Ein einschneidendes Ereignis für die Gemeinden in den Chacokolonien war der Besuch des Janz-Teams. Der Evangelist Leo Janz mit seinen Mitarbeitern kam 1968 aus Deutschland, um in Paraguay Großevangelisationen durchzuführen. Ungewohnt war an dieser Evangelisation der Ruf zur Entscheidung, bei dem die Besucher, die eine Entscheidung für Jesus treffen wollten, nach vorne gebeten wurden. Außerdem wurden normale Gemeindeglieder als Seelsorgehelfer in die Veranstaltungen einbezogen. Anfänglich glaubten manche Prediger nicht, dass auch einfache, theologisch nicht vorbereitete Christen suchende Menschen zu Jesus führen könnten. Doch in einer gut geplanten Vorbereitungszeit ließen sich viele Gemeindeglieder für den Dienst als Helfer schulen. Sie waren hinterher selbst überrascht, wie vielen Menschen sie bei einer Entscheidung für Jesus helfen konnten.
Auch die Nacharbeit an denen, die zur Aussprache kamen, wurde gut geplant und organisiert. Die Seelsorgehelfer übernahmen auch einen großen Teil der Weiterführung. Eine so gründlich durchgeführte Vor- und Nacharbeit bei Evangelisationen kannte man bisher in den mennonitischen Gemeinden noch nicht. Gemeindeleiter und Christen arbeiteten aber bereitwillig an diesem etwas anderen Modell einer Großevangelisation mit. Die Frucht war überwältigend. Hunderte Menschen kamen zur Aussprache und trafen ihre Entscheidung für Jesus – auch Kinder und Jugendliche. Es gab so etwas wie eine Erweckung in der Kolonie Fernheim. Von da an wurden Evangelisationen immer nach dem Vorbild der Janz-Team-Evangelisation durchgeführt: mit ausgebildeten Seelsorgehelfern aus den Gemeinden und speziellem Nacharbeitsmaterial.
Die gute Resonanz auf die Veranstaltungen hing wohl auch damit zusammen, dass die Radiosendung Ruf zur Entscheidung vom Janz-Team schon einige Jahre über die Station >Radio HCJB, Die Stimme der Anden, aus Quito im >Chaco gehört wurde. Außerdem waren die Janz-Brüder mennonitischen Ursprungs und selbst Auslandsdeutsche. Sie sprachen die Sprache der Siedler im Chaco und kannten ihren Glaubenshintergrund. Die Janz-Familie stammte aus Kanada, wo Leo, Hildor und Adolph Janz schon erste Erfahrungen mit Evangelisationen und Radiosendungen gemacht hatten. Leo war Prediger und Evangelist und Hildor der Sänger. Cornie Enns und Harding Braaten waren für den Chor zuständig und Adolph Janz leitete das gesamte Schulungsprogramm. 1954 gründeten diese Männer das Missionswerk Janz-Team e.V. in Lörrach, Deutschland. Nach dem ersten Einsatz in >Filadelfia kam das Janz-Team noch mehrmals nach Paraguay, Brasilien und Argentinien.
Rüdiger Klaue