Volksliederabend

Die Mennoniten waren schon von Russland her für Musik und Gesang sehr begeistert. So wurden Jugendtreffen oft mit allgemeinem Gesang sowie auch Gruppengesängen ausgefüllt, und das im kirchlichen wie im säkularen Bereich. Die säkularen Veranstaltungen der Jugend an den Wochenenden und bei Hochzeitsfesten nannte man dann >“Bonsch”, wobei viele alte deutsche Volkslieder sowie Schlager und wehmütige Soldatenlieder gesungen wurden. Diese jugendlichen Veranstaltungen kamen aber irgendwann in den 1970er Jahren in Verruf und nachdem von kirchlicher Seite her an den Wochenenden “christliche” Jugendprogramme organisiert wurden, verschwanden die “Bonschabende”.
Anfang der 1990er Jahre organisierte sich in Fernheim ein Musikförderkreis, der unter anderem auch eine Reihe dieser altbekannten Lieder sammelte und in einem Heft veröffentlichte.
Im Jahr 1991 wurde dann der erste Volksliederabend vom Musikförderkreis organisiert und fand ein begeistertes Publikum. Die alten Lieder wurden von Musik- und Gesangsgruppen vorgetragen und sehr oft einfach auch vom ganzen Publikum gesungen. Diese Abende wurde dann ein- bis zweimal im Jahr veranstaltet, wobei das Interesse des Publikums eher noch zunahm. Sehr bald nahmen auch die Musikförderkreise der Nachbarkolonien diese Form der musikalischer Freizeitgestaltung auf.
Irgendwann “entdeckten” die Organisatoren der jährlichen Viehausstellungen und Rodeos die Volksliederabende und luden die Sänger und Musikanten ein, an einem Abend während der jeweiligen Expo einen solchen Volkslieder- und Musikabend zu gestalten. Da kam es dann zu Volksliederabenden mit mehr als 6.000 Besuchern, und die Bühne entwickelte sich zu einem wichtigen Übungsplatz für Neueinsteiger oder auch für eigene örtliche Produktion. Die Volksliederabende sind ein äußerst begrüßenswertes kulturelles Phänomen in unserer Gesellschaft. Sie fördern nicht nur den Erhalt der alten deutschen Kultur, sondern greifen auch über in unsere Landeskultur und können so ein Ort kultureller Verständigung mit unseren Nachbarn hier im Lande sein.
Heinrich P. Ratzlaff, Filadelfia