Trébol

Die natürliche Wasserstelle, etwa 5 km östlich vom Zentrum >Filadelfias, ist heute unter dem Namen Parque Trébol bekannt. Nach Ausbruch des >Chacokrieges gab das paraguayische Heer diesem Ort den Namen >Fortín Trébol. Für die Fernheimer erhielt Trébol historische Bedeutung als Ankunftsort und Zeltlager der ersten Gruppe. Die ersten 61 Familien erreichten diesen Ort am 27. April 1930. Trébol war sozusagen das Sprungbrett für die neue Ansiedlung. Der Vertrag, den das >MCC mit der >Corporación Paraguaya gemacht hatte, verlangte eine gewisse vorbereitende Arbeit auf dem gekauften Landkomplex. Die Corporación sollte Kämpe für die Dörfer finden, diese vermessen und Brunnen graben. Ausgeführt war hiervon nur die kleine Vorbereitung auf dem damals so genannten Corporationskamp, wo ein Schuppen gebaut und ein Brunnen gegraben worden waren. Somit war der Platz auch die erste Enttäuschung der Siedler, denn man musste einsehen, dass sozusagen keine Vorbereitungen getroffen worden waren, und selbst die geeigneten Kämpe (>Kamp) für die Dörfer erst gesucht werden mussten. Die Zeltplanen, die jede Familie als >Ausrüstung mitbekommen hatte, waren innerhalb von zwei Tagen aufgebaut. Ein hiervon existierendes Foto erinnert an diesen schlichten Anfang der Siedlung >Fernheim.
Die Gründung der Dörfer wurde jedoch unverzüglich in Angriff genommen, und die Familien zogen auf ihre Wirtschaften, die möglichst schnell vermessen wurden. Trébol wurde die Versorgungsbasis, wo die Nahrungsmittel ankamen und verteilt wurden. Der erste Lagerraum der Kooperative stand dort bis zur Überführung nach Filadelfia im Juni 1932. Die ersten Sitzungen der Bürger, auch die Gründerversammlung der >Kolonie, fanden in Trébol statt, obwohl es in den Protokollen lediglich heißt, dass die Sitzung “im Corporationsgebäude bei Lichtfelde stattfindet”.
Nach der Gründung Filadelfias verlor der Ort schnell an Bedeutung. Als der Chacokrieg ausbrach, war das Heer an diesem Ort interessiert, weil der Brunnen gutes Wasser führte. Der Weg von Isla Poí nach Toledo führte damals über Trébol, und daher war der Ort strategisch interessant. Als das Wasser dann aber doch knapp wurde, zog sich die Kavallerie zurück nach >Isla Poí, und eine Truppe Infanteristen nahm das >Fortín in Besitz. Ein deutschsprachiger General namens Ern ließ mehrere Schuppen bauen, die als Unterkunft für Verwundete und als Lagerräume dienten.
Zur Zeit, als das bolivianische Heer besonders nahe an der Westgrenze der Kolonie lag, wurden von Trébol aus Wachtposten in die Dörfer geschickt, die dann zu etwas leidigen Gästen wurden, zumal sie gern die Gärten nach Essbarem durchsuchten. Von den Verwundeten, die in den Baracken untergebracht waren, starben zahlreiche und wurden auf einem Friedhof, 300 Meter westlich vom Brunnen, begraben. Dort wurde ein großes Kreuz errichtet. Später hat die Kolonie die Pflege dieses Friedhofes als Gedenkstätte an den Krieg übernommen.
Heute ist Trébol ein historischer Park und die west-östliche Hauptstraße Filadelfias hat man so benannt, um diesen historischen Ort in Ehren zu halten.
Gundolf Niebuhr