Im Jahre 1946 wurde Jacob A. >Braun, der Geschäftsreisende der >Kolonie >Menno, damit beauftragt, einen Mimeographen (Wachsmatrizenkopierer) in >Asunción zu kaufen. Im Hause von Martin W. >Friesen wurde die Maschine auf dem Esstisch aufgestellt und getestet. Der Älteste Martin C. >Friesen war auch gekommen, um sich an den ersten Proben zu erfreuen, aber so sehr die beiden auch schafften, der Druck gelang ihnen nicht zufrieden stellend. Die Bedienungsanleitung wurde immer wieder studiert; die Resultate waren aber nicht zufrieden stellend.
Für einen Druck musste mit der Schreibmaschine der gewünschte Text durch die Wachsmatrize geschlagen oder einfache Bilder von Hand durch die Matrize geritzt werden. Darauf spannte man die Wachsmatrize über eine Trommel, die von innen mit Tinte bestrichen wurde. Indem die Trommel dann um eine Runde gedreht wurde, zog sie einen Papierbogen zwischen sich und einer Gummirolle durch, und die Tinte färbte ab auf den Papierbogen. Weil zu viel Tinte in den Apparat gegeben wurde, verschmierten die Buchstaben fast bis zur Unleserlichkeit. Es war der erste Druckversuch in >Menno und die Geburtsstunde der Druckerei Friesen unter prekären Verhältnissen.
1948 wurde in den USA eine Druckerpresse gekauft. Sie stand zunächst einige Jahre auf dem Hof des Konsumladens in >Loma Plata, bevor sie in Funktion gesetzt wurde, weil keiner wusste, wie sie benutzt werden musste, so dass sie zu verrosten und zu verrotten drohte.
Ältester Martin C. >Friesen suchte nach einer Lösung, denn die Gemeinde brauchte dringend mehr Lesematerial, das in der Kolonie erstellt worden war. Nur so konnte man sichergehen, dass das Material nichts Anstößiges enthielt, das den Gegnern einen Vorwand in die Hände gegeben hätte, die Schulreform in Menno zu unterbrechen.
Deshalb beauftragte der Gemeinderat 1950 Martin W. >Friesen mit der Druckerei. Er sollte unter der Aufsicht des Gemeinderats die Druckerei in Betrieb nehmen, obwohl niemand sich mit den Arbeitsvorgängen auskannte. Friesen und sein ältester Sohn begannen nun selber Texte zu verfassen und diese zu drucken. So leisteten sie einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Mennokultur.
Im Sommer 1950/51 wurde das erste Druckereigebäude in Ebenfeld errichtet, die Druckerpresse aufgestellt und der Motor eingesetzt. Handbücher mit Anweisungen für das Drucken erhielt man aus den USA. Man hatte die Vorstellung, mit der Druckerei viele Sachen machen zu können, wenn sie einmal installiert sein sollte. Für die in der Kolonie hergestellten Heftchen und Blätter wurde im Oktober 1952 noch immer der Mimeograph eingesetzt. Das fehlende Zubehör zur Druckerei konnte nur unter großen Schwierigkeiten beschafft werden.
Am 19. Januar 1954 wurde mit der Setzarbeit begonnen, so dass nun Unterrichtsmaterial für die Schulen wie Fibeln, Andachtstabellen, Liedertexte, Kontobüchlein für die Koloniebürger, Jahresabrechnungen der Kolonieverwaltung, Lesehefte in der Lenguasprache u. v. a. gedruckt werden konnten. Angetrieben wurde die Druckmaschine zuerst durch Menschenhand, später von einem Benzinmotor.
Rat fand Martin W. >Friesen auch in der Druckerei von Nikolai >Siemens in Filadelfia. Siemens war sehr hilfsbereit, und bald war Friesen eingeweiht und konnte die Arbeit alleine durchführen. Das Papiermesser, um die Bögen zurechtzuschneiden, stellte Bernhard S. Fehr in seiner Schmiede her. Was sonst noch fehlte, bestellte man nach Möglichkeit beim Kolonievertreter Abram W. >Hiebert in Asunción. Ab 1955 wurden die Kontobüchlein für die Koloniebürger und Quittungsbüchlein für den Kolonieladen schon in Ebenfeld hergestellt.
Die Druckerei wurde immer unentbehrlicher, jedoch war manches Zubehör für einen größeren Umsatz in zu kleiner Menge vorhanden. 1956 war es dann wieder Ältester Friesen, der sich für eine Geldanleihe einsetzte. Besonders Drucktypen und Raumordner fehlten, weil es nur einige Seiten waren, die man auf einmal setzen konnte, und es gab nur ganz wenige Arten von Drucktypen. 1957 wurde für die Chöre schon ein Jugendliederbüchlein mit Ziffern herausgegeben.
Hauptverantwortlich für die Druckerei Friesen war über Jahrzehnte Martin W. Friesen, die Arbeit wurde größtenteils vom Sohn Martin T. Friesen durchgeführt.
Die Druckerei Friesen wurde 1997 nach Loma Plata verlegt, wo sie heute mit modernen Maschinen ausgestattet von einem Enkel des Ältesten Martin C. >Friesen unter dem Namen Imprenta Friesen geführt wird.
Uwe S. Friesen
Geschichtskomitee der Kolonie Menno (Hg.): Glaube und Schule unserer Väter – Ein Beitrag zum 80. Jubiläum der Kolonie Menno im paraguayischen Chaco. 1. Auflage. 2007, S. 211-222.