Retiro La Carreta ist einerseits ein christliches Freizeitheim und andererseits ein Ausgangspunkt für christliche Gemeinschaftsentwicklung für die arme Bevölkerung der unmittelbaren Umgebung von Capiatá.
Im Jahre 1994 erwarb der >Christliche Dienst mit Zustimmung des >Gemeindekomitees das Campamento Inge (inzwischen umbenannt in Retiro la Carreta) auf einem Gelände von 7.200 m2 mit mehreren Gebäuden in Cañada Mí in der Nähe von Capiatá. Ein deutsches Ehepaar hatte dieses Freizeitlager in Eigeninitiative aufgebaut, um ein Kinderheim zu errichten. Die Verwirklichung dieses noblen Zieles ließ sich dann aber doch nicht wie gewünscht durchführen. Aus diesem Grund bot das Ehepaar dem CD die Einrichtungen preisgünstig zum Kauf an.
Was war nun Ziel und Zweck des CD mit diesem Kauf? Es bestand ja bereits ein gut ausgestattetes, großes mennonitisches Freizeitlager, >Campamento Rancho Alegre. Einmal sollte es als Freizeitlager für die CD-Arbeiter dienen, aber zusätzlich auch anderen zugänglich sein. Es eignet sich besonders gut für Familiengruppen, Gemeindevorstände und Jugendarbeitergruppen. Weiter heißt es im Protokoll des Gemeindekomitees: Wir sollten auf diesem Gelände nicht nur Ferien machen; wir sollten auch ein Segen für die Umgebung sein. Das neue Freizeitlager sollte also zu einem Ausgangspunkt für die soziale Arbeit mit den in der Umgebung lebenden armen Menschen werden.
Auf Grund der vielen Nöte wurden verschiedene Hilfsprogramme entwickelt: Erwachsenenbildung, hauptsächlich für Mütter, die weder lesen noch schreiben können. Den Schulen am Ort hilft man durch Beratung, effektiver zu unterrichten. Ein kleiner Buchhandel und eine Lesebibliothek wurden eröffnet. Den geistig und physisch Behinderten schenkte man besondere Aufmerksamkeit durch Beratung und auch therapeutische Betreuung. Zusammen mit dem SNPP (Servicio Nacional de Promoción Profesional) werden Frauen in berufsbildenden Kursen zu Näherinnen ausgebildet. Mit den Kindern werden laufend, besonders in den Ferien, christlich geführte Kinderlager und Freizeiten abgehalten. Durch Beratung ist man auch bemüht, den Männern in Kleinbetrieben wie Bienenzucht, Schusterei, Gartenarbeit u. a. zu helfen:
Inzwischen wird diese Arbeit in Zusammenarbeit mit der spanischsprachigen Mennoniten Brüdergemeinde in Itauguá durchgeführt. Der CD vermittelt die Finanzen durch eine dritte Organisation, den Christians Children Fond of Canada (CCFC).
Laut Ronald Rempel, Leiter des CD, erstreckt sich der Aufgabenbereich des Retiro la Carreta 2007 auf die folgenden fünf Bereiche: 1. Erziehung: Die Gemeinschaft und die verantwortlichen Institutionen zu motivieren, dass alle Kinder im Schulalter zur Schule gehen können, den geeigneten Unterricht erhalten und über die notwendigen Schulmaterialien verfügen. 2. Gesundheit: Dass die Gemeinschaft in Zusammenarbeit mit den verantwortlichen Institutionen vor Ort Erste-Hilfe-Möglichkeiten schafft und sich auch um die notwendige medizinische Vorbeugung (Impfung, Hygiene usw.) kümmert. 3. Infrastruktur: Dass die Gemeinschaft in Zusammenarbeit mit den verantwortlichen Institutionen sich darum kümmert, dass die notwendige Infrastruktur vorhanden ist: Wasserversorgung, Strom, Straßen und Busse. 4. Gemeinwesen: Dass die Gemeinschaft motiviert wird, ihre Ortschaft zu verschönern: Bäume an den Straßenrändern pflanzt, schöne Parkanlagen schafft und die Höfe mit Pflanzen, Blumen u. a. verschönert. 5. Zukunftsplanung: Den Jugendlichen helfen, einen Beruf zu erlernen und Arbeitsmöglichkeiten zu suchen und zu organisieren.
Die Arbeit in Cañada Mí hat sich auf zwei Nachbarorte erweitert: Santa Cecilia und San Juan. In Remansito, im Chaco, in der Gegend von Villa Hayes, hat man 2005 mit einem ähnlichen Projekt begonnen, das von der spanischsprachigen Mennonitengemeinde vor Ort koordiniert wird.
Somit hat das Freizeitlager zwei sehr wichtige Funktionen: Es ist Freizeitlager an einem stillen, abgelegenen Ort und gleichzeitig Zentrum für eine christlich motivierte Sozialarbeit mit armen und bedürftigen Menschen in der Nachbarschaft.
Gerhard Ratzlaff