In den Anfangsjahren schlossen sich die Neusiedler der >Kolonie >Friesland zu zwei großen Schulgemeinden zusammen. Das Ziel dabei war, das Schulwesen in zwei Ortschaften zu zentralisieren, um so die Unterhaltskosten zu senken. Mit dem Bau dieser beiden Schulen in den Dörfern Zentral und Großweide wurde schon bald begonnen. Im April 1938 begann der Unterricht. Die Kinder erhielten einen geregelten Unterricht in der Muttersprache und eine geordnete christliche Erziehung. Die Schulpflicht wurde auf sechs Jahre festgesetzt, dem paraguayischen Schulsystem angepasst.
Doch die Verhältnisse für die Volksschüler waren nicht sehr günstig. Sie besaßen keine Fahrmöglichkeiten und mussten deshalb täglich bei großer Hitze einen langen Weg zu Fuß zurücklegen. Angesichts dieser Situation kam man zu dem Entschluss, in den einzelnen Dörfern Schulen zu bauen (die so genannten >Dorfschulen). Im Jahr 1965 gab es in Friesland sechs Schulen.
Mit dieser Dezentralisierung glaubte man anfangs, die Probleme gelöst zu haben. Doch schon bald tauchten neue Schwierigkeiten auf. Die Schülerzahl wurde wegen der Auswanderung immer geringer, so dass nicht immer jeder Jahrgang unterrichtet werden konnte. Außerdem fühlten die Lehrer sich überfordert, wenn sie alle sechs Klassen in einem Raum unterrichten mussten, was meistens der Fall war. Nach vielen Diskussionen zwischen Eltern, Verwaltung und Lehrerschaft über das Für und Wider einer zentralisierten Schule kam die Vollversammlung der Bürger zu dem Entschluss, das Schulsystem erneut zu zentralisieren. 1974 lief dieses Projekt an. Man sprach damals von der Mittelpunktschule. Beim Bau des neuen Schulgebäudes erhielt die Kolonie sowohl finanzielle wie auch materielle Unterstützung von der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) in Köln, Bundesrepublik Deutschland.
Problematisch war und blieb jedoch die Versorgung mit Büchern. Die Schule besaß zwar einige deutsche Fibeln und Lesebücher, aber es fehlten noch mehr Textbücher. Glücklicherweise bekam die Kolonie dann Hilfe von der Kolonie >Fernheim im >Chaco, die sich großzügig für ihre Bedürfnisse interessiert und eingesetzt hat.
Nach diesen Anfangsschwierigkeiten ging es rapide aufwärts mit dem Erziehungssystem in Friesland. Als man sich finanziell und materiell dazu im Stande sah, verlängerte man die Schulzeit bis zur 10. Klasse. Noch waren die Schüler aber gezwungen, die letzten zwei Jahre ihres Schullebens an anderen Schulen (wie z. B. Fernheim, >Asunción, >Loma Plata u. a.) zu beenden. Im Jahre 2001 führte man erstmals den 5. Kurs des Ciclo >Bachillerato und im Jahre 2002 schloss dann die erste 12. Klasse mit insgesamt fünf Schülern ihre Schullaufbahn in ihrer Heimatkolonie ab.
Beate Penner
Gerhard Ratzlaff (Hg.): Auf den Spuren der Väter: Eine Jubiläumsschrift der Kolonie Friesland in Ostparaguay: 1937 – 1987. Asunción, S. 146 – 153.