(Vereinigung der spanischsprachigen Mennoniten Brüdergemeinden). Die Mission unter der spanischsprachigen Bevölkerung war die Initiative der deutschsprachigen Mennoniten Brüder in Zusammenarbeit mit der >Missionsbehörde der Mennoniten Brüdergemeinde von Nordamerika (Toews, J. J. 1975, S. 121). Pioniere dieser Mission waren Albert >Enns und Hans >Wiens, die ihre theologische Ausbildung in Argentinien erhalten hatten. Schon bestehende evangelische Gemeinden in Paraguay, vor allem die der >Hermanos Libres und der >Baptisten zeigten ihre moralische Unterstützung für eine missionarische Tätigkeit in der Hauptstadt des Landes.
Am 28. Februar 1955 fing Albert Enns im Stadtteil Las Mercedes in >Asunción mit der Arbeit an, indem er von Haus zu Haus ging, evangelische Literatur und Bibeln verteilte und die Menschen zu Gottesdiensten einlud. Eine positive Reaktion blieb jedoch aus. So wurde am 19. Mai des gleichen Jahres die Arbeit im Stadtteil Hospital de Clínicas aufgenommen. Im Sommer führte man hier für Kinder die Sommerbibelschule durch unter Mitarbeit einiger mennonitischer Geschwister: Hans und Susi Wiens, Heinrich >Ratzlaff und Hans Pankratz. Am 8. Juli 1956 fand die erste Taufe statt. Zwei Männer, Angel Gagliardi und Cirilio Zayas wurden getauft.
Die Arbeit machte langsam, aber ständig Fortschritte. 1961 schlossen Rudolf und Hilda Plett sich der Arbeit an, gefolgt von Hans Pankratz. In neuen Stadtteilen und Orten wurden Missionsfelder eröffnet, so in San Isidro 1963, in Santa Lucía und San Antonio 1966. Es entstanden neue Gemeinden an diesen Orten. 1964 wurde mit dem >Instituto Bíblico Asunción (IBA) begonnen und 1966 das >Colegio Alberto Schweitzer gegründet.
Die Missionare bemühten sich, den Gemeinden unter der spanischsprachigen Bevölkerung so schnell wie möglich Selbstständigkeit zu verleihen. Dazu gehörte zunächst die Schulung von Arbeitern für die Gemeinden durch die Bibelschule. Ein wesentlicher Schritt in dem Bemühen um die Selbstständigkeit der Gemeinden war der Zusammenschluss der nationalen Gemeinden zu einer Convención. Am 1. Mai 1971 konstituierte sich unter der Leitung der Missionare die Convención Evangélica de los Hermanos Mennonitas, ein Zusammenschluss von vier Gemeinden mit insgesamt 70 Gliedern. Ein kleiner, bescheidener Anfang. Die große Sorge der jungen Convención wie auch der Missionare blieb über Jahre das zahlenmäßig schwache Wachstum der Gemeinden. Intensiv suchte man nach Wegen und Methoden, um das Wachstum der Gemeinden zu beschleunigen. Im Jahre 1973 stand die Gliederzahl in den vier Gemeinden erst bei knapp 100.
Einen Sprung vorwärts machte das Gemeindewachstum durch >Evangelismo Extensivo (Evex, Erweiterungs-Evangelisation), ein gezieltes und intensives Evangelisationsprogramm, das im Jahre 1973 anlief und sich über sechs Jahre zog. Als Folge dieses Projektes entstanden eine Anzahl von Gemeinden in verschiedenen Städten des Inlandes. Die Arbeit erweiterte sich zusehends.
Die Convención übernahm nach und nach immer größere Verantwortung in der Evangelisation des Landes. Junge geschulte Arbeiter traten in den Dienst der Gemeinden und der Convención. Dadurch wurden im Laufe der Zeit neue Strukturen notwendig und eingeführt.
