Peter Derksen war der erste >Oberschulze der >Kolonie >Neuland. Er wurde 1913 in Neuendorf, Ukraine, geboren und starb 1992 in Neuland. Zwischen diesen Jahren lag ein erfülltes Leben im Dienste der >Mennoniten in Paraguay.
In Russland hatte Derksen das Elektrikerhandwerk erlernt, hatte dann die Flucht aus der Heimat und die Teilnahme am Zweiten Weltkrieg überlebt und kam auf Umwegen nach Westdeutschland, wo er mit seiner Familie wieder vereint wurde. In Deutschland stellte er sich sehr bald in den Dienst der Mennoniten, indem er mennonitische Flüchtlinge aus Russland suchte und ihnen den Weg in ein Lager ebnete. Dabei arbeitete er mit dem >MCC und mit B. H. >Unruh zusammen.
Zusammen mit anderen >Flüchtlingen kam er 1947 nach Paraguay und gehörte zu den ersten Siedlern, die die Kolonie Neuland gründeten. Von Anfang an übernahm er verantwortliche Aufgaben bei der Gründung und dem Aufbau der neuen Siedlung. Er wurde als erster >Oberschulze der Kolonie gewählt und blieb, immer wieder durch Wiederwahl im Amt bestätigt, bis 1972 in dieser Verantwortung.
Peter Derksens Bedeutung für die Kolonie Neuland lässt sich nicht in knappen Worten fassen. Jedoch drei Aspekte sind hervor zu heben: Er hat sich vor allem für die Bedürftigen in Neuland eingesetzt. Da gab es alleinstehende Männer und Frauen, da waren zerrissene Familien, da waren Frauen mit kleinen Kindern und alten Müttern. Mit ihnen allen musste eine neue Siedlung gegründet und aufgebaut werden. Er erbat Hilfe von den nordamerikanischen Mennoniten, damit wenigstens die Gemeinschaftsprojekte wie Schule, Krankenhaus und Kooperative eingerichtet werden konnten.
Derksen setzte sich von Anfang an für eine integrale Entwicklung der Kolonie Neuland ein. Neben der wirtschaftlichen Entwicklung galt sein besonderes Interesse auch dem Aufbau des Schulwesens und der sozialen Dienste. Als aktives Gemeindeglied unterstützte er auch den Aufbau der beiden Gemeinden. Die >Bildung lag ihm besonders am Herzen. Daher sorgte er dafür, dass bereits in den fünfziger Jahren Zentralschullehrer im Ausland für Neuland ausgebildet wurden.
Peter Derksen war ein Mann mit Augenmaß und Weitblick. Neben den weit reichenden Zielen hatte er auch einen Blick für die kleinen Dinge. Fleiß, Ehrlichkeit, Ausdauer und Beständigkeit waren für ihn Tugenden, die er sowohl von sich selbst als auch von den anderen forderte. Er blieb in Neuland, als viele auswanderten, und machte dadurch anderen Bürgern Mut, ebenfalls hier zu bleiben. Die Früchte der jahrelangen Anstrengungen und Mühen konnte er nur teilweise, größtenteils aber seine Nachfolger im Amt, ernten.
Jakob Warkentin
Jakob Warkentin: Peter Derksen: Elektriker, Flüchtlingsbetreuer, Oberschule. In: Ders: In Erziehung und Bildung im Raum der Kolonie. Hg. Verein für Geschichte und Kultur der Mennoniten in Paraguay. Asunción 2007, S. 108-125.