Im >Chaco gehörten die Heuschrecken in den ersten Jahrzehnten zu den gefährlichsten Feinden der Siedler.
Heinrich >Dürksen schreibt in seinem Buch Dass du nicht vergessest, Seite 103, über die Heuschreckenplagen im Chaco: Große Not bereiteten uns in den Anfangsjahren auch die Heuschreckenplagen. Diese Vielfresser, die in riesigen Schwärmen so ganz unerwartet einfielen, sich auf Felder und Gärten warfen und in ganz kurzer Zeit Obstbäume und Pflanzungen kahl fraßen, brachten die Siedler manchmal fast zur Verzweiflung. Wie oft standen die Gärten blühend und viel versprechend da, und dann verdunkelte sich plötzlich der Himmel mit einer schweren Wolke. Was würde sie uns bringen: Regen oder Heuschrecken?
Und wenn die Antwort klar war und es Heuschrecken waren, begann der aufreibende Kampf. Alle erreichbaren Gegenstände wie Blechdosen, Eimer oder Deckel wurden dafür eingesetzt, um die gefräßigen Räuber durch Lärm und laute Geräusche zu verscheuchen, meist ohne Erfolg. Wenn sie sich erst scharenweise im Sturzflug auf Obstbäume, Sorghum oder Baumwollfelder fallen ließen, schmolz jede Hoffnung dahin. Die Felder blieben als Gerippe übrig und die Bäume reckten ihre kahl gefressenen Äste anklagend gen Himmel. Und dann folgte die nächste Plage auf dem Fuß. Am Rande der Felder, auf festerem Boden, hatten die Heuschrecken ihre Eier gelegt. Aus ihnen schlüpften nach drei Wochen Millionen kleiner Fresser, die nächste Generation, die gierig über die Felder zog und alles fraß, was die vorige übrig gelassen hatte, dazu die inzwischen neu bepflanzten Äcker. Um die große Schar von Hüpfern wurden Gräben ausgehoben, in die man die junge Brut mit Tüchern und leeren Säcken trieb und dann mit Erde bedeckte. Vor dem Zuschütten füllten wir aber auch oft die Säcke mit Heuschrecken, um sie zu Hause den Hühnern als Futter hinzuschütten. Die machten sich mit lautem Gegacker über sie her und pickten zu, bis keine mehr zu finden war.
Die Wanderheuschrecke erscheint seit den 1950er Jahren nicht mehr in größeren Schwärmen. Die Grashüpfer dagegen, die seit den siebziger Jahren verstärkt auf künstlich angelegten Weideflächen auftreten, sind nicht von der gleichen Art. Sie befallen die Weiden unterschiedlich stark, so dass manchmal chemische Bekämpfung notwendig wird. In den Jahren 1993 – 1995 wurde der letzte großflächige Grashüpferbefall im zentralen Chaco verzeichnet. Damals wurde die Plage auf 130.000 ha Weide mit Giftspritzen zum Teil auch mit Flugzeugen aus der Luft bekämpft.
Uwe S. Friesen
Peter P. Klassen: Die Mennoniten in Paraguay. Reich Gottes und Reich dieser Welt. 2. erweiterte Auflage. Bolanden-Weierhof: Mennonitischer Geschichtsverein e.V., 2001, S. 120; Walter Quiring: Deutsche erschließen den Chaco. Karlsruhe: Heinrich Schneider, 1936, S. 109 ff.; Bericht von Friedrich Wilhelmi, 1991. EECC-GTZ, 48 Seiten; Bericht von Ferenz, 1989. EECC-GTZ, 13 Seiten; Infoblätter ATF, Fernheim. 1995; Radioprogramm von Agr. Wilh. Giesbrecht und Robert Unruh, 1982; Heinrich Dürksen: Daß du nicht vergessest der Geschichten, Lebenserinnerungen von Heinrich Dürksen. 3. unveränderte Auflage. Asunción: Cromos, 1997, S. 102-103; Atlas der Siedlungsdörfer der Kolonie Neuland. Hg. Kolonieamt – Neuland. 1996.