Wasserversorgung

Eine angepasste Wassernutzung im zentralen Chaco hat es seit Beginn menschlicher Präsenz gegeben; vor allem aber seit der systematischen Besiedlung ab 1927 mit der Gründung mennonitischer und indianischer Siedlungen.
Die systematische technisch-wissenschaftliche Erforschung der Wasser-Ressourcen im zentralen Chaco begann 1957 (Deutsche Geologische Mission).
Im zentralen Chaco besteht ein natürliches Defizit im Wasserhaushalt von 600 mm/Jahr. Dieses Defizit ist nicht auszugleichen; es regnet durchschnittlich 800 mm/Jahr; die Evapotranspiration liegt bei 1.400 mm/Jahr; Versalzung und organisch/anorganische Verschmutzung sind die Folgen.
Traditionelle Wasserversorgungs-Systeme im zentralen Chaco (Regen-Ernte) sind: natürliche Lagunen und Dränagen für die Viehwirtschaft; flache und tiefere Brunnen für den landwirtschaftlichen Bereich; künstliche Wasserteiche und Abdämmungen mit Dränage-Systemen, Tanques Australianos und Windräder-Pumpen; Zisternen mit Hochtanks für die Haushalts-Versorgung; künstliche Wasser-Einfilterung ins Grundwasser für die städtischen Bereiche; Wiederverwertung von aufbereiteten Abwässern für den sekundären und agroindustriellen Verbrauch.
Die Wasserversorgung hängt bis heute größtenteils von der Regenmenge und -häufigkeit ab.
Sozioökonomische Realitäten
Der spezifische Wasserverbrauch im zentralen Chaco mit 33 – 85 lt/Tag/Person ist niedrig im internationalen Vergleich (124 lt/Tag/Person). Die Wassernachfrage bleibt gezwungenermaßen eingeschränkt; sie hängt nicht von der Notwendigkeit, sondern vom Angebot und der Verfügbarkeit ab. Die Wassernachfrage im zentralen Chaco registriert einen jährlichen Zuwachs von 7 % – 10 %.
Die traditionellen Wasserversorgungs-Systeme im zentralen Chaco sind an ihre Grenzen gelangt. Im Jahr 2000 wurden täglich 4.460 m3 Wasser für den menschlichen und agroindustriellen Verbrauch genutzt; der landwirtschaftliche Sektor erforderte weiter 35.500 m3 Wasser täglich. Vor allem im urbanen Bereich ist man heute schon großenteils an eine Wasserversorgung von außen angewiesen. Die Nachfrage im Jahr 2015 wird bei 12.080 m3 Wasser täglich liegen ohne den landwirtschaftlichen Sektor.
Für eine dauerhafte und umfassende Lösung der Wasserversorgung für den zentralen Chaco bietet sich aus technisch-wirtschaftlicher Sicht ein Aquädukt-System vom Rio Paraguay (6.000 – 13.000 m3/Tag) an, um den menschlichen und agroindustriellen Wasserbedarf abzudecken. Die traditionelle Wasserversorgung wird selbstverständlich weitergeführt und miteinbezogen, vor allem auf dem Landwirtschafts-Sektor.
Wasserversorgungsbedarf
Der zentrale Chaco steht unter einem hohen Druck durch das Fehlen an genügend Wasser: Es wird heute schon 40 % mehr Wasser verbraucht, als zur Verfügung stehendes und erneuerbares Wasser vorhanden ist; eine zusätzliche Wasserversorgung von außen wird dringend notwendig. Der zentrale Chaco leidet an einem extrem starken Wassermangel! Der Druck durch das Fehlen von genügend Wasser im zentralen Chaco wird verstärkt durch einen starken Bevölkerungszuwachs und eine starke Migration von 4,4 % – 4,7 % jährlich.
Alternativen – Kriterien
Die Herausforderung für den zentralen Chaco: Ohne eine ausreichende Wasserversorgung befindet sich die Region auf Kollisionskurs.
Aus der Notwendigkeit, mitzuarbeiten an einer vernünftigen Wasserversorgung für den Chaco, entstand 2003 die Corporación Agua para el Chaco unter dem ‘Manifest von Filadelfia’. Der private Sektor und der öffentliche Sektor im Chaco bilden eine Organisation öffentlich-privater Zusammenarbeit, die per Dekret Nº 5.087/05 rechtlich anerkannt wurde. Der Organisation gehören heute (2006) folgende Institutionen als Mitglieder an: die Departaments- und Munizipalitäts-Regierungen des Chaco, die Kooperativen der Mennonitensiedlungen, die Indianer- und Arbeiter-Siedlungen, der Paraguayische Viehzüchter-Verband, die Stiftung für eine nachhaltige Entwicklung des Chaco und Privatunternehmen. Die im Chaco erworbenen Erfahrungen und bekannten Technologien werden berücksichtigt, um eine nachhaltige und gesicherte Wasserversorgung anzustreben.
Im Jahr 2006 wurde der Aufbau von Wasserversorgungs-Systemen in 22 Siedlungen im Chaco eingeplant, die gesetzlichen und technischen Vorlagen für die internationale Ausschreibung für ein Aquädukt-System vom Río Paraguay in den zentralen Chaco fertig gestellt, und erste Bemühungen in Richtung eines Wassernutzungs-Plans durchgeführt.
Die Corporación Agua para el Chaco hat nicht nur in Paraguay, sondern auch international Anerkennung gefunden. Die Vereinten Nationen gaben der Corporación Agua para el Chaco eine Sonderstellung; sie wird als einzige Organisation in Paraguay als Vorzeige-Modell im Wasserbereich vorgestellt.
Fernando Wiens