Die Missionsarbeit unter den >Enlhet-Indianern erforderte bald geschriebenes biblisches Material. Man fing mit biblischen Geschichten an. Für genauere Übersetzungen musste eine Schriftsprache und eine Grammatik erstellt werden. Im Auftrag des Missionskomitees >Licht den Indianern fuhren Dietrich Lepp (Enlhetsprache) und Gerhard Hein (Nivaclésprache) zu einem Linguistikkursus bei den Wycliffe Bibelübersetzern nach Perú. Dietrich Lepp wurde 1964 vom Missionskomitee unter Beratung der United Bible Society mit der Übersetzungsarbeit beauftragt. Nito Acevedo war sein Informant. Man einigte sich auch, für die verschiedenen Dialekte des Enlhet-Stammes nur eine Übersetzung des Neuen Testaments zu machen, und zwar in die Sprache der Enlhet-Norte, obwohl auch einzelne Bücher des Neuen Testaments von D. Lepp in die Toba- und Sanapaná-Sprache übersetzt wurden. Es wurden auch Schulmaterial, Alfalit-Hefte, Lieder und verschiedenes anderes Material in der Enlhetsprache herausgegeben.
Zuerst wurde das Markus-Evangelium übersetzt, danach die restlichen Bücher des NT. Die Übersetzung forderte viel Konzentration und Geduld, sowohl vom Übersetzer als auch vom Informanten. Weil die biblischen Begriffe den Indianern nicht bekannt waren, konnte oft erst nach einem längeren erklärenden Gespräch ein passendes Wort gefunden werden. Es gibt z. B. kein Wort für glauben, und so musste die negative Bezeichnung nicht zweifeln benutzt werden. Auch gibt es kein Wort für Gott, weil die Enlhet in ihrer ursprünglichen Religion nur böse Geister kannten. So wurde ein spanisches Wort zu Hilfe genommen: Dios Ingyapam Netin (Gott, unser Vater oben).
Von jedem übersetzten Buch wurden Kopien an die verschiedenen Missionare und führenden indianischen Gläubigen geschickt, die es lasen und Korrekturen vorschlugen. Auch trafen Dietrich Lepp und Nito Acevedo sich wiederholt mit Dr. Eugene Nida und Jacob A. >Loewen, Übersetzungsberater der American Bible Society, um die Übersetzung zu prüfen. Im Dezember 1967 war das NT übersetzt. 1970 überreichte die paraguayische Bibelgesellschaft die gedruckten Testamente, zweisprachig Enlhet/Spanisch, den Enlhet Indianern.
1971 wurde mit der Übersetzung einer heilsgeschichtlichen Kurzfassung des Alten Testaments begonnen. Diese Bücher wurden dann auch vervielfältigt und in den Enlhet-Gemeinden verteilt. Erst 1988, als die Notwendigkeit erkannt wurde, die Bibel in ihrer vollständigen Form lesen zu können, fingen Dietrich Lepp und Nito Acevedo an, die restlichen Teile des AT zu übersetzen. Man arbeitete wieder eng mit der internationalen und der nationalen Bibelgesellschaft zusammen, von deren Beratung im Bereich Übersetzung und von deren Computerprogrammen man stark profitierte. 1994 konnten alle Computer-Disketten, auf denen die übersetzte Bibel gespeichert war, an die Bibelgesellschaft überreicht werden, die sich dann weiter um den Druck bemühte. Am 11. Mai 1996 konnte die komplette Bibel den Enlhet-Gemeinden in einer offiziellen Feier überreicht werden. Damit haben die Enlhet das geoffenbarte Wort Gottes in ihrer Herzenssprache zur Verfügung.
Jakob Lepp
Tagebücher des Übersetzers Dietrich Lepp; Protokolle und Korrespondenz von Licht den Indianern; Hans Wiens: Daß die Heiden Miterben seien: Die Geschichte der Indianermission im paraguayischen Chaco. Hg. Konferenz der Mennoniten-Brüdergemeinden Paraguays. Asunción, 1989; G. B. Giesbrecht: Mennoblatt 42 (1971) 15, S. 2; Dietrich Lepp: Mennoblatt 40 (1969) 16, S. 3; Dietrich Lepp: Mennoblatt 36 (1965) 6, S. 2; Cornelius G. Neufeld: Mennoblatt 67 (1996) 11, S. 2; Dietrich Lepp: Mennoblatt 37 (1966) 22, S.1.