Brunnen

Die Beschaffung von Trinkwasser im >Chaco war lebensnotwendig, aber von Anfang an schwierig. Sehr oft stieß man auf ungenießbares Salzwasser und der eben mit viel Mühe gegrabene Brunnen musste aufgegeben werden. Das Brunnengraben war anfänglich eine Gemeinschaftsarbeit.
Bevor ein Dorf angelegt werden konnte, mussten mindestens ein oder zwei Brunnen mit Süßwasser vorhanden sein.
Im Raum der >Kolonie >Fernheim war das Grundwasser in einer Tiefe von ungefähr 10 Metern zu finden. Die obere Erdschicht von etwa drei Metern war hart und fest, aber dann folgte loser Sand. So war es äußerst schwierig, die Brunnen zu graben. Um beim Graben nicht verschüttet zu werden, musste eine Brunnenverkleidung aus Brettern (Schortung/Schortinj/Bormkraunz) gemacht werden. Zuerst benutzte man das Holz des Palo Blanco-Baumes dazu, weil es sich leicht spalten ließ. Es war aber nur kurze Zeit haltbar. Als dann das >Sägewerk in Filadelfia eingerichtet war, schnitt man aus Quebrachoholz starke Bohlen, die nicht faulten.
Auch so genannte “Zinkringe” (wohl vom >MCC vermittelt) wurden gebraucht. Es waren Ringe aus dickem Zinkblech, etwa 1 ½ m hoch und im Durchmesser unterschiedlich, je nach Größe des Brunnens, den man zu graben plante. Auf diesen Zinkring kam dann die quadratische “Schortung”.
Trotz allem blieb das Brunnengraben eine gefährliche Arbeit. Zwei Männer in Fernheim wurden verschüttet und starben. Der dritte starb Jahre später, als er eine “Schortung” wieder herausholen wollte, um sie noch einmal zu benutzen. Auf gleiche Weise wurde auch ein Mann in der Kolonie >Neuland verschüttet. Abram Plett aus Gnadenheim trotzte allen Gefahren und grub im Laufe der Zeit ungefähr 340 Brunnen.
Die mehr östlich gelegenen Dörfer der Kolonien hatten weniger Probleme beim Brunnengraben. Dort stieß man oft schon in drei Metern Tiefe auf Wasser. Zudem war der Boden hart und fest.
Heute gräbt man keine Brunnen mehr, da man bis zum Grundwasser bohrt und das Wasser herauspumpt.
Agnes Balzer
50 Jahre Kolonie Fernheim: Ein Beitrag in der Entwicklung Paraguays. Hg. Kolonie Fernheim. Asunción: Imprenta Modelo 1980; Verschiedene Artikel aus dem Mennoblatt zu “Brunnengraben”.