Bajakurse

In Paraguay gilt die allgemeine Wehrpflicht, d. h. dass alle jungen Männer im 18. Lebensjahr den Militärdienst abzuleisten haben. Studenten, die sich auf das Priesteramt vorbereiteten und junge Männer aus den >Mennonitenkolonien waren schon immer auf Grund von Spezialgesetzen vom Wehrdienst befreit. Seit der Verfassungsreform aus dem Jahr 1992 gibt es auf Grund des Einsatzes der Mennoniten in Zusammenarbeit mit den anderen christlichen Kirchen im Lande (>Coordinadora de Iglesias Cristianas para la Asamblea Nacional Constituyente) die Möglichkeit der Befreiung vom Wehrdienst aus Gewissensgründen. Die Verweigerer sind verpflichtet einen sozialen Ersatzdienst zu leisten, werden dazu aber noch nicht herangezogen, da es dafür noch immer keine gesetzlichen Bestimmungen gibt.
Baja” heißt in Paraguay der Entlassungsschein, den man nach Ableistung des obligatorischen Militärdienstes erhält. Um den mennonitischen Jugendlichen, die seit der ersten Einwanderung der Mennoniten im Jahr 1927 vom Militärdienst befreit sind (>Gesetz 514), die Gründe ihrer Militärdienstbefreiung wichtig zu machen, werden seit vielen Jahren in Zusammenarbeit von Gemeinden und >Kolonien die im Volksmund so genannten “Bajakurse” durchgeführt. Der richtige Name für diese Kurse ist “Friedenslehrekursus”, der sich auch immer mehr durchsetzt. Die jungen mennonitischen Männer erhalten heute auch nicht mehr die “baja”, sondern eine Bescheinigung, auf der zu lesen ist: Exonerado Mennonita.
Auf den genannten >Friedenslehrekursen werden den jungen Männern in fünf Tagen die Prinzipien der >Wehrlosigkeit aus biblischer und sozialer Sicht nahe gebracht. Besonderes Gewicht legt man auf die Rechte und Pflichten eines verantwortlichen Staatsbürgers sowie auf das soziale Zusammenleben im bunten Völkergemisch ihres Lebensraumes in Paraguay. An den Vormittagen wird eine praktische Arbeit verrichtet, die dem Wohl der eigenen Gemeinschaft oder dem der benachteiligten Bevölkerungsgruppen in der Umgebung dient. Es werden immer wieder Stimmen laut, die die Meinung vertreten, dass alle 18-jährigen Mennoniten einen 6- bis 12-monatigen Sozialdienst in eigener Regie ableisten sollten.
Heinrich N. Dyck