Die Berufsschule der >Mennonitenkolonien mit Sitz in >Loma Plata wurde im Jahre 1981 eingeweiht und in Betrieb genommen.
Schon seit Ende der 1960er Jahre gab es Diskussionen zur Gründung einer Gewerbeschule, wo man für die wichtigsten Berufe in den Chacokolonien eine fachliche Ausbildung erhalten sollte. Weitere Gespräche fanden in den 1970er Jahren statt, wobei die Notwendigkeit einer berufsbildenden Schule, besonders für den landwirtschaftlichen Sektor hervorgehoben wurde.
Diese Idee wurde von den Schulvorständen der >Kolonien aufgenommen und weiter geführt. Nach jahrelangen Verhandlungen und mit starker finanzieller und beratender Beihilfe aus Bayern wurde die Schule aufgebaut. Am 16. März 1981 konnte die Schule eingeweiht und das erste Schuljahr eröffnet werden.
In den ersten Jahren blieb die Schülerzahl gering, auch wenn man gedacht hatte, dass mit gezielter Werbung und entsprechender Information schon gleich zu Beginn mehr Schüler kommen sollten.
Durch die Zusammenarbeit der Berufsschule mit Vertretern der GTZ (>Gesellschaft für technische Zusammenarbeit) aus Deutschland und dem SNPP (Servicio Nacional de Promoción Profesional) wurde die duale Ausbildung in der Landwirtschaftsschule eingeführt, bei der der Auszubildende eine Arbeitsstelle in einem Betrieb hat, gleichzeitig während einer bestimmten Zeit Unterricht in der Schule bekommt, so dass sich Praxis und Theorie ergänzen.
Zuerst wurde die duale Ausbildung im Bereich Auto- und Landmaschinenmechanik eingeführt. Mit großem Eifer begann schon 1988 der Unterricht. 1989 folgte dann die Ausbildung für Tischler, 1990 der duale Ausbildugnsgang in Landwirtschaft und 1992 die kaufmännische Ausbildung.
Weil die Schule mittlerweile nicht nur landwirtschaftliche Berufe führte, musste der Name geändert werden. So wurde sie am 11. Mai 1990 umbenannt und heißt seitdem Centro de Formación Profesional (CFP) de las Colonias Mennonitas del Chaco Paraguayo zu Deutsch: Berufsbildungszentrum.
Die Leiter der Berufsschule: Dr. Erich Pahl aus Bayern: 1981 – 1982; Ludwig Kretzler aus Bayern: 1983 – 1985; Hans Dürksen aus Fernheim: 1986 – 1992; Gustav T. Sawatzky aus Menno: 1993 – 1997; Erwin Regier aus Menno: 1998; Edwin Reimer aus Neuland: 1999 – 2005; Dr. Vet. Cornelius Käthler aus Menno: 2006 – 2008.
Als Lehrkräfte wurden anfänglich Zentralschullehrer dazu verpflichtet, die allgemein bildenden Fächer zu unterrichten. Für die technischen Bereiche wurden immer wieder Mechaniker für den praktischen Unterrichtsteil und Berater und Techniker aus dem Beratungsdienst >Servicio Agropecuario (SAP) für die Fächer der tierischen und pflanzlichen Erzeugung angestellt. Seit einigen Jahren unterrichtet an der Berufsschule ein stabiler Lehrerstab.
Die Anzahl der Absolventen war in den ersten Jahren sehr gering, stieg dann aber mit der Einführung der dualen Ausbildung an. Seit 1983 gibt es an der Berufsschule auch Fortbildungskurse für Erwachsene, um Personal aus der Wirtschaft weiterzubilden, das vorher keine Gelegenheit für eine Ausbildung gehabt hatte.
Der CFP bietet im landwirtschaftlichen, handwerklichen und unternehmerischen Bereich eine Ausbildung an. Dazu gehören: die landwirtschaftliche Ausbildung im Vollzeitsystem (Bachillerato Técnico Agropecuario) und im Dualsystem (Técnico Agropecuario); in der handwerklichen Ausbildung werden im Dualsystem folgende Fachrichtungen angeboten: Ausbildung zum Automechaniker, Elektriker und Schreiner; im unternehmerischen Bereich gibt es folgende Möglichkeiten: Verwaltungssekretärin und Betriebsverwaltung; die Ausbildung von Verkehrspolizisten geschieht in Zusammenarbeit mit der Verkehrspolizei von Asunción als Fortbildungs- bzw. Spezialisierungskurse, die in unregelmäßigen Abständen durchgeführt werden; spezielle Kurse: Konfliktlösung zur Befähigung von Personen in alternativer (außergerichtlicher) Lösung von Konflikten sowie die Vorbereitung bzw. die Motivierung, offizielle Mittlerbüros einzurichten; Handhabung von Wasser in Trockengebieten, über ein Abkommen mit der Stiftung >DeSdelChaco und der Nationalen Universität; saubere und wettbewerbsfähige industrielle Verarbeitung von Produkten; Töpferkurse.
Jährlich beleben besondere Ereignisse die Arbeit in der Berufsschule, z. B. ein Volleyballturnier unter den höheren Schulen der Mennonitenkolonien im >Chaco, Vorführungswettbewerbe zwischen den Schülern, Studienreisen sowie ein Auslandspraktikum einiger Absolventen in Bayern.
Am 1. November 1985 wurde die Asociación de Ex-Estudiantes Agropecuarios (AEEA) gegründet. 1998 gründete man dann die Asociación de Egresados Profesionales (AEP). Diese setzen sich insbesondere im Bereich der Erwachsenenbildung ein und geben regelmäßig eine Fachzeitschrift – Der Fortbilder – heraus, die durch Fachartikel für die Absolventen weiterbildenden Charakter erhält.
Uwe S. Friesen
Heinrich Ratzlaff / Hans Dürksen: Im Dienste der Gemeinschaft 23 (1992) 1, S. 1-12; A. F. Sawatzky: Im Dienste der Gemeinschaft (1981) 3, S. 7.