Colegio Loma Plata

Es wurde, wo immer wir waren, zuerst an die Schulen gedacht. So hat ein Prediger vor Jahren die Beziehung von >Menno zur Schulbildung beschrieben. Damit war viele Jahre die >alte Schule bzw. die Gemeindeschule gemeint. Auch wenn es seit der Gründung der >Kolonie 1927 reformbewusste Leute gab, so dauerte es doch fast 30 Jahre, bis in Menno eine weiterführende Schule offiziell eröffnet wurde.
Verantwortliche der Gemeinde und der Kolonieverwaltung bemühten sich um Neuerungen auf schulischem Gebiet. Am 16. Januar 1951 fand im Dorf Ebenfeld eine Beratung statt, zu der Bürger aus verschiedenen Dörfern Mennos, die an einer Verbesserung der Schule interessiert waren, eingeladen waren. Auf der Sitzung wurde beschlossen, noch im selben Jahr mit einem Lehrgang für Jünglinge anzufangen, der in der Sommerzeit zwischen der gewöhnlichen Schulzeit durchgeführt werden sollte.
Als Lehrer wurde Martin W. >Friesen, der Sohn des Ältesten Friesen, eingesetzt, der sich über viele Jahre unter dem Schutz seines Vaters ein umfassendes Wissen durch Selbststudium erworben hatte. Es nahmen zwölf junge Männer im Alter von 13 bis 21 Jahren an diesem ersten Kursus teil, der am 22. Januar 1951 begann und Mitte April kurz vor dem Beginn des Unterrichts der Dorfschulen abschloss.
Dieser Kursus war der Anfang der Schulreform und verlief gegen heftigen Widerstand der Mehrheit der Siedler. Aber weil er sich bewährt hatte, wurde er im folgenden Jahr mit erhöhter Schülerzahl fortgesetzt. Er lief von 1951 bis 1956 in einem Privathaus im Dorf Ebenfeld und wurde Jünglings- bzw Knabenschule genannt, weil nur Jungen daran teilnehmen durften. Im Jahre 1955 gründeten 60 Bürger einen Schulverein mit dem konkreten Ziel, eine weiterführende Schule aufzubauen.
So konnte im Jahr 1956/57 die Vereinsschule in Loma Plata gebaut werden. Schulgegner versuchten den Bau zu stoppen, indem sie über die Jahreswende Fenster- und Türrahmen zerhackten. Doch im Mai 1957 begann der Unterricht in zwei Schulklassen. Lehrer waren Martin W. Friesen und Andreas F. Sawatzky. Mädchen wurden auf Beschluss des Planungskomitees des Schulvereins von Anfang an zugelassen. Die Schule erhielt in ihrer Entwicklngsphase verschiedene Namen: Vereinsschule (von einem Verein geführt), Bibelschule (weil nach Aussagen von Experten der Inhalt sich mit dem einer Bibelschule vergleichen ließ und durch diesen Namen den Gegnern der Wind aus den Segeln genommen werden sollte), Zentralschule (im Zentrum der Kolonie gelegen – nach russischem Vorbild), Colegio (nach Anpassung an das nationale Bildungsprogramm).
Bis zur Übergabe der Schule an die Kolonie im Jahre 1973 wurde die Fortbildungsschule von dem Schulverein geführt, der jedoch große Existenzschwierigkeiten hatte. Durch Beiträge der Mitglieder wurden die notwendigen Kosten wie Lehrergehälter und Unterhalt der Schule gedeckt. Durch gezielte Werbung stieg die Mitgliederzahl allmählich an. Im Januar 1965 waren es 73, ein Jahr später 86 Mitglieder. Im Mai 1972, kurz vor der Übergabe der Vereinsschule an die Kolonie hatte der Verein schon 140 Mitglieder.
Durch Beziehungen zu Gemeinden Nordamerikas und auch zur deutschen Botschaft konnten Beihilfen beantragt werden. Sie erfolgten in drei Formen: 1. finanzielle Beihilfe, 2. materielle Beihilfe und 3. personelle Beihilfe.
Im Jahre 1960 kam mit Jakob >Redekopp der erste Sekundarschullehrer von auswärts in die Kolonie. Die Schulzeit wurde verlängert und das Lehrprogramm nach und nach so weit angehoben, dass die Schule im Jahre 1963 die staatliche Anerkennung als Ciclo Básico erhielt. Im Jahre 1964 schloss dann die erste Gruppe von fünf Jungen und drei Mädchen das vollständige Zentralschulprogramm ab. Nach der staatlichen Anerkennung des Vereinsschulabschlusses als Ciclo Básico war es für solche Schüler möglich, mit einer Bescheinigung in die weiterführenden staatlichen Schulen in >Asunción einzutreten und damit eine Berufsausbildung als Sekundarschullehrer, Kaufmann, Arzt, Veterinär oder Agraringenieur anzutreten, nachdem sie zusätzlich die drei Jahre des Ciclo Bachillerato in Asunción abgeschlossen hatten.
Im Jahre 1973 wurde die Schule bis zur 12. Klasse komplett als Colegio von der Regierung anerkannt.
Am 17. Mai 1973 wurde die Vereinsschule an die Kolonie übergeben. Damit war endlich eine Mehrheit in der Kolonie bereit, die weiterführende Schule als Gemeinschaft zu tragen. In dieser Zeit wurden auch Beziehungen zum Erziehungsministerium aufgenommen, die sich in der Folge immer stärker erweiterten und intensivierten. Heute ist das Colegio Loma Plata staatlich als zweisprachige Schule anerkannt.
Hatte die Vereinsschule im Jahr 1957 mit 32 Schülern, 25 Jungen und 7 Mädchen, aufgeteilt in zwei Klassen, begonnen, so waren es 1973, als erstmals der Bachillerato bis zum 6. Kurs geführt wurde, 121 Schüler in 7 Klassen. 1980 wurden dann 274 Schüler in 14 Klassen, 1990 380 Schüler in 19 Klassen, und 2000 573 Schüler in 32 Klassen unterrichtet.
Um die langen Schulwege für Zentralschüler zu verringern, begann man im Jahre 1976 in Hochstadt, Südmenno, eine Zweigstelle des Colegio einzurichten. Im Verlaufe der folgenden Jahre hat es dann zusätzlich an weiteren Stellen Sekundarschulunterricht gegeben. Heute bestehen Zweigstellen in >Paratodo, Neuhof, >Lolita und >Campo León.
Uwe S. Friesen
Geschichtskomitee der Kolonie Menno (Hg.): Unter der heißen Sonne des Südens, 75 Jahre Kolonie Menno – Erste mennonitische Siedlung in Südamerika, 1927 – 2002. 1. Auflage, 2002, S. 71 – 82; Peter P. Klassen: Die Mennoniten in Paraguay. Reich Gottes und Reich dieser Welt. 2. erweiterte Auflage. Bolanden-Weierhof: Mennonitischer Geschichtsverein e.V., 2001, S. 334-338; Heinrich Ratzlaff: Das Schulwesen der Kolonie Menno; Vom Anfang der Siedlung bis zur Übergabe der Vereinsschule an die Kolonie. Hg. Geschichtskomitee der Kolonie Menno im Auftrage der Schulverwaltung. 1. Auflage 2003; Martin W. Friesen / Heinrich Ratzlaff: Im Dienste der Gemeinschaft 22 (1991) 2, S. 1-12.