Kornelius Sawatzky (1922 – 1998) wurde am 7. Mai 1922 in Manitoba Kanada geboren. Am 24. Januar kam er mit seinen Eltern mit der dritten Auswanderergruppe in >Puerto Casado, >Paraguay, an. Er gehörte zu den Pionieren, die im zentralen >Chaco siedelten. 1936 beendete Sawatzky mit 14 Jahren seine Grundschulausbildung in der herkömmlichen Gemeindeschule von >Menno. Mit 21 Jahren wurde er vom Dorf Gnadenfeld, heute Palo Blanco, zum Lehrer berufen. Ohne eine pädagogische Lehrerausbildung unterrichtete er 41 Schüler im Alter zwischen 6 und 14 Jahren in so genannten Mehrjahrgangs-Klassen. Mit einem alten Gaul ritt er zu seinem Arbeitsplatz, der etwa 20 km von seinem Heimatdorf Grünfeld entfernt lag.
Im Jahr 1944 heiratete er Anna Sawatzky Funk, mit der er 54 Jahre im Ehestand lebte. Ihnen wurden acht Kinder geboren. Drei seiner Söhne und drei Schwiegersöhne haben den gleichen Beruf gewählt wie er.
1950 erhielt Sawatzky seine erste pädagogische Ausbildung in Sonderkursen. 1964 begann er nochmals mit einer Grund- und Berufsausbildung und erhielt so den Lehrertitel.
Seine Lehrertätigkeit übte er in manchen Volksschulen von Menno aus, davon mehr als 30 Jahre in der Schule von Friedensfeld, die in der damaligen Zeit als fortschrittlich galt und auch eine Vorreiterrolle in der kolonieinternen Schulreform übernahm. Auch in den Schulen von Gnadenfeld, Reinfeld und Neuhof war Sawatzky tätig.
In den 1960er und 1970er Jahren übernahm er neben seiner Lehrertätigkeit die Schulinspektion und die Leitung der Volksschulen von Menno. 1984 stieg er aus Gesundheitsgründen aus der Lehrarbeit aus.
Sawatzky überlebte einen Schlangenbiss und drei Herzinfarkte. Am 16. November 1998 starb er an Herzversagen.
Als Autodidakt entwickelte er sich zu einem der führenden Pädagogen und Reformer der Grundschulen in Menno. Tägliche Fachlektüre, Selbststudium und kollegiale Unterrichtsbesuche gehörten fest zu seiner Lernstrategie.
Seine Einsätze für die Lehrerfortbildung und sein ganzes Wirken als Schulpädagoge beeinflussten stark die pädagogische Reform im Klassenzimmer. Sein Unterrichtsstil war praktisch orientiert. Sehr früh hatten in seinem Unterricht neben den Hauptfächern Deutsch, Rechnen und Religion auch Weltgeschichte, Erdkunde, Naturkunde und Musiklehre einen festen Platz gefunden.
Mehrere Male erhielt er eine Anerkennung als bester Lehrer von Menno und sein Unterricht wurde zu wiederholten Malen von der Schulinspektion mit der höchsten Punktzahl bewertet.
Sein pädagogisches Können und Wissen schlug sich nicht zuletzt auch in der multiplikatorischen Tätigkeit als Pädagoge in der >Kolonie nieder. Neben der Schulinspektion leitete er Fortbildungskurse, in denen er des Öfteren als Hauptreferent auftrat. Längere Zeit war er Vorsitzender bei Abschlussprüfungen und arbeitete bei der Erstellung der ersten Stoffpläne der Chacokolonien mit.
Außerdem war Sawatzky fünf Jahre Diakon und danach ein beliebter >Prediger in der Nordmenno-Gemeinde. Er war einer der ersten Chorleiter und Sonntagsschullehrer in der Kolonie.
Sawatzky war also ein großer Pädagoge und einer der Hauptakteure in der pädagogischen und curricularen Primarschulreform in Menno.
Adolf S. Sawatzky
Geschichtskomitee der Kolonie Menno (Hg.): Glaube und Schule unserer Väter – Ein Beitrag zum 80. Jubiläum der Kolonie Menno im paraguayischen Chaco. 2007, S. 209-210.