Bartel, Alfred

Alfred Bartel (1926 – 2008) wurde am 26. Juli 1926 in Zendikowchisnow, das etwa 31 Kilometer von Warschau entfernt liegt, als fünftes Kind von Leonard und Maria Bartel, geb. Matys, geboren. Er besuchte die Grundschule, dann die Berufsschule und begann seine Ausbildung in der Landwirtschaftsschule, wurde dann aber in den Reichsarbeitsdienst in Stralsund und auf der Insel Rügen einberufen. Mit 15 Jahren wurde er in der Mennonitengemeinde in Deutsch-Kasun getauft.
In Prag wurde er zum Fernmeldetechniker ausgebildet und kam dann an die Front in Italien, Ungarn, Österreich und Jugoslawien. Nach Beendigung des Krieges war er zwei Jahre lang im Kriegsgefangenenlager in Italien.
Nach der Entlassung aus der Gefangenschaft entschloss er sich, zusammen mit seiner Mutter und seinen Schwestern nach Paraguay auszuwandern. Nach einer abenteuerlichen Fahrt mit dem Schiff Charlton Monarch siedelte er mit seiner Mutter und einer Schwester in dem neu gegründeten Dorf Waldrode in >Neuland an, während die andere Schwester nach Uruguay ging. In Waldrode wurde Bartel ein erfolgreicher Landwirt und Viehzüchter.
Durch die Teilnahme an den Bibel- und Gebetsstunden wurde ihm bewusst, dass er sich bekehren und nochmals taufen lassen sollte. So wurde er im Tümpel bei Boquerón getauft und in die Mennoniten Brüdergemeinde aufgenommen.
Im Jahr 1953 heiratete er Frieda Kliewer Ratzlaff. Sie bekamen drei Jungen und drei Mädchen. Es war für sie ein schwerer Schlag, als der älteste Sohn Manfred im Alter von 16 Jahren an einer Blutvergiftung starb.
Nachdem die Familie Bartel zwei Jahre in Kanada verbracht hatte, rief sie der damalige >Oberschulze Peter >Derksen zurück nach Neuland, um hier die Leitung der Kooperative von 1969 bis 1972 zu übernehmen. Vorher war er bereits von 1965 bis 1967 Mitglied des Verwaltungsrats gewesen. In den Jahren 1973-1981 leitete er die Kolonie Neuland als Oberschulze. Heinrich N. Dyck, der sein Nachfolger im Oberschulzenamt wurde, hat ihn in seinem Nachruf so gekennzeichnet: Ihn charakterisierte Bescheidenheit, gepaart mit klarer Zielvorstellung, überdurchschnittlicher Risikobereitschaft und einem beachtenswerten Durchsetzungsvermögen… Er hat maßgeblich zum Unternehmergeist in unserer Gemeinschaft und zur Stabilisierung unserer Kooperative und Kolonie beigetragen.
Alfred Bartel war überzeugter Christ, der sich stets für Gemeinde und Mission eingesetzt hat. Bibellektüre gehörte für ihn zum täglichen Leben. Heinz und Johanna Wölk, Tochter und Schwiegersohn, kennzeichnen ihn im Lebensverzeichnis so: Vater hat uns einen einfachen Lebensstil vorgelebt. Er legte viel Wert auf Fleiß, Gehorsam, Wahrheit und Erbarmen mit dem Nächsten. In diesem Sinne hat er auch die Dienste für die Gemeinschaft getan und sich für das Wohl der Kolonie eingesetzt.
In den letzten Jahren wurde das Leben für Alfred Bartel beschwerlich. Nach mehreren Gehirnschlägen nahm sein Sprechvermögen und seine Bewegungsfähigkeit immer mehr ab. Seine Frau Frieda hat ihn treu gepflegt und ihm viel vorgelesen. Nachdem sie gestorben war, nahmen seine Kräfte rapide ab und er ist dann am 6. November 2008 entschlafen.
Jakob Warkentin
Heinz und Johanna Wölk: Lebensverzeichnis von Alfred Bartel, Manuskript 2008. Heinrich N. Dyck: Nachruf für Herrn Alfred Bartel. In: Neuland informiert und diskutiert 27 (November 2008) Nr. 158, S. 27. f.