Löwen, Jakob A.

(1922 – 2006) Wiederholt ist im Blick auf den Werdegang der Mennoniten in Paraguay festzustellen, dass Fachleute aus Nordamerika oder Europa entscheidende Anstöße gegeben haben, um neue Entwicklungsschritte einzuleiten. Im Bereich der Mission und Kulturkontakte war Jacob A. Löwen eine solche Person. Er wurde 1922 in Orenburg am Ural geboren. Da sein Vater früh starb, heiratete seine Mutter Abram Löwen in zweiter Ehe. 1929 zog die Familie nach Kanada. Yarrow, eine weitgehend mennonitische Farmgemeinschaft im Frasertal, wurde sein Zuhause. Er wurde Mitglied einer MB-Gemeinde und machte seine Grundstudien am Tabor College in Kansas, USA. In Kolumbien sammelte er seine ersten missionarischen Erfahrungen. Nach der Rückkehr in die USA studierte er Linguistik und Anthropologie an der University of Washington, Seattle, wo er auch promovierte. Es folgten Jahrzehnte verschiedener Einsätze in der Mission und vor allem bei den Vereinten Bibelgesellschaften als Berater für Bibelübersetzung. 1963 brachte ihn ein >MCC-Auftrag für sechs Monate in den >Chaco, um die ersten Phasen der Indianer-Ansiedlung zu untersuchen. Da >Plattdeutsch seine Muttersprache war, kommunizierte er fließend mit Mennoniten wie auch mit vielen Indianern. Er erarbeitete eine Anleitung zum kulturvergleichenden Studium, die in den Händen der Missionare Dietrich Lepp und Gerhard Hein in den folgenden Jahren zu zwei grundlegenden Dokumenten über die Kultur der >Enlhet- bzw. >Nivaclé-Indianer wurde. Im >Mennoblatt befassten sich seine Beiträge mit der Frage der kulturellen Toleranz wie auch mit der Psychologie und Weltanschauung der Enlhet-Indianer.
Im Rückblick lässt sich feststellen, dass er durch seine herzhafte, menschenfreundliche Weise viel zur Bewusstmachung kultureller Unterschiede und Herausforderungen bei Mennoniten und Indianern beigetragen hat. In der zweiten Lebenshälfte war er vor allem für verschiedene Bibelübersetzungen in Afrika tätig. 1987 fasste er seine missionstheologischen Einsichten in einer Vortragsreihe zusammen, die er am AMBS in Elkhart hielt. Charakteristisch für ihn war, dass er schwer lösbare Fragen mit viel Humor vorbringen konnte und damit Sichtweise und Denkprozesse bei den Missionaren auflockerte. Er war seit 1945 verheiratet mit Anna Enns. Ihnen wurden vier Kinder geboren. 2006 verstarb er in Abbotsford, British Columbia.
Gundolf Niebuhr
Verschiedene Artikel im Mennoblatt 1964 – 68; Jasch Leewe: Onze ieaschte Missjounsreiz. Abbotsford 1996.