Gerhard G. Hiebert war ein russlandmennonitischer Obstbauer aus Kalifornien, der sich wiederholt an Einsätzen des >MCC als Freiwilliger beteiligte. Schon 1921 nahm er am Einsatz zur Linderung der Hungersnot in Südrussland teil, wenig später an der Ansiedlung kanadischer Mennoniten in Mexiko und Anfang April 1930 kam er nach >Paraguay, um die Ansiedlung der >Kolonie >Fernheim zu begleiten. Am 25. November 1931 wurde er auf einer allgemeinen Koloniefeier in Filadelfia verabschiedet. Bei den Fernheimern ist seine Bescheidenheit, sein Mut, gegen die Korruption in der >Corporación Paraguaya anzutreten sowie seine Vermittlerrolle zwischen MCC und Siedlung in dankbarer Erinnerung geblieben. Im >Mennoblatt Nr. 11, 1932 erzählt N. >Siemens eine Reihe von Anekdoten, die den Charakter und Einsatz Hieberts beschreiben. Wie beruhigte es manch ein Mütterchen im Hafen von Puerto Casado, wenn es nach 40-tägiger schwerer Seereise mit einem warmen Händedruck und einem freundlichen Wellkom enn Paraguay begrüßt wurde. Dieser nüchtern-sachliche Mann fuhr dann mit den Einwanderergruppen hinaus in den wilden >Chaco.
Das MCC war mit Hiebert offenbar nicht ganz einverstanden. Man meinte, dass die Krise, welche zwischen den Fernheimern und der Corporación Paraguaya im ersten Siedlungsjahr entbrannte, teilweise durch diplomatische Unkenntnis, fehlendes Spanisch und eine übermäßige Parteinahme G. G. Hieberts verursacht war. In dem Bericht von T. K. >Hershey (1931) lautet eine der Empfehlungen, dass Bruder G. G. Hiebert seiner Verantwortung enthoben werden sollte.
Den Fernheimern blieb er in guter Erinnerung. Ein Dorf, das zur Zeit seines Abschiedes gegründet wurde, nannte man Hiebertsheim.
Gundolf Niebuhr
Nicolai Siemens: Mennoblatt 2 (1931) 2/8, S. 4; T. K. Hershey, Bericht von seinem Besuch in Paraguay, 1931; G. G. Hiebert, Berichte an das MCC 1930-31, im Archiv der Kolonie Fernheim.