Neu-Halbstadt

Neu-Halbstadt ist der Name des Zentrums der >Kolonie >Neuland. Neu-Halbstadt wurde 1947 als eines der Dörfer der neu entstehenden Kolonie gegründet. Es wurde in Form eines Straßendorfes angelegt. Allerdings wurden die Wirtschaften nur an einer Seite der Dorfstraße angelegt. An der Querstraße gab es jedoch an beiden Seiten der Dorfstraße Wirtschaften. 35 Familien mit 103 Personen waren bei der Gründung von Neu-Halbstadt dabei. Als dieser Ort aber wegen der günstigen Lage und wegen des reichlich vorhandenen nutzbaren Grundwassers zum Zentrum der Kolonie bestimmt wurde, wuchs die Bevölkerung des Dorfes rasch, so dass 2006 in Neu-Halbstadt 290 Familien mit 780 Personen wohnten. In diesem Koloniezentrum befinden sich die Primar- und Sekundarschule, das Krankenhaus und Altenheim, die Apotheke, die Kooperative, das Kolonieamt, das >Bildungszentrum für Ernährung und Hauswirtschaft und die Sportanlagen sowie mehrere Privatgeschäfte und Handwerksbetriebe. Neu-Halbstadt ist mittlerweile auch ein Zuzugsgebiet für Lateinparaguayer, die hier Arbeit suchen. In unmittelbarer Nachbarschaft zu Neu-Halbstadt liegt die indianische Arbeitersiedlung >Cayin ô Clim, in der rund 1800 >Nivaclé wohnen.
Der Name Neu-Halbstadt wurde von dem ehemaligen Zentrum der Kolonie Molotschna in Südrussland übernommen. Halbstadt war 1804 zusammen mit acht weiteren mennonitischen Dörfern in der Molotschna, Ukraine, von Mennoniten aus Westpreußen gegründet worden. Da hier das Gebietsamt eingerichtet wurde, war es bald das Zentrum der umliegenden Dörfer. Von großer Bedeutung war auch, dass es unter den 58 Dörfern hier die meisten gewerblichen und industriellen Unternehmen gab. Anfangs lebten in Halbstadt nur mennonitische Einwanderer. Infolge des Zuzugs von Fabrikarbeitern änderte sich das, so dass man hier mit der Zeit verschiedene Volksgruppen vorfinden konnte. 1914 waren in Halbstadt Nicht-Mennoniten bereits in der Mehrheit.
1843 wurde am östlichen Ende von Halbstadt von Johann Cornies Neu-Halbstadt gegründet, das vom Fürsorgekomitee als Siedlung anerkannt wurde, da 269 Handwerkerfamilien, die in Halbstadt wohnten, kein Land besaßen. In dem neu gegründeten Neu-Halbstadt wurden nur Handwerker aufgenommen. Die in Halbstadt erbaute Dorfschule sowie auch die Fortbildungsschule wurden später nach Neu-Halbstadt verlegt. Auf diese Weise wurde Neu-Halbstadt zu einem Kulturzentrum der Kolonie Molotschna.
Als die Mennoniten 1943 aus Russland flüchten mussten, kam eine Gruppe der Flüchtlinge über Deutschland nach Paraguay, um hier eine neue Heimat zu suchen.
Heinrich Braun