Grüne Hölle

Die Landsucher um Fred >Engen meinten 1921, dass sich der >Chaco mit seinen vielfältigen Vorteilen und seinem milden Klima sehr gut zur Besiedlung für die kanadischen Mennoniten eignen würde. Als dann die Ansiedlung erfolgte, stellte sich heraus, dass das Klima lange nicht immer mild und angenehm war und Hitze und Trockenheit den Menschen viel mehr zu schaffen machten als erwartet.
Da der Chaco bis zum Siedlungsunternehmen der Mennoniten ab 1927 noch nicht erschlossen worden war und größtenteils von nomadisierenden Indianerstämmen bewohnt war, welche die Natur wenig schädigten, wurde von der “Grünen Hölle” gesprochen. Sie war auch überaus grün, am Río Paraguay wohl das ganze Jahr hindurch, und weiter landeinwärts besonders in den Regenmonaten. Als Hölle wurde die Region bekannt aufgrund ihrer extremen Temperaturen in langen Perioden des Jahres. Diese extremen Wetterbedingungen machten ein Leben für Einwanderer im Chaco unmöglich, meinte man, denn es hatte in den vergangenen Jahrhunderten schon wiederholte Versuche von europäischen Einwanderern gegeben, im Chacoinneren zu siedeln und sesshaft zu werden. Bisher erfolglos.
Berühmt-berüchtigt wurde der Chaco als Grüne Hölle auch in der Zeit des >Chacokrieges 1932 – 1935, als Bolivianer und Paraguayer um das Hoheitsrecht dieser Region kämpften; es war ein Kampf, bei dem es nicht selten mehr um das nackte Überleben in der trockenen Dornenbuschlandschaft als um einen Sieg über den Feind ging.
Nur langsam änderte sich die Vorstellung von dieser Landschaft. Heute ist der Mensch vor allem durch die moderne Technologie Herr über den Chaco geworden, muss sich jedoch immer wieder den harten klimatischen Umständen der Zone fügen und erkennen, dass die Bedingungen der ehemaligen Grünen Hölle immer noch eine große Rolle spielen.
Uwe S. Friesen
Martin W. Friesen: Neue Heimat in der Chacowildnis. 2. Auflage. Asunción: Imprenta Modelo, 1997, S. 114, 535; Peter P. Klassen: Die Mennoniten in Paraguay. Reich Gottes und Reich dieser Welt. 2. erweiterte Auflage. Bolanden-Weierhof: Mennonitischer Geschichtsverein e.V., 2001, S. 52.