Zu den mennonitischen Ärzten aus dem Ausland, die hier im >Chaco beruflich tätig waren, gehört Dr. Herbert Schmidt. Dabei muss wohl gesagt werden, dass sein außerberuflicher Einsatz von nicht geringerer Bedeutung für die >Kolonie gewesen ist.
Der Zweite Weltkrieg war in vollem Gange. Bis zum Kriegsbeginn waren verschiedene Ärzte, die meisten aus Europa, jeweils für kurze Zeit in Fernheim tätig gewesen. Während des >Chacokrieges hatte das Sanitätswesen des paragua-yischen Heeres im Krankenhaus von Filadelfia, das vom Militär beschlagnahmt worden war, auch den mennonitischen Siedlern eine gute medizinische Versorgung geboten.
Durch die Situation in Europa fielen die bisherigen Hilfen und auch der Einfluss von Deutschland aus. Daraufhin wurde das >MCC aus den USA mit weiteren Hilfsmaßnahmen tätig. So wurde sehr bald der junge Arzt Dr. John >Schmidt aus Kansas nach Filadelfia geschickt. Er war kein Chirurg. Für die vielen notwendigen Bruch-Operationen (Hernien) bat er seinen älteren Bruder Herbert, der Chirurg war, in den Chaco zu kommen. Im Mai 1942 meldete das >Mennoblatt, dass Dr. H. Schmidt eingetroffen sei.
In wenigen Tagen führte er daraufhin über 30 chirurgische Eingriffe, meistens wohl Bruch-Operationen, durch. Es muss ähnlich wie in einem Lazarett zugegangen sein. Gearbeitet wurde immer am Vormittag und die Patienten wurden daraufhin im Krankenhaus und bei den Nachbarn weiter gepflegt. Nachmittags untersuchte Dr. Schmidt die vorhandene Industrieanlage zur Ölgewinnung (Erdnüsse und Baumwollsamen), die nach seiner Meinung durch eine bessere ersetzt werden sollte.
In der Ausgabe des Mennoblattes vom Juni 1942 schreibt er unter anderem: Zu einem gesunden Klima gehören hauptsächlich: Viel Sonnenschein, frische Luft und die Möglichkeit, häufig im Freien arbeiten zu dürfen.
Wieder zurück in den USA, setzte er sich für die Beschaffung einer leistungsfähigeren Ölpresse ein. Trotz des Kriegszustands, wo jedes größere Stück Eisen als beschlagnahmt galt, bekam er die Sondererlaubnis von der Regierung, diese Presse bauen und nach Paraguay verschiffen zu lassen. Später konnte er zur Inbetriebnahme dieser Presse nach Filadelfia kommen,.
Sein nächstes Projekt im Chaco war, die Buschrodungsmethode schonender zu gestalten, wobei die oberste Erdschicht erhalten bleiben sollte. Er brachte ein Maschinenmonster mit, dass man in den USA brauchte, um ausgediente Autos zu Schrott zu pressen. Dieses veränderte er dahin, dass man damit buchstäblich über den Busch herfuhr, alles zerkleinerte und am selben Platz beließ.
Für zwei Jahre war Dr. Schmidt als Arzt in der Kolonie >Neuland tätig. Sein Medikamenten-Repertoire war nicht sehr breit. Er gab gerne Aspirin. Wenn man fragte: Wie viel? – Nah, dann: Bis es in den Ohren klingelt. Recht oft verordnete er den Patienten, dass sie laufen sollten (er selber lief auch und oft).
Zuletzt hat sich das Ehepaar Schmidt ein Haus in >Filadelfia gebaut. Von den bösen Zungen wurde es als Hühnerstall bezeichnet, da es in einem hier nicht üblichen Baustil errichtet war. Seinen Lebensabend verbrachte das Ehepaar in Kansas. Insgesamt ist Dr. Herbert Schmidt etwa dreißigmal von den USA nach Paraguay gereist.
Rudolf Dyck