Schon der Geschichtsschreiber Peter M. Friesen, Russland, beschäftigte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts ernsthaft mit der Frage, ob ein wehrloser Mennonit auch patriotisch sein darf. Für die Mennoniten in Russland bejaht er diese Frage.
Als die ersten Mennoniten in den >Chaco kamen, konnte man von ihnen nicht viel nationalen Patriotismus erwarten. Erstens ist in der Geschichte der Mennoniten nicht viel Wert darauf gelegt worden, und das trifft besonders auf die aus Kanada Eingewanderten zu, und zweitens muss man sich in jedes neue Land erst einleben. Für die russlanddeutschen Mennoniten kam noch hinzu, dass sie eigentlich gezwungenermaßen nach >Paraguay gekommen waren. Doch die Zeiten ändern sich. Auch für die Mennoniten in Paraguay. Nach zwei oder drei Generationen sind die meisten Mennoniten mit Stolz Paraguayer. Viele haben nicht mehr die deutsche bzw. kanadische >Staatsangehörigkeit, sind also gebürtige Paraguayer. In einem Fußballspiel zwischen Paraguay und Deutschland klatschen die meisten für Paraguay. Jedoch die Zukunftssicherung ist den meisten wichtiger als der Nationalpatriotismus. Der größere Teil der deutschsprachigen Mennoniten Paraguays besitzt die doppelte Staatsbürgerschaft, paraguayische und entweder kanadische oder deutsche. Sobald die wirtschaftlichen Verhältnisse in Paraguay schwieriger werden, wandert ein Teil nach Kanada oder Deutschland aus. Der Patriotismus der Mennoniten in Paraguay hat folglich seine Grenzen. Eine wissenschaftliche Erforschung und Beschreibung dieses Themas steht noch aus.
Gerhard Ratzlaff
Peter M. Friesen: Altevangelische Mennonitische Brüderschaft in Russland (1789-1910) im Rahmen der mennonitischen Gesamtgeschichte. Halbstadt: Raduga, 1911. Neu hrsg. vom Verein zur Erforschung und Pflege des Kulturerbes des rußlanddeutschen Mennonitentums. Duderstadt 1991, S. 483-491; Jakob Dürksen: Mennoblatt 28 (1957) 6/7, S. 3; Gerd Uwe Kliewer: Mennoblatt 36 (1965) 17, Jugendblatt; Artikel und Schulaufsätze von Schülern im Mennoblatt zum Thema Patriotismus.