Als die kanadischen Mennoniten in den Jahren 1927/28 die >Kolonie >Menno im paraguayischen >Chaco gründeten, planten sie auch den Bau einer großen Kirche, in der die Hauptgemeindeversammlungen stattfinden sollten. Das waren grundsätzlich die Gottesdienste am Sonntagmorgen und an den Kirchenfeiertagen sowie die Bruderschaften, um Gemeindeangelegenheiten zu besprechen.
Der Bau wurde in Osterwick, dem Heimatdorf des Gemeindeältesten, aufgeführt. Der Kirchenraum maß 7 mal 15 Meter, dazu kam ein kleines Nebenzimmer (Predigerstübchen) auf dem Westende. Die Eingangstüren befanden sich an der Nordseite (für die Frauen) und auf dem Ostende (für Männer). Die Wände wurden mit selbst hergestellten rohen Lehmziegeln (doppelte Wand) gebaut und sind noch heute in einem fehlerlosen Zustand. Der ursprüngliche Fußboden wurde mit fest gestampftem Lehm gemacht. Das Dach deckte man mit Wellblechplatten, die zu der Zeit noch Mangelware im Chaco waren. Das Holz für die Fenster, Türen und den Dachstuhl sägten die Pioniere aus den damals im Überfluss zur Verfügung stehenden Chacobäumen (Palo Blanco, Urundey, Quebracho blanco).
Zur Innenausstattung gehörten natürlich die Sitzbänke ohne Lehne für die Gottesdienstbesucher sowie eine Kanzel in der Mitte an der südlichen Längsseite. Zu beiden Seiten der Kanzel befand sich auch, etwas erhöht wie diese, jeweils eine Bank für die Vorsänger (rechts von der Kanzel) und eine für die Prediger und Diakone (an der linken Kanzelseite).
Im Laufe der Jahre, besonders seit die Gottesdienstgestaltung und die Gemeindearbeit in >Menno reformiert wurden, sind verschiedene Umbauten an der Kirche vollzogen worden.
Die Kirche in Osterwick wurde am 8. September 1932 eingeweiht. Zu dieser Feier waren etwa doppelt so viele Personen gekommen, wie in der Kirche Platz fanden. Viele Besucher mussten dann draußen sitzen oder stehen. Während dieses Gotteshaus eingeweiht wurde, fielen etwa 35 km südwestlich die ersten Kanonenschüsse und Bomben in der erbitterten Schlacht um >Boquerón zu Beginn des Krieges zwischen >Paraguay und Bolivien um den Chaco.
Heute ist die Kirche als Museum zu besichtigen.
Uwe S. Friesen