Mennonitische Weltkonferenz

Die erste Mennonitische Weltkonferenz (MWK) fand im Januar 1925 in Basel, Schweiz, statt. Der Anlass dazu war der 400. Gedenktag an die erste Bekenntnistaufe in Zürich am 21. Januar 1525. Prediger Christian Neff, Prediger auf dem Weierhof, ergriff die Initiative. Der Anfang war bescheiden und mühsam. Von den knapp 100 Teilnehmern, darunter 15 offiziell benannte Delegierte, war nur ein Prediger mit Frau aus Amerika erschienen. Aus der Sowjetunion waren zwei angereist, da sie aber kein Visum für die Schweiz erhielten, konnten sie nicht teilnehmen. Um ihre Berichte über die Bedrängnisse der Mennoniten in der Sowjetunion zu hören, traf sich die Versammlung an einem Nachmittag mit ihnen am deutsch-schweizerischen Schlagbaum. Der Rest der Teilnehmer kam aus der Schweiz, Deutschland, Holland und Frankreich.

Die zweite MWK fand im Jahr 1930 in Danzig statt. Sie wurde bekannt als Mennonitische Welthilfskonferenz, weil dort die Hilfe für die mennonitischen Flüchtlinge aus Russland und ihre Ansiedlung in neuen Ländern, vor allem in Paraguay, im Mittelpunkt stand. 1936 fand die dritte Versammlung der MWK in Amsterdam, Holland, statt zum Gedenken an >Menno Simons’ “Ausgang aus dem Papsttum” 400 Jahre zuvor. Diese ersten drei MWK hatten einen stark europäischen Charakter und die Hauptsprache war Deutsch. Das änderte sich mit der vierten Versammlung der MWK, die erst 1948 in Goshen/Newton, USA, stattfand. Teils durch den Zweiten Weltkrieg, teils durch das Wachstum neuer Gemeinden in Afrika und Asien bedingt, nahmen die Versammlungen der MWK zunehmend internationalen und interkulturellen Charakter an. Die darauf folgenden Versammlungen der MWK: 5.) Basel, Schweiz, 1952; 6.) Karlsruhe, Deutschland, 1957; 7.) Kitchener, Ontario, Kanada, 1962; 8.) Amsterdam, Niederlande, 1967; 9.) Curitiba, Brasilien, 1972; 10.) Wichita, Kansas, USA, 1977; 11.) Straßburg, Frankreich, 1984; 12.) Winnipeg, Kanada, 1990; 13.) Kalkutta, Indien, 1997; 14.) Bulawayo, Simbabwe, 2003. Die 15. Versammlung der MWK ist für Juli 2009 in >Asunción, >Paraguay, vorgesehen.
Die weltweite mennonitische Gemeinschaft umfasst (2006) rund 1,5 Millionen getaufte Gläubige. 87 nationale Konferenzen bzw. Vereinigungen in 48 Ländern bilden zusammen diese internationale Gemeinschaft. 14 dieser Konferenzen sind afrikanisch, 18 asiatisch, 38 lateinamerikanisch, 9 europäisch und 8 nordamerikanisch. Weitere sieben Konferenzen in fünf Ländern haben um MWK-Mitgliedschaft gebeten. Laut Verfassung der MWK ist es Aufgabe der Mennonitischen Weltkonferenz, die Mennoniten, die Büder in Christo (Brethren in Christ) und verwandte Gruppen weltweit in Gemeinschaft zusammen zu bringen. Durch ihre Aktivitäten unter Führung des Heiligen Geistes sucht sie Glauben und Hoffnung der “weltweiten Bruderschaft” zu vertiefen, ihr Anregungen zu geben und ihr zu helfen, bei ihrem Dienst für diese Welt und das Reich Gottes in größerem Gehorsam ihrem Herrn Jesus Christus zu folgen. Darüber hinaus möchte die MWK Mitgliedskirchen, speziell Gemeinden, die sich in einer Situation des Leidens und der Krise befinden, Hilfe und Unterstützung geben.
Gerhard Ratzlaff
Mennonitisches Jahrbuch 2003: Mennoniten in einer Welt. Hg. Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland (AMG), 2003; Handbücher der jeweiligen mennonitischen Weltkonferenzen.