen von Fernheimer Bürgern, die schon früher hier angekommen waren, von der Endstation abgeholt wurde, war ihnen aufgefallen, dass die Siedlungsarbeit im Chaco den Männern wegen der vielen Strapazen arg zugesetzt hatte. Von der Sonne verbrannt, in zerrissenen Kleidern waren sie nach der anstrengenden Reise auf engen Buschwegen in einem armseligen Zustand angekommen, um sie mit ihren Fuhrwerken in die neu gegründete >Kolonie zu bringen.
Schwester Suses Entschluss stand jedoch fest: Wir werden viel tun müssen, damit es nicht so wird. Wir dürfen uns nicht gehen lassen. Diese Männer haben sicher schon viel geleistet. Und die Anstrengungen wurden belohnt. Zehn Jahre später sagte Dr. Böttner zu Suse Isaak in Filadelfia: Ich sah das Leben hier auf der Straße, die arbeitenden Menschen, die Schüler. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr euch hier durchsetzen würdet. Worauf Schwester Suse mit Genugtuung erwiderte: Also doch keine weißen Indianer!
Jakob Warkentin
Peter P. Klassen: Frauenschicksale. Uchte: Sonnentau Verlag, 2004, S. 84 f.