Im Juni 1984 bezog die Convención ihre eigenen Räumlichkeiten. Es folgte die Einsetzung eines Exekutivsekretärs und einer Sekretärin. Im gleichen Jahr stellte die Convención einen Vierjahresplan auf, nach welchem in jedem Jahr an einem neuen Ort mit vereintem Einsatz eine neue Gemeinde von ungefähr 100 Gliedern gegründet werden sollte.
Das hoch gesteckte Ziel von 100 Gliedern wurde zwar nicht erreicht, aber es entstanden vier neue Gemeinden an vier neuen Orten. Dennoch war dieses Projekt für die Convención von Bedeutung, weil es ihr eigenes war. Mitglieder der Convención hatten es ausgearbeitet und durchgeführt, wenn auch mit der finanziellen Unterstützung der >Missionsbehörde der MBG von Nordamerika. Das Selbstbewusstsein der leitenden Brüder in der Convención wurde dadurch wesentlich gestärkt und ermutigte sie zu neuen größeren Schritten.
Für die Jahre 1992 bis 2002 wurde ein Plan erarbeitet, der vorsah, für diese Zeit 50 neue Gemeinden im Inland zu gründen. Auch dieses Ziel konnte nicht erreicht werden. Bis Juni 2000 waren jedoch 22 neue Gemeinden entstanden. So führten die Einsätze zu einem ermutigenden Wachstum in den Gemeinden. Viel Begeisterung für die evangelistische und missionarische Arbeit nach außen hin machte sich bemerkbar. Anfangs 2007 hatte die Convención in 48 Gemeinden 30 ordinierte Pastoren, von denen aber nur wenige vollzeitig im Gemeindedienst standen. Fast alle Pastoren haben ihre Ausbildung im >IBA erhalten. Im Jahre 2008 hatte die Convención 3161 Gemeindeglieder.
Um ihren vielseitigen Auftrag zu erfüllen, sind die Gemeinden seit 1999 in fünf Zonen aufgeteilt. Innerhalb der Convención hat jede Zone ihre eigene lokale Organisation mit einem eigenen Leiter. In diesem engeren Rahmen sollen die lokalen Bedürfnisse konkret wahrgenommen werden und dürfen von da an die Leitung der Convención weitergeleitet werden. Die Arbeit innerhalb der Convención wird von mehreren Kommissionen vorangetrieben: Kommission für Evangelisation und Mission (Comisión de Evangelización y Misión), Frauenverein (Comité de Damas), Kommission für christliche Erziehung (Comité de Educación Cristiana) und Jugendkomitee (Comité Juvenil).
In finanzieller Hinsicht wurde die Convención zu größerer Selbstständigkeit gezwungen. Kamen zu Beginn der neunziger Jahre noch 90 % ihres Haushaltsplanes von der Missionsbehörde im Norden, so sind sie seit 2003 finanziell unabhängig. Kam zu Beginn der Missionsarbeit die große Mehrzahl der Glieder der spanischsprachigen Gemeinden aus der unteren sozialen Schicht, so hat sich das im Laufe der Jahre geändert. Auch die Zahl der Berufstätigen und von Gliedern mit Universitätsausbildung nimmt zu, besonders in Asunción und Umgebung. Mit der deutschsprachigen Vereinigung der MB-Gemeinden arbeitet die Convención im IBA und in >OBEDIRA in brüderlichem Geiste zusammen.
Gerhard Ratzlaff
Gerhard Ratzlaff: Ein Leib – viele Glieder. Die mennonitischen Gemeinden in Paraguay. Hg. Gemeindekomitee. Asunción: Makrografic, 2001, S. 217-222; Documento Conmemorativo de la Convención de los Hermanos Mennonitas del Paraguay. Asunción, 1983; Gerhard Ratzlaff: Historia, fe y prácticas menonitas: Una perspectiva Paraguaya. Asunción, Paraguay: Facultad de Teología, sede: Instituto Bíblico Asunción, 2005, S. 201-207.