Teichrieb, Hans

Hans Teichrieb (1940 – 1997) war 1940 als kleines Kind von seiner Familie aus dem Stamm der >Enlhet ausgesetzt worden und wurde unterernährt und voller Geschwüre in der Asche aufgefunden. Missionar Gerhard Giesbrecht brachte das Kind zum Krankenhaus nach >Filadelfia. Die Krankenschwestern pflegten es längere Zeit, bis sich das Ehepaar Abram und Anna Teichrieb aus dem Dorf Schönau, Nr. 17, erbot, die Pflege des Kindes zu übernehmen.
Hans – so nannten Teichriebs das Kind – wuchs in der Familie auf, lernte Deutsch sprechen und besuchte die mennonitische Dorfschule bis zu seinem 12. Lebensjahr. Dort erfuhr er auch von seinem Ursprung. Er ging darauf nach Yalve Sanga und besuchte noch eine Indianerschule und lernte auch Spanisch. Hans wohnte unter seinen Stammesgenossen, den Enhlet in >Yalve Sanga, wo er heiratete und eine Familie gründete. Die Beziehung zu seiner Mennonitenfamilie Teichrieb blieb aber bis an sein Lebensende bestehen.
Hans Teichrieb wurde ein beliebter Mann unter den Enhlet und den Mennoniten, war >Prediger und Lehrer bei seinen Leuten, und etwa 15 Jahre lang war er unter schweren Verhältnissen >Oberschulze (Häuptling) der Enlhet-Indianer in Yalve Sanga, wodurch er viel zum Verständnis zwischen Indianern und Mennoniten beigetragen hat. Er war für mehrere Jahre Leiter der Junta Directiva Indígena – heute: >Federación Regional Indígena del Chaco Central (FRICC), wo er sich unter anderem für die Befreiung der Indianer vom Militärdienst einsetzte. Diese Initiative hatte auch die Gründung der Landwirtschaftsschule La Huerta zur Folge.
Er starb am 8. September 1997 an einem Herzleiden. Hans Teichrieb gehörte zu den Großen seines Volkes, den Enhlet.
Uwe S. Friesen
Suse Isaak: Mennoblatt 55 (1984) 23, S 7-8; Gerd G. Giesbrecht: Ich sah der Lengua Hütten; Erfahrungen und Beobachtungen in der Missionsarbeit. Asunción, 2000, S. 165-166; (Schreiber unbekannt) Neues für Alle 18 (1997) 586, S. 32; Wilmar Stahl: Aufsatz zum Leben von Hans Teichrieb. [Masch. Schrift]