Nach Jahren intensiver Missionsarbeit und nach der Gründung mehrerer lateinparaguayischer Gemeinden in >Asunción und Umgebung erkannten die Missionare der Mennoniten Brüdergemeinde die Notwendigkeit, eine Bibelschule zu gründen, um einheimische Kräfte für die verschiedenen Aufgaben in den neuen Gemeinden auszubilden. Im Blick auf die Ausweitung der Arbeit in der Zukunft wird so eine Ausbildungsstätte zu einer geradezu dringenden Notwendigkeit. Von 1964 bis 1965 wurde der Unterricht als Abendbibelschule geführt und zwar in den Räumlichkeiten der ersten spanischsprachigen Gemeinde in Paraguay in unmittelbarer Nähe des Hospital de Clínicas.
Am 28. März 1966 begann der Tagesunterricht auf einem eigens dafür erworbenen Grundstück und in eigenen Räumlichkeiten. Sieben Schüler nahmen daran teil. Der Unterricht wurde von den Missionaren in Asunción erteilt. Hans Wiens war der Direktor. Parallel begann man 1966 auch mit dem ersten Unterrichtsjahr einer Primarschule, die sich im Laufe der Jahre zum heutigen >Colegio Alberto Schweitzer entwickelt hat.
Das erste Lehrprogramm der Bibelschule bestand aus einem Kursus von drei Jahren und war nach dem Vorbild des dreijährigen Lehrprogramms des Baptistenseminars in Buenos Aires, Argentinien, aufgebaut, wo die ersten Lehrer ihre Ausbildung erhalten hatten.
Das Seminar in Buenos Aires erklärte sich bereit, die dreijährige Ausbildung im IBA anzuerkennen, so dass Absolventen des IBA in zwei weiteren Jahren in Buenos Aires mit einem Licenciado-Titel abschließen konnten. Weitgehend wurden im IBA auch die Lehrbücher des baptistischen Seminars gebraucht. Struktur und theologische Ausrichtung der Schule waren wesentlich baptistisch (>Baptisten).
Als Eintrittsbedingungen für das IBA galten: Der Bewerber sollte ein bewährtes Gemeindeglied und 18 Jahre alt sein und den Ciclo Básico (9. Schuljahr) abgeschlossen haben. Bei der letzten Bedingung gab es in den ersten Jahren verständlicherweise oft Ausnahmen, weil das Bildungsniveau in den mennonitischen Gemeinden spanischer Sprache allgemein noch recht niedrig war.
Nach 18 Jahren Unterricht weiß Missionar Rudolf Plett zu berichten, dass von den insgesamt 258 eingeschriebenen Studenten 82 den dreijährigen Kursus absolviert hätten. Von diesen standen 29 % in vollzeitigem Dienst in einer Gemeinde. Etwa 50 % hatten einen säkularen Beruf ergriffen, dienten jedoch mit ihren Gaben der Gemeinde. 60 % aller Studenten kamen aus spanischsprachigen und 40 % aus den deutschsprachigen Gemeinden. 8 % der Absolventen kam aus nicht-mennonitischen Kreisen (Documento Conmemorativo 1983, S. 19-20).
Finanziell getragen wurde das IBA von der >Missionsbehörde in Hillsboro, USA, unter Mitarbeit der Mennoniten Brüdergemeinden Paraguays. Im Laufe der Jahre ist die Finanzierung dann ganz auf die paraguayischen MB Gemeinden (deutsch- und spanischsprachige) übertragen worden.
Im Jahr 1995 wurde die >Universidad Evangélica del Paraguay (UEP) gegründet, der seit 1998 die Facultad de Teología (Theologische Fakultät) angegliedert ist. Damit hat auch das IBA Universitätsniveau erreicht und ist staatlich anerkannt. Dadurch sind die Studenten akademisch stärker gefordert und der Abschluss der Sekundaria ist absolut notwendig.
Das IBA wird von den Gemeinden deutscher und spanischer Sprache getragen und ist immer auch bereit, diesen mit Veranstaltungen verschiedener Art zu dienen: Winterbibellager für Jugendliche, wodurch auch für neue Studenten geworben wird, kurze evangelistische Einsätze der Studenten zusammen mit den Gliedern lokaler Gemeinden, Abendkurse (bzw. Wochenendkurse) der Lehrer des IBA in den Gemeinden und jährliche Konferenzen für die Pastoren, zu denen Redner von internationalem Ruf eingeladen werden. Das IBA hat somit wesentlich dazu beigetragen, dass die täuferische Identität und das Selbstbewusstsein der spanischsprachigen Gemeinden gestärkt wurde. In Zukunft entwickelt sich das IBA wahrscheinlich auch immer mehr zu einer internationalen theologischen Ausbildungsstätte für ganz Lateinamerika.
Zu Beginn des Schuljahres 2000 hatten sich insgesamt 54 Studenten einschreiben lassen. Von diesen waren 37 Vollzeitstudenten und die übrigen belegten einige Fächer. 79,6 % kamen aus mennonitischen Kreisen und der Rest aus Gemeinden wie >Hermanos Libres (Freie Brüder), >Baptisten, Gemeinde Gottes, Pfingstgemeinde und Gemeinde der Brüder (Iglesia de los Hermanos, Argentinien, auf Deutsch Schwarzenauer Täufer, 1708 in Deutschland entstanden, englisch Church of the Brethren). Drei Studenten kamen aus Peru und je einer aus Argentinien und aus der Ukraine. Von den 37 Vollzeitstudenten kamen 20 (54 %) aus deutschsprachigen Gemeinden, 16 (43 %) aus spanischsprachigen Gemeinden und einer aus der Ukraine.
Zu Beginn des Jahres 2007 sah die Zusammensetzung der Studentenschaft so aus: insgesamt 84 Studenten, 74 davon nationale und 10 internationale (aus fünf verschiedenen Ländern), 54 kamen aus mennonitischen Brüdergemeinden (39 aus spanischsprachigen und 15 aus deutschsprachigen) und 10 aus verschiedenen anderen Denominationen.
Gerhard Ratzlaff
Documento Conmemorativo de la Convención de los Hermanos Mennonitas del Paraguay. Asunción, 1983. Gerhard Ratzlaff: Ein Leib – viele Glieder. Die mennonitischen Gemeinden in Paraguay. Hg. Gemeindekomitee. Asunción: Makrografic, 2001, S. 128-130.