Die Anregung zu einem Christlichen Dienst (CD) für die Mennoniten in Paraguay kam vom >MCC aus Nordamerika. Den mennonitischen Einwandern aus Kanada 1927 (>Menno) gestand die Regierung Paraguays 1921 das Privileg, >Gesetz 514, zu. Auf Grund dieses Gesetzes wanderten im Laufe der Jahre und Jahrzehnte viele Mennoniten nach >Paraguay ein, darunter auch die Mennoniten aus der ehemaligen Sow-jetunion. Paraguay nahm alle großzügig auf, auch die Alten, Kranken und Schwachen. Aus Dankbarkeit für dieses Entgegenkommen von Seiten der paraguayischen Regierung rief das >MCC zusammen mit den Mennoniten Paraguays ein Dankeschön-Projekt ins Leben, das Hilfswerk für die Leprakranken.
Der Einsatz von freiwilligen Arbeitern sollte wesentlicher Teil dieses Missions- und Hilfswerkes sein. Somit erging 1950 der erste Aufruf zu einem Christlichen Dienst. 1951 meldeten sich die ersten Helfer. Damit war >Hospital Mennonita Km 81 das erste Arbeitsfeld des CD. Zwei Ziele sollten mit diesem Programm verwirklicht werden: den Hansenkranken (Leprosen) zu helfen und den CD in die mennonitischen Gemeinden einzuführen. Die Arbeit wurde vorerst von einem Komitee geleitet. Später wurde Prediger Martin Dürksen aus Buenos Aires vom MCC angestellt, um den CD und die Friedenslehre in Paraguay zu fördern. Er reiste durch die Gemeinden und warb für dieses Werk.
Die Arbeit wuchs. Das >Gemeindekomitee übernahm die Lepraarbeit auf Km 81. Ab dem 23. Januar 1973 wurde Ernst Weichselberger angestellt, der den CD bis 1993 leitete. Vorher war ein Komitee zuständig gewesen für den CD und ein weiteres für die >Friedenslehre. Seit 1973 laufen diese als ein Komitee unter dem Gemeindekomitee.
Nachdem das Hospital Mennonita Km 81 aufgebaut worden war, setzte man die freiwilligen Arbeiter auch auf anderen Dienstfeldern ein. 1957 begann die Arbeit im so genannten Nervenasyl in Asunción (>Hospital Neuropsiquiátrico). Heinrich Bergen aus Fernheim begann mit dieser Arbeit. 1958 arbeiteten Freiwillige im Kinderheim El Redil und in der Lungenheilanstalt in Asunción. Auch in der Leprakolonie Santa Isabél in Sapucay wurde mitgearbeitet. Sogar beim Bau der >Ruta Transchaco sind freiwillige Helfer eingesetzt worden. Später kamen, unter anderen, folgende Arbeitsfelder dazu: Kinderheim Santa Teresita in Asunción, Altenheim Hogar de Reposo >Capiatá, Kinderheim Casa Cuna in Asunción, Kinderheim Ñandejara in Limpio, Radiostation >ZP-30 La Voz del Chaco Paraguayo in Filadelfia, >Kindertagesstätte Emanuel, Armenviertel Puerto Botánico, Kinderherberge >El Abrigo, Gemeinschaftsdienst >La Carreta, PROED-Schule u. a. m.
Neben den genannten Arbeitsfeldern fielen noch folgende Aufgaben dem CD zu: Einsatz in Katastrophengebieten, Einsätze im Ausland, Austauschprogramme mit MCC: >Trainee und SALT (Serving And Living Together), mit der IMO (Internationale Mennonitische Organisation, Europa), Christliche Dienste, u. a. Auch Arbeitslager (Aufbaulager, kurzfristige Dienste) wurden für Kurzeinsätze organisiert. Im Februar 1972 startete das erste Arbeitslager in Gral. Vedia, Argentinien. Bis zu 13 Arbeitslager pro Jahr mit einer Dauer von jeweils zwei Wochen sind organisiert und durchgeführt worden. Das größte bestand aus 40 freiwilligen Helfern. Durch den Einsatz von Arbeitslagern wurde der CD sehr stark gefördert. In den etwas über 50 Jahren ist der CD der Mennoniten Paraguays riesig gewachsen.
Mindestens drei Modelle der Hilfestellung und Aktionen sind gefördert worden: – Einmal die staatlichen, schon bestehenden Institutionen, z. B. Nervenasyl. Damit war das christliche Zeugnis des CD immer gefordert. In Konfliktsituationen bzw. Krisensituationen wurde der Dialog zur Brücke praktischen Friedensdienstes. – Dann hat der CD aber auch eigene Institutionen und Dienstgelegenheiten geschaffen, z. B. die Kindertagesstätte Emanuel. – Letztendlich hat auch das Modell der Kooperation mit anderen Organisationen viel Segen bedeutet. Die Vernetzung mit MCC, IMO, MMHS (Mennonite Mental Health Services) u. a. m. hat dazu geführt, dass der CD innerlich stark wurde und eine positive Zusammenarbeit erst möglich wurde.
Ernst Weichselberger/Gerhard Ratzlaff
Cornelius C. Dyck: Witness and Service in North America. Scottdale, Pennsylvania: Herald Press, 1980; Cornelius C. Dyck: Something Meaningful for God: The Stories of Some Who Served with MCC. Scottdale, Pennsylvania: Herald Press, 1981; Im Dienste der Liebe. Ein Informationsblatt, das ab 1952 dreimal im Jahr vom Hospital Mennonita Km 81, Paraguay, herausgegeben wird; Paraguay Notes [mimeografierte, periodische MCC-Nachrichten aus Paraguay], Asunción, Paraguay, Mai 1945 Mai 1948; Gerhard Ratzlaff: Die Ruta Transchaco: Wie sie entstand. Asunción: [Selbstverlag], 1998, S. 143-163; Gerhard Ratzlaff: Ein Leib – viele Glieder. Die mennonitischen Gemeinden in Paraguay. Hg. Gemeindekomitee. Asunción: Makrografic, 2001, S. 247-255.