Neufeld, Kornelius K.

Als jüngster Sohn von Kornelius Andreas Neufeld wurde Kornelius Junior (1918 – 1988) 1918 auf dem Familienchutor (Landgut außerhalb einer Kolonie) Ekaterinowka in der Nähe von Margenau, Omsker Gebiet, in Sibirien geboren. Seine Mutter Helena Froese war Tochter von Katharina Peters Froese, die aus Süd-Russland nach Sibirien ausgewandert war und dort einen großen Landkomplex für die Familie erworben hatte.
Kornelius Neufeld kam mit der fünften Gruppe, die sein Vater leitete, im Juli 1930 in den Chaco und siedelte mit seinen Eltern im Dorf Rosenort, Nr. 10, an. Er gehörte zu den ersten Zentralschülern Fernheims und ging schon 1938 nach >Asunción, um seine Sekundarschulausbildung zu beenden und Medizin zu studieren. Die deutsche Schule, später >Goetheschule, führt ihn in ihren Registern als Absolvent des Bachillerato Humanístico für das Jahr 1942. Kornelius war ein weltoffener, lebenslustiger junger Mann, sprachbegabt und literarisch interessiert. Sein Medizinstudium an der Universität brach er sehr bald ab, da die Mutter gestorben war und die finanzielle Lage ihn zu verschiedenen Teilzeitarbeiten zwang. Er hat sich dann mehrfach als Unternehmer versucht, war Eigentümer des Hotels Astra, vermarktete in Asunción Lebensmittel, die in den Chacokolonien produziert wurden und arbeitete als Geschäftsführer für verschiedene deutsche Firmen in Asunción. Er pflegte ein reges Sozialleben im deutschen Kegelklub, nahm teil an der Veranstaltung von Festen usw.
Aber seine besondere Liebe galt der Schriftstellerei. Im >Mennoblatt und für den Sammelband >´Kaputi Mennonita´ verfasste er historische und andere Beiträge, die wegen ihrer literarischen Qualität herausragten. Gemeinsam mit Peter P. >Klassen besorgte er auch die Übersetzung des Buches ins Spanische. Seine eigene Kindheitsgeschichte, die Flucht seiner Familie aus Russland, hat er in der Mennoblattserie ‚Damals vor Moskau’ spannend beschrieben. Er stellt sie in den großen Kontext der Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts. Dieses Manuskript wurde im Jahre 2005 von seinen Nachkommen in Buchform herausgegeben (Flucht aus dem Paradies, Agape Verlag 2005, Hrsg. Edith Neufeld).
Kornelius K. Neufeld ist einer der ersten deutsch-mennonitischen Jugendlichen, die außerhalb der mennonitischen Gemeinschaft ihr Leben zu meistern versuchten, ohne den Bezug zu seinen Wurzeln zu verlieren. 1953 heiratete er Helga Vuyk aus Villarrica. Dem Ehepaar wurden drei Kinder geboren. Helga starb 1981 an Herzversagen. Die letzten Jahre von K. K. Neufeld waren teilweise von schweren Schicksalsschlägen gekennzeichnet: Die Firma, zu dessen Direktorium er gehörte, musste Konkurs anmelden. Viele Gläubiger ließen ihren Unwillen an Kornelius aus. Dann kämpfte er mit einer zunehmenden Alkoholabhängigkeit, von der er aber im Laufe seines letzten Lebensjahres ganz frei wurde. Zwei Wochen bevor er an Herzschlag starb, gab er vor der Asuncióner mennonitischen Gemeinschaft einen bewegenden Bericht von seiner persönlichen Beziehung zu Gott. Viele sahen das als eine Heimkehr zur mennonitischen Gemeindezugehörigkeit an, die er nach seiner Taufe als 16-Jähriger im >Chaco über viele Jahrzehnte vernachlässigt hatte. Seine Freunde und Zeitgenossen erinnern sich an ihn vor allen Dingen als einen gutherzigen Lebenskünstler, fähigen Verkäufer und freischaffenden Literaten. Er starb 1988.
Alfred Neufeld