Guazú, Cacique

Cacique Guazú war der Häuptling der >Enlhet in der Gegend von >Loma Plata, als die Mennoniten 1921 den >Chaco erkundeten und 1927/1928 dort ansiedelten. Er war sehr empört über die Nachricht, dass seine Kollegen Cacique Bueno und Cacique Monte den Mennoniten die Erlaubnis zur Besiedlung dieser Gegend gegeben hatten. Die beiden hätten nach Cacique Guazús Meinung diese Erlaubnis nicht erteilen dürfen, weil in diesem Lengua-Gebiet sieben Caciques mit ihren Sippen auf verschiedenen Kämpen lebten, deren Oberhäuptling zu der Zeit Cacique Guazú war.
Guazú zog sogleich sein Kriegsheer zusammen und hatte selbst beschlossen, die weißen Eindringlinge von Loma Plata sofort zurückzuschicken; dorthin, von wo sie gekommen waren. Aber der Toba-Indianer, der schon Fred Engen als Kontaktperson gedient hatte, fungierte als Vermittler. Er sprach dieselbe Sprache wie Cacique Guazú, nur mit einem anderen Dialekt. Dieser Toba sagte zu Cacique Guazú, dass diese Weißen sehr friedliche und gute Leute seien und nur hier wohnen und Ackerbau betreiben wollten.
Guazú schloss sich dem Entschluss seiner Kollegen an; es dauerte dann jedoch nochmals sieben Jahre, bis die ersten Mennoniten bis nach Loma Plata kamen.
Guazú bedeutet: Der Große, der Größte, der Oberste. Guazú soll ein Kind von einem anderen Indianerstamm gewesen sein, das bei einem Streifzug geraubt worden war und bei einer Lengua-Familie aufwuchs, was bei den Naturvölkern des Chaco üblich war. Da er sich als besonders tapfer und mutig erwies, ist er später der Häuptling seiner Sippe geworden. Er war ein richtiger Anführer, ein weitsichtiger und weiser Volksführer, ernst und selbstsicher, aber auch herrisch und draufgängerisch, der die Nordlengua zu einer starken Gemeinschaft zusammengeschweißt hatte.
Eine andere Version sagt, dass er von den Paraguayern Guazú genannt wurde: Spießhirsch. Seine Gangart erinnerte nämlich an den geschmeidigen und tänzelnden, stolzen Gang des Spießhirschs, welcher in dieser Region des >Chaco zu Hause ist.
Cacique Guazú wurde von seinen Stammesgenossen Caymap Quelatac – maling apgatic (der schlaue Fuchskopf) genannt. Als Häuptling war er auch einer der hervorragendsten Medizinmänner seines Stammes.
Cacique Guazú war der einflussreichste Häuptling der Lengua-Sippen, als die Mennoniten kamen. Loma Plata, sein zu Hause, wurde Siedlerlager und die weißen Einwanderer seine Nachbarn. Nach Angaben von mennonitischen Pionieren kam Cacique Guazú drei Wochen (einen Mondwechsel) lang jeden Tag zu einer bestimmten Zeit ins Zeltlager, stellte sich gerade hin und schlug mit seinen Händen auf seine Brust. Dabei zeigte er abwechselnd in die vier Himmelsrichtungen. Danach zog er wieder ab. Damit wollte er seinen Hoheitsanspruch bekunden und andeuten, dass dieses Land in allen vier Himmelsrichtungen ihm gehörte.
Die Hütte des Cacique Guazú befand sich an der Stelle, wo später das erste zweistöckige Verwaltungsgebäude von Menno (heute Museum in Loma Plata) gebaut wurde. Dort zog der Cacique der eingewanderten Siedler ein, der Vorsteher oder >Oberschulze. Cacique Guazú blieb mit seiner Sippe noch lange Zeit neben der Lagune, westlich von seinem vorherigen Platz, wohnen. Er hielt sich bis zu seinem Tode 1969 für den Kaziken von Loma Plata neben dem Kaziken der Weißen, dem Oberschulzen. Kurz bevor er starb, bat er darum, vom großen und guten Geist und Kaziken, der Macht über die anderen Geister habe, die er immer beschwor, in Besitz genommen zu werden. So ließ er sich taufen auf den Namen Jesu Christi.
Uwe S. Friesen
Martin W. Friesen/Johann W. Toews: Im Dienste der Gemeinschaft (1987) 2-3, S. 1-4; Peter S. Sawatzky: Menno Aktuell 4 (2000) 37, S. 20-21.