Filmdienst in den Chacokolonien

Der Filmdienst wurde Ende der 1950er und in den 1960er Jahren eingerichtet. In >Fernheim erhielt man 1962 einen Projektor von der >deutschen Botschaft, der von Ernst Neudorf bedient wurde. Lehrer Ernst Eitzen übernahm den Dienst 1968 und hat sieben Jahre intensiv damit gearbeitet.
Ende der fünfziger Jahre fing man auch in >Neuland an, Filme zu zeigen, zuerst im Erdnussspeicher und später auf dem Hof des Koloniegeländes. Nachdem die Aula gebaut worden war, fanden hier die Filmabende statt. Organisiert wurden sie in Zusammenarbeit von Schule und Kolonieamt. Später lag diese Aufgabe im Verantwortungsbereich des Schulrats.
In >Menno kam der erste 16-mm-Filmprojektor der Marke Siemens 1965 durch die deutsche Botschaft nach >Loma Plata. Zum Apparat gehörte auch ein Mikrofon.
Während der ersten Zeit der Vereinsschule in Loma Plata um 1960 waren Diapositive eine große Neuigkeit für Schüler und Lehrer. Die kleinen Apparate mit Bildern auf einer Drehscheibe erregten Aufsehen. Etwas später hatte die Schule auch Diaprojektoren. Diese wurden im Unterricht viel benutzt und auch auf größeren Versammlungen, z. B. wenn Dr. John R. >Schmidt in die >Kolonie kam, um Berichte über die Leprastation (>Km 81) zu bringen.
Weiter erhielten die Schulen auch in den Lehrmittelsendungen Diaprojektoren mit Serien von Dias aus Deutschland zu verschiedenen Unterrichtsthemen.
Die Chacokolonien haben im Filmdienst gut zusammengearbeitet. Man machte in Asunción die Verleihstellen für Filme ausfindig und lieh von der deutschen Botschaft, aber auch von der amerikanischen und der französischen Botschaft Filme aus. Außerdem wurden von den Filmverleihstellen Don Bosco und Biedermann Filme ausgeliehen. Es wurden “Deutschlandspiegel” gezeigt sowie Spielfilme etc. Es gab sie damals nur in Schwarz-Weiß. Man organisierte möglichst für jedes Wochenende ein Programm, für Samstag und/oder Sonntag. Es war eine gute und informative Abwechslung für Heimschüler und andere Jugendliche oder auch für Erwachsene aus den Kolonien.
Die verantwortlichen Lehrer, die Schulverwaltung und andere verantwortliche Personen waren vorsichtig in der Auswahl der Filme, um die Moral der Gesellschaft zu schützen. Ordnung zu halten bei den Filmvorführungen war oftmals ein Problem, denn es waren lockere Versammlungen, nicht so geregelt wie die in den Kirchen. Für Ordnung an Filmabenden in Menno war der >Lehrdienst verantwortlich. So etwas könnte man sich heute (2007) nicht vorstellen.
Später wurden Eintrittsgelder kassiert, Schüler hatten oftmals freien Eintritt, und einige von ihnen wurden auch als Helfer eingesetzt. Die Verantwortlichen für Filmabende in der Aula bekamen für die Arbeit eine Entschädigung. Auch Indianer begannen sich für diese Filmabende zu interessieren; aber einige Leute lehnten sich dagegen auf. Wenn interessante, humorvolle Filme wie Tarzán, Gordo y Flaco oder Zeichentrickfilme gezeigt wurden, war die Aula bis auf den letzten Platz besetzt.
Mit der Zeit zeigte der Filmprojektor von der deutschen Botschaft Verschleißerscheinungen, und der Filmdienst kaufte 1979 für Loma Plata und auch für >Paratodo und Grünau neue Projektoren in Asunción.
Öfters wurden Filme in spanischer Sprache ausgeliehen, und so dienten diese Filmprogramme gleichzeitig auch dem Spanischunterricht.
Eine Bildstelle für die drei mennonitischen Chacokolonien wurde im Oktober 1983 im >Lehrerseminar in Filadelfia mit Hilfe der deutschen Botschaft eingerichtet und Trikoloniale Bildstelle genannt. In jeder Kolonie wurde ein Vertreter für die Bildstelle ernannt, über den diese audiovisuellen Lehrmittel angefordert werden konnten. Hierbei handelte es sich hauptsächlich um eine große Auswahl von didaktischen Filmen und Dias zu den verschiedensten Themen im Unterricht für die Schulen wie auch für das Lehrerseminar. Auch waren viele Filme geeignet für das allgemeine Publikum. Filmprojektoren und Diaprojektoren gehörten auch zur Bildstelle und konnten mit ausgeliehen werden.
Anfang der 1980er Jahre wurde für Loma Plata noch ein gebrauchter 35 mm Filmprojektor gekauft. Die Lehrer Andreas F. Sawatzky, Franklin R. Klassen und Hans Fast haben während dieser Jahre als Hauptverantwortliche im Filmdienst gestanden, bis diese Art von Programmen zu Beginn der 1990er Jahre überflüssig wurde.
Bis in die 1980er Jahre wurde der Filmprojektor immer im Gang der Aula aufbewahrt. Für den 35 mm Apparat wurde oberhalb der Eingangstür der Aula ein Stübchen für den Filmprojektor eingebaut, von wo aus dann die Filme projiziert wurden, auch mit dem 16 mm Apparat. Dieses Filmstübchen hängt dort heute noch unterm Dach mit einigen alten Apparaten als Erinnerung.
Etwas später hat das Colegio Loma Plata noch einen BOSCH-Projektor 16 mm und einen 8 mm für Unterrichtsthemen in einer Lehrmittelsendung aus Deutschland erhalten. Doch dann kamen Fernseher und Videos in Schule und Familie, so dass seitdem solche Projektoren nicht mehr gebraucht werden.
Andreas F. Sawatzky
Andreas F. Sawatzky: 50 Jahre Colegio Secundario Loma Plata, Grafitec, 2009; Bruno Epp: Mennoblatt 33 (1962) 20, Jugendblatt; Robert G. Unruh: Mennoblatt 35 (1964) 2, S. 6; Georg u. Renate Harder: Mennoblatt 52 (1981) 17, S. 4-5; Andreas T. Friesen: Jubiläumsschrift PARATODO – 1948-1998. 1. Auflage. Loma Plata: Druckerei Friesen, September 1998, S. 66-67.