Rodeo

Rodeo nannte man das Zusammentreiben der Rinder einer Estancia auf offenem Graskamp (>Kamp). Dort wurden die verschiedenen Herden von den kleineren Nebenkämpen zusammengetrieben, auf Krankheiten untersucht und eventuell behandelt. Rinder für den Verkauf oder auch Kühe mit Kleinkälbern wurden aussortiert und weggetrieben. Um ein Rodeo durchzuführen, bedurfte es einer Gruppe von acht bis zehn Reitern, in der jeder eine bestimmte Rolle übernahm und in der der Mayordomo, der Vorarbeiter der Estancia, die Regie führte und auch fest mit anpackte, wenn es notwendig war.
Diese Art von Rodeo gibt es heute im Bereich der Mennoniten nicht mehr, weil man bei der Einrichtung einer Estancia auch einen großen Korral baut, in den die Rinder eingetrieben werden, um sie zu betreuen. Als Rodeo werden in den >Kolonien die Veranstaltungen bezeichnet, bei denen Rinder ausgestellt, prämiert und auch versteigert werden. Diese Viehausstellungen, die auch mit einer großen Verkaufsausstellung der lokalen Kleinindustrie und des Handels sowie einer Ausstellung der Kleintierzüchter verbunden sind, gehören zu den großen gesellschaftlichen Ereignissen im zentralen >Chaco. Ein Rahmenprogramm mit Pferde- und Rindersport, oft auch mit musikalischen Vorführungen, lockt alle ethnischen Gruppen und Gesellschaftsschichten an. (>Rodeo Trébol, Rodeo Isla Poí). Organisiert werden diese Rodeos von eigens zu diesem Zweck gegründeten Viehzüchtervereinen.
Uwe S. Friesen
Film: Leben auf einer Estancia vor 60 Jahren; Hrsg: Geschichtskomitee der Kolonie Menno, 2006.