Musik

Musik wurde in den mennonitischen Kolonien vor allem in Form von Gesang in den Kirchen gepflegt. Hier spielte lange Zeit die Tradition aus Russland eine besondere Rolle. In den Altkolonier-Gemeinden wird der einstimmige Gesang aus dem Gesangbuch besonders ge-pflegt. Vorsänger stimmen in der Gemeinde das Lied an und dann werden die vielen Strophen des Liedes in dem charakteristischen langsamen und schwerfällig klingenden Ton gesungen.
In den Kolonien, deren Bürger direkt aus Russ-land eingewandert sind, wurde sowohl der vier-stimmige Gemeinde- wie auch der Chorgesang gepflegt. Eine Besonderheit bestand darin, dass Lieder oft nicht mit Noten, sondern nach dem Ziffernsystem notiert waren, was den Sängern das Einhalten der Intervalle besonders erleichterte. Neue Impulse erhielt der Kirchengesang insbesondere durch die Musiklehrer am CEMTA Paul Dyck und Ben Pauls und die Lehrer, die am CMBC in Winnipeg insbesondere von George und Esther Wiebe ausgebildet wurden und sowohl am CEMTA als auch an den Zentralschulen im Chaco als Musiklehrer arbeiteten. Durch diese Lehrer wurde einmal der Blick auf die klassische Musik verstärkt, so dass Chorwerke und mitunter ganze Oratorien bekannter Komponisten wie Bach, Händel, Haydn und anderer aufgeführt wurden. Gleichzeitig fanden moder-nere Lieder aus dem internationalen Bereich, aber auch aus dem deutschsprachig-freikirchlichen Bereich (Jesu Name nie verklingt) oder die so genannten Coritos Eingang in den Kirchengesang.
Außerhalb der Kirche wurden deutsche Volkslieder in Jugend- und Freundeskreisen gesungen, oft begleitet mit Gitarre und Schifferklavier (Ziehharmonika).
Daneben gab es immer auch einzelne Musikgruppen, die vor allem auf Gitarre, Schifferklavier und dem nationalen Instrument Harfe   volkstümliche Musik spielten.
Ganz neue Impulse erhielten die Kolonien im Chaco durch eine Konzertaufführung des Symphonieorchesters von Asunción im Jahr 1992 in Filadelfia. Es gab den Musikinteressierten und Musiklehrern den letzten Anstoß, in den    Kolonien selbst Musikförderkreise und Musikschulen zu gründen. Diese Musikförderkreise sorgten einmal für die Organisation von Instrumental- und Gesangsunterricht. Sie sorgten für die Anstellung von Lehrern, für die Bereitstellung von Räumen und sie organisierten Konzerte und verschiedene Musikveranstaltungen. So gibt es heute in allen drei Chacokolonien staatlich anerkannte Musikschulen (Conservatorios), verschiedene Orchester innerhalb und außerhalb der Schulen und eine große Zahl von Schülern, die entweder Klavier oder ein anderes Instrument lernen. In den Kolonien wie auch unter den Mennoniten in Asunción hat sich auf diese Weise ein intensives und vielseitiges Musikleben entwickelt.
Michael Rudolph